Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 X 2
1647 X 2
Mittwoch Reigersperger bei W. Die Protestanten wünschen,
daß eine weitere Zusammenkunft der Religionsparteien in Osnabrück statt-
findet , da sie zuletzt in Münster waren, und fordern die Teilnahme der Ksl.
und Schweden, da sie letztere zuziehen müssen; auß welchem, sein canzlers
vermelden, zu sehen, daß der zweck der verhoffender vereinigung der
stend under sich, daß alßdan die exteri coniunctis animis beßer zum frieden
zue disponiren, nicht zu glangen sein werd. W: Begrüßt die Bereit-
schaft der Protestanten zu der Konferenz; werde nun an deme stehen, daß
die temperamenta zusammengetragen und drauß die instruction pro depu-
tatis möchte formirt werden. Raigersperger: Ist damit beschäftigt und
hofft, das Ergebnis bald allen Katholiken vortragen zu können. Hat heute
mit Oelhafen gesprochen und auf dessen Frage folgende Hauptschwierig-
keiten genannt: 1. Der terminus a quo; als Kompromiß könne ein für beide
Seiten gleichermaßen gültiger Termin gesetzt werden. Oelhafen: Daß dießer
ein sehr schwerer punct, durch welchen die stiffter Oßnabruck, Minden
und Straspurg woltten excipyrt werden. Meinzischer canzler: Man möchte
davon woll unpartheysch judiciren, ob der catholischen begeren und die
temperamenta nit secundum iura et rationem seyen. Nörmbergensis: Dießes
würde gar hartt zu enderen sein, zumaln es allerseits in truck tanquam res
conclusa spargirt und außkommen. Cancellarius: Es hetten aber die catho-
lische darinnen niemaln consentirt, seyen auch darüber nit befragt, und dan
ia wißentlich die Kayserliche solcher gestaldt den gewaldt nit gehabtt.
Trugen kein schew, daß, wan die catholische ihre rationes anß tagslicht
gebracht, unparteischer iudicio das petitum und der catholischen media
underworffen würden, welches von dem Nürenbergischen mitt stillschwei-
gen beandtworttet worden were. 2. Perpetuitatem, in welche die Katho-
liken aus Gewissensgründen nicht einwilligen können, doch werde es bei
einer bestimmten Zeit, etwa 100 Jahren, keine Schwierigkeit geben. Hier
wie 3. bei der Autonomie hielt Oelhafen eine Einigung für möglich. 4.
Wegen Säkularisation der Stifter meinte er, daß dießes die meiste be-
schwerd wegen der Schwedischen satisfaction, alß welche dardurch gleich-
samb umbgestoßen, haben würde. Raigersperger: Daß man den Schwedi-
schen die satisfaction abzusprechen nit gedächte, nur seye difficultas in
modo. 5. Zur geistlichen Jurisdiktion schlug Oelhafen eine Regelung wie vor
dem Krieg vor, 6. wegen Aufhebung der res iudicatae et transactae ante et
tempore belli die Aufhebung nur der aus dem Restitutionsedikt kommenden
Urteile. 7. Wegen der Parität am Reichskammergericht hielt er, da es den
Katholiken hauptsächlich darum zu gehen scheine, daß sie aus Gewissens-
gründen keine Nichtkatholiken präsentieren könnten, auch einen Kompro-
miß für nötig. Im Gespräch hat er weiter angedeutet, daß die Landgräfin
bei einer Satisfaktion von 800 000 Reichstalern die Forderung auf eine
Hypothek und auf Land fallenlassen werde. – [...]
