Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 IX 25
1647 IX 25
Mittwoch W und d’Avaux bei den Jesuiten. D’Avaux:
Geringe Friedensneigung der Spanier; ungünstige Darstellung ihrer mili-
tärischen und politischen Lage, wogegen durch Steuerbewilligungen und
zum Verkauf frei werdende Ämter die finanziellen Möglichkeiten Frank-
reichs in diesem Jahr besonders gut sind. Auf die Frage nach dem
Stand Lamboys
Lamboy hatte zum Entsatz der nach Ende des Waffenstillstandes angegriffenen Stadt
Paderborn eine Diversion nach Ostfrirsland unternommen, war aber Mitte September
bei Rheine von Königsmarck und den Hessen gestellt worden und blieb dort, während
er die Reiterei wegschickte, mit den Fußtruppen bis Ende Oktober blockiert; vgl.
S. Pufendorf S. 730f.
teilt ihm W dessen heute eingekommenes Schreiben mit.
D’Avaux: Hatte Nachricht, daß er die Reiterei vor Königsmarck in
Sicherheit gebracht, aber das Fußvolk verloren habe. Nun sähe er aber das
contrarium, daß nemblich der Lamboi noch wollgemuht. Er d’Avaux für
sein theill (in confidentia zu vermelden) seye herzlich frohe, dan einmaln
dem catholischen weeßen anderst nit zue helffen, alß daß die Schweden ein
wenig humiliirt würden und mehrers auff Franckreich alß biß dato ein
augh hieltten. Von hertzen were es ihme auch lieb gewest, daß sie neben den
Hessen die stadt Paderborn hetten verlaßen müeßen und alßo dießer geist-
licher , catholischer, bischofflicher ortt were conservirt worden. Darauff
meldend, es were gleichwohl den Spaniern sowoll alß Teutschland frieden
zu treffen högst nöttig, und vermainte, daß wan nur der punctus satisfac-
tionis im reich mitt ihnen Franzosischen geschloßen worden, daß sie alßdan
das übrige desto beßer würden befördern können. Den Spaniern schade es
viell, daß nicht ehender mitt ihnnen alß den Hollenderen geschloßen, dan
sie bey den Hollenderen noch viell vorthellhafftere conditiones für die
Spanier erhaltten haben woltten. Man köntte nicht beßer frieden alß eben
ietzo, dah die sachen etwas ins aequilibrium kommen, machen, wan ein
oder ander theill die oberhand wieder bekommen soltte, würde die sach nur
desto schwerer gemacht werden. I. H. G.: Sie wüsten nicht, waß die
Franzosische satisfaction remoriren köntte, wan man nur in den terminis,
wie es vorm jahr mitt den Kayserlichen abgerehdet, verbleibe.
D’Avaux: Die Kayserliche woltten mitt den episcopatibus wieder zu-
ruckfallen . I. H. G.: Wir Teutsche seyen so grob, daß dieße subtiliteten
niemaln gehört, noch verstehen haben können, und seye es contra commu-
nem sensum et loquendi modum, auch rationem ipsam, maßen ihnen Fran-
zosischen schon offter were remonstrirt worden. D’Avaux: Es nehme
ihme groß wunder, daß man difficultet machen woltte in demjenigen, waß
unter dieße dioeces gehöre. Es weren nur zwey oder drey graffen, dießhal-
ber were das publicum bonum nicht beschwerlicher zu machen. I. H. G.:
Sie woltten vom hertzen wunschen, daß die graffen und alle, so darunter
comprehendirt, damitt zuefrieden weren. Schwer seye es aber nolentes
cogere, imperium diminuere, und hetten sie selbsten zu erachten, waß alßo
erzwungen und mitt gewaldt abgetrungen würde, ob solches ein langen
bestandt haben köndte. I. H. G. köndten sich nit imaginiren, daß vorm jahr
in Septembri, alß wegen dießer dreyer stiffter überlaßung respective begert
und erklert worden, yemaln solches dergestaldt, wie ietz, zu verstehen bey
ihnen Französischen die intention geweßen seye. Man hette gnugsame nach-
richt , woher dieße schöne invention kehme, und sähe auch woll, daß der
Servient es zum meisten treibe. Wan man ihnen Franzosischen auch ein iura-
mentum dießhalber, ob nemblich vorm jahr die intention alßo geweßen,
vorlegen soltte, wusten I. H. G. nit, ob sie Französische solches würden
leisten wollen oder konnen. D’Avaux, stillschweigend und I. H. G.
anfangs ansehend, sagtte endlich, ja man woltte auch ihnen den herzogen
von Lottringen auffdringen und wiederumb restituirt haben. Sie Franzosi-
sche vernehmen, daß die stend auch der meinung weren, würde aber
nimmer geschehen. I. H. G.: Von des herzogen von Lottringen
restitution were in specie niemaln gerehdt worden, das aber woll werde von
den stenden und jedermenniglichen gar unbillich gehaltten, daß, da die
Französische einen jeden zue diesen tractaten haben, ia mitt gewaldt
herzuziehen wollen, maßen mitt dem Ragozzi (so doch ein halber Türck
seye) und allen uncatholischen beschehen, sie diesen catholischen herrn auß-
schließen wollen, da doch dießes hauß der cron Franckreich so vielfalttig
verwandt, auch von demselben viell dienst und gutthatten empfangen hab;
und werde nichts von der restitution gesagtt, sondern daß es billich seye, ex
ipsis Gallorum principiis bey dießer tractaten anfang, daß er gleich anderen
hiehinzukommen und zue tractiren salvum conductum erlangen, auch ge-
hört und zugelaßen werden möge. D’Avaux: Mitt Lottringen were
doch bereits zue Paryß tractirt worden. I. H. G.: Es were aber ad
effectum nichts kommen, und seye ihme dardurch nit geholffen. Mit
Württemberg hat der Kaiser nicht nur verhandelt, sondern geschlossen und
die Restitution durchgeführt, dennoch haben die Franzosen die Sache wie-
der auf den Kongreß gebracht und die Einräumung der Klöster durchge-
setzt . Seye dießes nun billich, so würde auch dem herzogen von Lottringen
anhero zu schicken nicht abzuschlagen sein. Waß aber und welcher gestaldt
zue tractiren, stunde an sein ortt, und würde sichs alßdan schon finden. Die
Französische hetten doch den herrn mediatoribus albereits etliche puncta
heraußgeben, welcher gestaldt die cron Franckreich mitt demselben zue
tractiren vermainte; dafern der herzog alhie hette sein mögen, würde schon
lengst seine erklerung heraußkommen und die tractaten angebunden sein.
I. H. G. erachtens weren zwey ding dabey zue consideriren, 1. ob Franck-
reich gedencke, auff dieße weiß im fürstenthumb Lottringen frieden zu
machen und zu behaltten, 2. ob es nicht nützlicher und sicherer, daß sie
alhie tractirten, daß, da der herzog sich in billiche conditiones nicht ein-
laßen woltte, man ihme alßdan ex parte imperii, der Spanischen, auch
mediatorum desto mehrer sich zu bequehmen zuesprechen und remonstriren
kontte, welcher gestaldt man seinenthalben, sonderlich da er billiche condi-
tiones außschlagen würde, den krieg zue continuiren nicht gedächte.
D’Avaux apprehendirte dies alles woll, ein wenig in gedancken stehend,
darauff uber ein weill sagend: Die Kayserliche ließen sich wegen der trac-
taten mitt Franckreich ietz nicht vernehmen, ob I. H. G. nicht wusten, daß
vom Kayser einige resolutiones weren einkommen. I. H. G. andtwortte-
ten , soviell ihro wißend, von nein. D’Avaux: Man soltte gleichwohl
ein gantzes darauß machen. I. H. G.: Er möchte ihro verzeihen, sie
müsten ihme da etwas sagen. Ihr gedeuchte, daß es eine große diffidenz
verursache und das werck stecke sowoll mitt Franckreich alß sonsten, daß
man nie versichert, daß, waß man einmaln bewilliget, ex parte coronarum
dabey bestanden werden soltte, maßen die Kayserliche vermeldeten, man
erinnerte sich woll, wie es bißhero gangen, da man anfencklich das Elsas,
darnach Breysach, darauff Philipsburg begert und ietz mitt den dreyen
bißthumbern andere explicationes herfürbrächte, und waß dergleichen.
Man soltte sich doch einmaln erinneren, waß gegen die herrn mediatoren
den Churbayerischen, I. H. G. und den Churcöllnischen vom herzogen,
ihme d’Avaux und Servient doch offters für vertröstung beschehen, wan
man nemblich nur Breysach hab und darin willige, demselben tag man den
punctum satisfactionis underschreiben und dabey bleiben wolle; wie es aber
hergangen, seye vorhin angedeutet. D’Avaux: Es seye wahr. I. H.
G.: Wan dan die clausula addendi minuendi etc. auffgehoben würde und
sich deßen die Franzosische gegen die herrn mediatores erklerten, gestaldt
selbige in puncto satisfactionis cessiren und sie weiters nichts mehr begeren,
noch andere interpretationes über das geschloßene machen, sondern, wie es
zue papyr gebracht, verpleiben laßen, auch ratione episcopatuum keine
andere explication thuen, und daß darüber mehr nit soltte begert oder
praetendirt werden, versicherten, woltten I. H. G. gar nicht zweiffelen, daß
sowoll bey den herrn Kayserlichen alß den stenden selbst viell wiedrige ge-
dancken fallen und guete resolutiones heraußkommen würden. D’Avaux
hatt darauff stillgeschwiegen und den kopff ein wenig geschüttelt.