Weyms bei W. Der Bischof von Verdun bittet, vor einer Erklärung in der
Sache seine angekündigte Information über Lehen und Diözesanrechte abzu-
warten . Er beschwert sich, daß er als belehnter Fürst entsetzt werden soll
und hofft, auf Lebenszeit im Besitz des Stiftes bleiben zu können; in diesem
Fall will er Versicherungen geben, daß er nichts Feindliches gegen Frank-
reich unternehmen wird.
daß eine weitere Zusammenkunft der Religionsparteien in Osnabrück statt-
findet , da sie zuletzt in Münster waren, und fordern die Teilnahme der Ksl.
und Schweden, da sie letztere zuziehen müssen; auß welchem, sein canzlers
vermelden, zu sehen, daß der zweck der verhoffender vereinigung der
stend under sich, daß alßdan die exteri coniunctis animis beßer zum frieden
zue disponiren, nicht zu glangen sein werd. W: Begrüßt die Bereit-
schaft der Protestanten zu der Konferenz; werde nun an deme stehen, daß
die temperamenta zusammengetragen und drauß die instruction pro depu-
tatis möchte formirt werden. Raigersperger: Ist damit beschäftigt und
hofft, das Ergebnis bald allen Katholiken vortragen zu können. Hat heute
mit Oelhafen gesprochen und auf dessen Frage folgende Hauptschwierig-
keiten genannt: 1. Der terminus a quo; als Kompromiß könne ein für beide
Seiten gleichermaßen gültiger Termin gesetzt werden. Oelhafen: Daß dießer
ein sehr schwerer punct, durch welchen die stiffter Oßnabruck, Minden
und Straspurg woltten excipyrt werden. Meinzischer canzler: Man möchte
davon woll unpartheysch judiciren, ob der catholischen begeren und die
temperamenta nit secundum iura et rationem seyen. Nörmbergensis: Dießes
würde gar hartt zu enderen sein, zumaln es allerseits in truck tanquam res
conclusa spargirt und außkommen. Cancellarius: Es hetten aber die catho-
lische darinnen niemaln consentirt, seyen auch darüber nit befragt, und dan
ia wißentlich die Kayserliche solcher gestaldt den gewaldt nit gehabtt.
Trugen kein schew, daß, wan die catholische ihre rationes anß tagslicht
gebracht, unparteischer iudicio das petitum und der catholischen media
underworffen würden, welches von dem Nürenbergischen mitt stillschwei-
gen beandtworttet worden were. 2. Perpetuitatem, in welche die Katho-
liken aus Gewissensgründen nicht einwilligen können, doch werde es bei
einer bestimmten Zeit, etwa 100 Jahren, keine Schwierigkeit geben. Hier
wie 3. bei der Autonomie hielt Oelhafen eine Einigung für möglich. 4.
Wegen Säkularisation der Stifter meinte er, daß dießes die meiste be-
schwerd wegen der Schwedischen satisfaction, alß welche dardurch gleich-
samb umbgestoßen, haben würde. Raigersperger: Daß man den Schwedi-
schen die satisfaction abzusprechen nit gedächte, nur seye difficultas in
modo. 5. Zur geistlichen Jurisdiktion schlug Oelhafen eine Regelung wie vor
dem Krieg vor, 6. wegen Aufhebung der res iudicatae et transactae ante et
tempore belli die Aufhebung nur der aus dem Restitutionsedikt kommenden
Urteile. 7. Wegen der Parität am Reichskammergericht hielt er, da es den
Katholiken hauptsächlich darum zu gehen scheine, daß sie aus Gewissens-
gründen keine Nichtkatholiken präsentieren könnten, auch einen Kompro-
miß für nötig. Im Gespräch hat er weiter angedeutet, daß die Landgräfin
bei einer Satisfaktion von 800 000 Reichstalern die Forderung auf eine
Hypothek und auf Land fallenlassen werde. – [...]
Weyms bei W. Der Bischof von Verdun bittet, vor einer Erklärung in der
Sache seine angekündigte Information über Lehen und Diözesanrechte abzu-
warten . Er beschwert sich, daß er als belehnter Fürst entsetzt werden soll
und hofft, auf Lebenszeit im Besitz des Stiftes bleiben zu können; in diesem
Fall will er Versicherungen geben, daß er nichts Feindliches gegen Frank-
reich unternehmen wird.