I. H. G. fragten, waß sie doch dan under den episcopatibus verstunden,
ob nit beßer were, ad speciem zu gehen und zu sagen, dieß oder jenes be-
geren wir, dan es sein möchte, daß die stend und Kayserliche sub illa
generalitate verborum ein mehrers comprehendirt zu sein vermeinten, alß es
re vera wehre, alßdan man auch desto leichter sich in einem und anderen
möchte vergleichen können. D’Avaux: Er vernehme auch oppositiones
mitt den zehen stetten, hetten sie dem hauß Österreich ein und andere iura
gestattet, so köntten sie der cron Franckreich auch solche nicht nehmen
oder abschlagen. I. H. G.: Die stette hetten in ihrem memoriali, daß sie
solches dem hauß Österreich alß einem mechtigen benachbarten fürsten,
umb desto mehr beym reich, auch ihren privilegiis geschützet zu werden,
gethan, angedeutet. D’Avaux: Deme were auch zu helffen, wan die
cron Franckreich ratione des Elsaßes vasallus imperii cum voto et sessione
wie andere reichsfürsten were. I. H. G.: Sie müsten bekennen, daß auff
solchem fall viell difficulteten, die ietzo vorkommen, dardurch auffge-
hoben würden; Franckreich aber hette es biß dato nit thuen wollen.
D’Avaux: Jetzo inclinirten sie, er were allezeitt der meinung gewest,
Servient seye ietzo auch der gedancken, allein seye der duc noch etwas zu-
wieder , in meinung, der cron Franckreich wehre nit alß einem solchen
potentaten reputirlich, von einem anderen zue dependiren und sich soviell
zue humiliren; vermainte doch, daß der duc auch keine große difficultet
nunmehr machen würde. I. H. G.: Ihres ermeßens weren 2 sachen zue
consideriren: 1. Daß dießes nichts newes, wie das Beispiel Dänemarks
wegen Holstein, Schwedens wegen Pommern, Spaniens wegen Burgund und
des Kaisers selbst zeigt, der wegen Österreich Leben von Passau, Regens-
burg , Bamberg u. a. empfängt; der Kaiser leistet vor der Krönung als
Kanoniker dem Aachener Kapitel den Eid, eine Reihe von Fürsten für ihre
Kinder bei den Stiftern; Dänemark hat die Session nach vielen Reichs-
fürsten ; dies nehme die reputation nicht. 2. Weren viellmehr die commoda,
so nit allein dem reich und catholischer religion, sondern auch der cron
Franckreich occasione talis feudi zuwachßen köntten, zue consideriren.
D’Avaux: Er musts bekennen, were auch der meinung allezeitt, wie
gemeld, geweßen, woltte auch dabey noch beharren; allein würde es mitt
der session etwan difficultet geben; auff der weldtlichen banck möchte das
erste ortt, welches sie doch billich zue praetendiren hetten, beschwerligkeitt
geben. I. H. G.: Er d’Avaux hette albereits gesehen, wie Churbayern
sich dem Schweden deßhalber opponirt, nicht propter religionem, sondern
propter praerogativam, die selbiges hauß so viell hundert jahr auch über
Spanien und Dennemarck gehabt und manutenirt. D’Avaux: Wanß
dan auff der geistlichen banck were. I. H. G.: Dieß würde weniger nit
große difficultet haben, 1. ob man Franckreich alß einen weldtlichen auff
die banck nehme, 2. de loco, da sie dan auch mitt Spanien in große compe-
tenz kommen würden. D’Avaux: Wan dan, wie Schweden quinto loco
auff der weldtlichen, alßo Franckreich quinto loco auff der geistlichen banck
gegenüber säße? dabey fragend, wie die geistliche banck anfienge. I. H.
G.: Saltzburg, Österreich, Burgund, Bisantz, Teutschmeister, darnach Bam-
berg und die andere bischove. D’Avaux: Der Teutschmeister köntte
woll weichen, Bisanz auch, allein hette es bedenckens mitt Burgund; und
die wahrheit zu sagen, er selbsten köntte ohne disgust neben Burgund nicht
sitzen. I. H. G. darauff lachend: Es hette doch ein jeder könig ein theill
an Burgund. D’Avaux: Wer weiß, villeicht gibt Gott gnad, daß man
bald gantz Burgund bekomme, und würdts alßdan keine difficultet mehr
haben, maßen Franckreich alßdan die session allein, I. H. G. dabey
fragend, was sie vermainten? I. H. G.: Dafern es zue solcher session
kommen soltte, vermainten das beste zue sein, daß Franckreich auff
der weldtlichen banck quintum locum und die Schwedische sextum
hetten, dan der nachfolgenden einer umb desto weniger dawieder zu
sprechen, weiln sie Schweden weichen wollen, umb so viell mehr auch
Franckreich zu thuen. Zuedeme so weren die 2 coronae biß dato alliirt und
so liebe schwestern untereinander gewest, daß sie auch beyeinander woll
würden sitzen können. D’Avaux darüber lachend sagtte: Es were
wahr. I. H. G. haben bey dießem passu wiederholet, waß sie auch
iüngsthin den Franzosischen angedeutet, daß woll zue consideriren seye,
weyln Franckreich die 3 bißthumber Metz, Tull und Verdun unter sich
bringen wolle, dardurch den catholischen 3 vota benommen werden, hin-
gegen den uncatholischen bey dießen tractaten viellfalltig zuwachßen wür-
den . D’Avaux: Die catholische blieben dannoch superiores. I. H.
G.: Es würde gleichwoll die differenz nit viell uber 6 oder 7 bleiben, wan
es anderst so viell were. D’Avaux darüber sich verwundert mitt ver-
melden : Es seye ia billich darauff zu gedencken und woll zu beobachten.
Fragtte darauff, ob I. H. G. heutt die Bayerische post bekommen hetten.
I. H. G. vermeldeten von nein, dan sie allezeitt erst abends umb 6 uhr
kehme, vermeinten die schreiben zue hauß zu finden. D’Avaux: Er
erwarttete mitt verlangen, waß ihme doch sein vetter der de Bigni
Vgl. oben [ S. 1000 Anm. 1 ] .
guetes
schreiben würde. Churbayern hette sich stattlich zum könig in Franckreich
erklert, daß er den punctum satisfactionis, maßen die Kayserliche ihnen
versprochen, gehaltten haben und Franckreich dabey manuteniren helffen,
auch gegen Franckreich mitt feindseligkeitt nit sein wolle. I. H. G.: Ob
er des churfürsten zue Cölln schreiben an könig und Mazzarini gelesen
hab? D’Avaux darauff von ja. I. H. G.: Darauß werde er ersehen
haben, daß Churcölln eben der meinung, allezeitt mitt der cron Franckreich
alle guette freundschafften und frieden zu haltten. D’Avaux:
Vernehme aber, daß in puncto satisfactionis das votum Coloniense und
Moguntinum endgegen gehen. I. H. G.: Er soltte ein wenig zuruck ge-
dencken , waß in puncto Alsatiae, Breysach etc. für vota ex parte Churcölln
geführt worden, und ob nit dadurch die sachen zue ihrem contento merck-
lich facilitirt, alßo gar, daß sie Franzosische sich gegen I. H. G. und andere
Churcöllnische sich deßen bedanckt hetten. D’Avaux: Were wahr,
vermainte gleichwol, daß manß noch ferner bezaigen soltte und sich wegen
der stiffter Metz, Tull und Verdun ihrer intention nit opponiren. I. H. G.:
Sie müsten hie repetiren, waß sie iüngst beym Französischen [!] vermeldet,
nemblich, daß sie doch nit iudiciren woltten, biß man die resolutiones hin-
auß geben; sie wüsten, wie man in dergleichen schweren materiis rationes
pro et contra woll erwegen muste; die endliche erklerung werd es aber
geben. Zuedeme weren Ihre Churfürstliche Durchlaucht nicht wie ein erb-
fürst , der für sich alles absolute thuen köntte, sondern ein wahlfürst; da
gehörten die capitula, auch respective stendt, ad consultationes et resolutio-
nes capiendas. Sie ließen ihme selbsten erachten, ob dies captation benevo-
lentiae bey denen capitulen und stenden seye, daß sie noch immerhin von
den Französischen den Hessen zuetheill hingelaßen werden woltten; gleiche
mainung es dan auch mitt Churmaynz hab, welchem sie das land abge-
nohmmen , die einkombsten abstreckten, ihme auch 4 embter, so Hessen
begert, abschwacken laßen woltten; dergleichen köntten die Teutsche pro
captatione benevolentiae nicht begreiffen. D’Avaux: Sie hetten im
willen gehabt, sich dahin zu bearbeiten, daß dem churfürsten zue Meinz
nur die 2 embter, so in Hessen ohnedas glegen, alß Fritzlar und Naumburg,
abgehen soltten; von den Churcöllnischen stiffteren woltten sie sich auch
bearbeitet haben, daß nichts zuruckpleiben soltte. I. H. G.: Sie weren
der meinung, wan die Franzosische, wie gemeld, ratione clausulae addendi
et minuendi sich erklerten, auch der landgräffinnen von Hessen mitt
authoritet, wie sie woll köntten, zusprechen, daß sie sich mitt den 600 000
reichsthalern, so sie praetendirt, allein von den Franzosischen begert und in
ihren favorem et respectum bewilliget worden, contentirten, aller anderen
chur- und fürsten landen unangefochten ließen, noch etwas weiter prae-
tendirten und ratione solutionis in fide publica sich versicheren müsten, bey
solcher resolution bestendig beharren woltten, daß alßdan nit allein die
interessirte chur- und fürsten dardurch obligirt, sondern alle die sachen in
puncto satisfactionis, ia gar ipsius tractatus universalis pacis imperii facili-
tirt werden soltten. D’Avaux: Vermainte hingegen, daß, wan man
ihnnen satisfaction zuvor gäbe und mitt ihnnen alles richtig machte, alßdan
sie die landgräffin auff solche weeg zue disponiren sehen woltten, dan
sonsten, wan sie dieß zuvor thetten, man ihnen darnach nicht beihaltten
würde. I. H. G.: Man müste gedencken, daß man mitt Teutschen trac-
tire . Wan nun wir Teutsche dieße opinion auch von frembden hetten, wie
würde man einander trawen und bey dießen tractaten zusammenkommen,
da man viellmehr ursach an ihnen Franzosischen zu zweiffelen, weiln sie
sich allezeitt so gar partheisch bezeigt und die landgräffin in ihrem vor-
haben , woh nit angereitzet, doch animirt hetten. Wan sie dan auch gleich
die satisfaction hetten, waß würde man sich dannoch ratione universalis
und ob auch sie die Schweden gleicher gestaldt ad pacem anhaltten woltten,
zu versicheren haben. D’Avaux: Die alliance köntten sie nit brechen,
aber daß sie ihnnen etwan kaldsinnig assistirten, auch die media pecuniaria
subtrahirten, wan sie noch weiter kriegen woltten, und waß dergleichen,
daß köntten sie woll thuen, und würden die Schweden und Hessen dar-
durch sehr incommodirt. Dan weiln der Touraine ietzo außm reich gangen,
hetten die Schweden und Hessen sich bey ihnen Französischen vernehmen
laßen, daß sie gar woll zufrieden weren, wan nur ihnen die subsidia
pecuniaria richtig, wie biß dato, folgten, woltten alßdan den krieg auch
ohne Franckreich im reich noch gar woll continuiren. Dahero sie Franzö-
sische auff dieße weiß und durch deren endziehung dieselben mercklich
incommodiren köntten, dabey vermeldend, es were ein wunderwerck, daß
die subsidia, so Franckreich den Schweden und Hessen vor 10 jahren ver-
sprochen , alle jahr so richtig und in termino biß auff dieße stund bezahlet,
so woll, alß wan es ein kauffman were; welches doch viele millionen
mächte. I. H. G.: Es seye woll zu erbarmen, daß die millionen nit beßer
angelegt würden alß dergestaldt in ruinam religionis et ecclesiarum, damitt
der konig von Gott wiederumb mercedem und nit viellmehr straff zu
erwartten hette. D’Avaux: Sie köntten alßdan in puncto gravaminum
auch noch viell guets thuen, in denen sachen, woh die catholische bona
conscientia nicht weichen köntten, und was sonsten der religion noch etwan
zum besten kommen möchte. I. H. G.: Daß wunschten sie und alle
catholische von hertzen, daß doch ihnen Franckreich in so schweren trac-
tatu religionis dergestalt nicht zugegen, woh nicht gar pro stehen woltte.
D’Avaux: Contestirte nachmaln, wie eyfferig sie sich I. H. G. stiffter
und anderer sachen angenohmmen; die Kayserliche aber, umb die Schwedi-
sche zu gewinnen und von ihnen Franzosischen abzuziehen, hetten alles
hinwegkgeben und verdorben. Die Kayserliche hettens nicht recht angan-
gen , hetten vermaint, die Schwedischen abzuziehen und den Franzosen den
krieg desto mehr auffm halß zu waltzen, da doch das contrarium beßer
geweßen were. I. H. G.: Dies mächten die benedeyten suspiciones,
welche billich pro bono religionis bey allen theilen auff die seiten gesetzet
werden soltten. Legt zur Widerlegung der Behauptung, er selbst habe die
Geistlichen im Stift Osnabrück abberufen, die schwedischen Absetzungs-
befehle vor. D’Avaux: Will darüber mit Longueville und Servien
reden. W: Lage in Wiedenbrück; die schwedischen Beamten und die
von ihnen eingesetzten Prädikanten sind mit Königsmarck abgezogen.
D’Avaux: Verspricht auf Ws Bitte, daß die Franzosen sich für die künf-
tige Einhaltung der Präliminarien einsetzen wollen. Dabey aber in großer
confidenz vermeldet, der Servient were mit I. H. G. gar übell zufrieden,
indeme ihro er die schuld beymeße, daß Churcölln das armistitium wieder-
umb auffgehoben; daß auch I. H. G. keine neutralitet annehmen wollen;
hab iüngst dem herzog referirt, daß ein kupfferstuck in Holland außgan-
gen , darin der Kayser am creutz, der bischoff von Oßnabruck vorm creuz
knie, die andere chur- und fürsten aber, welche auch specificirt und außge-
stochen , lieffen alle vom creutz hinwegk, und stunde darunder geschrieben:
et relicto eo fugerunt omnes. Er sage auch, I. H. G. hetten woll darzue
keine ursach, dan 1. die Franzosische sich allezeitt ihrer stiffter so woll und
eyfferig angenommen, 2. hingegen die Kayserliche ihro das stifft Verden
und Minden gantz abgenohmmen und Oßnabruck alternative gemacht.
I. H. G.: Daß ihrer sich die Franzosische angenohmmen, thetten sie sich
bedancken; sie hetten sich aber offt beklagt, maßen sie auch gestehen müe-
ßen , daß ihre authoritet so wenig gegoltten, daß auch bey so habenden
gueten fundamentis sie die restitution einer eintzigen pfarr nicht hetten
erhaltten können. Waß Franckreich anlange, seyen sie demselben obligirt
und affectionirt, würden sich auch niemaln in dießem passu von beeden
Churfürstlichen Durchlauchten separiren; betreffend aber die hingebung
ihrer stiffter, wuste er selbst, waß die Kayserliche drauff so offt geandt-
worttet , auch wie die gantze sach hergangen. Daß sie aber das armistitium
auffzuheben veruhrsacht haben soltten, köntte ihro nicht imputirt werden.
Churcölln hette seine rationes et fundamenta an die Schwedische generaln,
auch die landgräffinn schrifftlich gnugsamb glangt. Waß die neutralitet
ihrer angienge, da hetten sie so offt gesagtt, daß sie sich nit erkleren kond-
ten , wan man ihro nit zuvorn ihre landen restituirt, dan sich zue neu-
tralisiren und zu verpflichten, nichts von den ihrigen zue recuperiren,
würde ihro ia kein verstendiger und unpassionirter einrahten konnen. Mitt
Wiedenburck cessirte es ietz, weiln die Schweden ihren willen gehabt, sol-
ches zue demoliren. Wan sie nun Fürstenaw ihro wieder einandtwortteten
und dan per congressum legatorum die declaration geben würd, daß tem-
pore tractatuum auß besagten Fürstenaw, wie auch Vörden, keine hostilitet
verübt werden solle, würde allen sachen geholffen sein. D’Avaux:
Gewiß seye es, daß I. H. G. unbillich und auffs übelste begegnet werde, und
möchte mitt Schweden zue tractiren sein, maßen er auch anderst nit ab-
nehmen köndte, daß der herzog de Longeville in dießem I. H. G. parthey
wieder den Servient nehme und alles unbillich hielte; man müste sehen, wie
den sachen zu thuen, wan der Salvius anhero kehme. I. H. G. fragten
letzlich, ob der St. Romain noch nacher Cölln reißen würde? D’Avaux
andtworttete von ja, und würde der punctus satisfactionis, und ob etwan
Ihre Churfürstliche Durchlaucht auff einige neutralitet noch weiter
möchten incliniren, fürkommen.
Geringe Friedensneigung der Spanier; ungünstige Darstellung ihrer mili-
tärischen und politischen Lage, wogegen durch Steuerbewilligungen und
zum Verkauf frei werdende Ämter die finanziellen Möglichkeiten Frank-
reichs in diesem Jahr besonders gut sind. Auf die Frage nach dem
Stand Lamboys
Lamboy hatte zum Entsatz der nach Ende des Waffenstillstandes angegriffenen Stadt
Paderborn eine Diversion nach Ostfrirsland unternommen, war aber Mitte September
bei Rheine von Königsmarck und den Hessen gestellt worden und blieb dort, während
er die Reiterei wegschickte, mit den Fußtruppen bis Ende Oktober blockiert; vgl.
S. Pufendorf S. 730f.
D’Avaux: Hatte Nachricht, daß er die Reiterei vor Königsmarck in
Sicherheit gebracht, aber das Fußvolk verloren habe. Nun sähe er aber das
contrarium, daß nemblich der Lamboi noch wollgemuht. Er d’Avaux für
sein theill (in confidentia zu vermelden) seye herzlich frohe, dan einmaln
dem catholischen weeßen anderst nit zue helffen, alß daß die Schweden ein
wenig humiliirt würden und mehrers auff Franckreich alß biß dato ein
augh hieltten. Von hertzen were es ihme auch lieb gewest, daß sie neben den
Hessen die stadt Paderborn hetten verlaßen müeßen und alßo dießer geist-
licher , catholischer, bischofflicher ortt were conservirt worden. Darauff
meldend, es were gleichwohl den Spaniern sowoll alß Teutschland frieden
zu treffen högst nöttig, und vermainte, daß wan nur der punctus satisfac-
tionis im reich mitt ihnen Franzosischen geschloßen worden, daß sie alßdan
das übrige desto beßer würden befördern können. Den Spaniern schade es
viell, daß nicht ehender mitt ihnnen alß den Hollenderen geschloßen, dan
sie bey den Hollenderen noch viell vorthellhafftere conditiones für die
Spanier erhaltten haben woltten. Man köntte nicht beßer frieden alß eben
ietzo, dah die sachen etwas ins aequilibrium kommen, machen, wan ein
oder ander theill die oberhand wieder bekommen soltte, würde die sach nur
desto schwerer gemacht werden. I. H. G.: Sie wüsten nicht, waß die
Franzosische satisfaction remoriren köntte, wan man nur in den terminis,
wie es vorm jahr mitt den Kayserlichen abgerehdet, verbleibe.
D’Avaux: Die Kayserliche woltten mitt den episcopatibus wieder zu-
ruckfallen . I. H. G.: Wir Teutsche seyen so grob, daß dieße subtiliteten
niemaln gehört, noch verstehen haben können, und seye es contra commu-
nem sensum et loquendi modum, auch rationem ipsam, maßen ihnen Fran-
zosischen schon offter were remonstrirt worden. D’Avaux: Es nehme
ihme groß wunder, daß man difficultet machen woltte in demjenigen, waß
unter dieße dioeces gehöre. Es weren nur zwey oder drey graffen, dießhal-
ber were das publicum bonum nicht beschwerlicher zu machen. I. H. G.:
Sie woltten vom hertzen wunschen, daß die graffen und alle, so darunter
comprehendirt, damitt zuefrieden weren. Schwer seye es aber nolentes
cogere, imperium diminuere, und hetten sie selbsten zu erachten, waß alßo
erzwungen und mitt gewaldt abgetrungen würde, ob solches ein langen
bestandt haben köndte. I. H. G. köndten sich nit imaginiren, daß vorm jahr
in Septembri, alß wegen dießer dreyer stiffter überlaßung respective begert
und erklert worden, yemaln solches dergestaldt, wie ietz, zu verstehen bey
ihnen Französischen die intention geweßen seye. Man hette gnugsame nach-
richt , woher dieße schöne invention kehme, und sähe auch woll, daß der
Servient es zum meisten treibe. Wan man ihnen Franzosischen auch ein iura-
mentum dießhalber, ob nemblich vorm jahr die intention alßo geweßen,
vorlegen soltte, wusten I. H. G. nit, ob sie Französische solches würden
leisten wollen oder konnen. D’Avaux, stillschweigend und I. H. G.
anfangs ansehend, sagtte endlich, ja man woltte auch ihnen den herzogen
von Lottringen auffdringen und wiederumb restituirt haben. Sie Franzosi-
sche vernehmen, daß die stend auch der meinung weren, würde aber
nimmer geschehen. I. H. G.: Von des herzogen von Lottringen
restitution were in specie niemaln gerehdt worden, das aber woll werde von
den stenden und jedermenniglichen gar unbillich gehaltten, daß, da die
Französische einen jeden zue diesen tractaten haben, ia mitt gewaldt
herzuziehen wollen, maßen mitt dem Ragozzi (so doch ein halber Türck
seye) und allen uncatholischen beschehen, sie diesen catholischen herrn auß-
schließen wollen, da doch dießes hauß der cron Franckreich so vielfalttig
verwandt, auch von demselben viell dienst und gutthatten empfangen hab;
und werde nichts von der restitution gesagtt, sondern daß es billich seye, ex
ipsis Gallorum principiis bey dießer tractaten anfang, daß er gleich anderen
hiehinzukommen und zue tractiren salvum conductum erlangen, auch ge-
hört und zugelaßen werden möge. D’Avaux: Mitt Lottringen were
doch bereits zue Paryß tractirt worden. I. H. G.: Es were aber ad
effectum nichts kommen, und seye ihme dardurch nit geholffen. Mit
Württemberg hat der Kaiser nicht nur verhandelt, sondern geschlossen und
die Restitution durchgeführt, dennoch haben die Franzosen die Sache wie-
der auf den Kongreß gebracht und die Einräumung der Klöster durchge-
setzt . Seye dießes nun billich, so würde auch dem herzogen von Lottringen
anhero zu schicken nicht abzuschlagen sein. Waß aber und welcher gestaldt
zue tractiren, stunde an sein ortt, und würde sichs alßdan schon finden. Die
Französische hetten doch den herrn mediatoribus albereits etliche puncta
heraußgeben, welcher gestaldt die cron Franckreich mitt demselben zue
tractiren vermainte; dafern der herzog alhie hette sein mögen, würde schon
lengst seine erklerung heraußkommen und die tractaten angebunden sein.
I. H. G. erachtens weren zwey ding dabey zue consideriren, 1. ob Franck-
reich gedencke, auff dieße weiß im fürstenthumb Lottringen frieden zu
machen und zu behaltten, 2. ob es nicht nützlicher und sicherer, daß sie
alhie tractirten, daß, da der herzog sich in billiche conditiones nicht ein-
laßen woltte, man ihme alßdan ex parte imperii, der Spanischen, auch
mediatorum desto mehrer sich zu bequehmen zuesprechen und remonstriren
kontte, welcher gestaldt man seinenthalben, sonderlich da er billiche condi-
tiones außschlagen würde, den krieg zue continuiren nicht gedächte.
D’Avaux apprehendirte dies alles woll, ein wenig in gedancken stehend,
darauff uber ein weill sagend: Die Kayserliche ließen sich wegen der trac-
taten mitt Franckreich ietz nicht vernehmen, ob I. H. G. nicht wusten, daß
vom Kayser einige resolutiones weren einkommen. I. H. G. andtwortte-
ten , soviell ihro wißend, von nein. D’Avaux: Man soltte gleichwohl
ein gantzes darauß machen. I. H. G.: Er möchte ihro verzeihen, sie
müsten ihme da etwas sagen. Ihr gedeuchte, daß es eine große diffidenz
verursache und das werck stecke sowoll mitt Franckreich alß sonsten, daß
man nie versichert, daß, waß man einmaln bewilliget, ex parte coronarum
dabey bestanden werden soltte, maßen die Kayserliche vermeldeten, man
erinnerte sich woll, wie es bißhero gangen, da man anfencklich das Elsas,
darnach Breysach, darauff Philipsburg begert und ietz mitt den dreyen
bißthumbern andere explicationes herfürbrächte, und waß dergleichen.
Man soltte sich doch einmaln erinneren, waß gegen die herrn mediatoren
den Churbayerischen, I. H. G. und den Churcöllnischen vom herzogen,
ihme d’Avaux und Servient doch offters für vertröstung beschehen, wan
man nemblich nur Breysach hab und darin willige, demselben tag man den
punctum satisfactionis underschreiben und dabey bleiben wolle; wie es aber
hergangen, seye vorhin angedeutet. D’Avaux: Es seye wahr. I. H.
G.: Wan dan die clausula addendi minuendi etc. auffgehoben würde und
sich deßen die Franzosische gegen die herrn mediatores erklerten, gestaldt
selbige in puncto satisfactionis cessiren und sie weiters nichts mehr begeren,
noch andere interpretationes über das geschloßene machen, sondern, wie es
zue papyr gebracht, verpleiben laßen, auch ratione episcopatuum keine
andere explication thuen, und daß darüber mehr nit soltte begert oder
praetendirt werden, versicherten, woltten I. H. G. gar nicht zweiffelen, daß
sowoll bey den herrn Kayserlichen alß den stenden selbst viell wiedrige ge-
dancken fallen und guete resolutiones heraußkommen würden. D’Avaux
hatt darauff stillgeschwiegen und den kopff ein wenig geschüttelt.
I. H. G. fragten, waß sie doch dan under den episcopatibus verstunden,
ob nit beßer were, ad speciem zu gehen und zu sagen, dieß oder jenes be-
geren wir, dan es sein möchte, daß die stend und Kayserliche sub illa
generalitate verborum ein mehrers comprehendirt zu sein vermeinten, alß es
re vera wehre, alßdan man auch desto leichter sich in einem und anderen
möchte vergleichen können. D’Avaux: Er vernehme auch oppositiones
mitt den zehen stetten, hetten sie dem hauß Österreich ein und andere iura
gestattet, so köntten sie der cron Franckreich auch solche nicht nehmen
oder abschlagen. I. H. G.: Die stette hetten in ihrem memoriali, daß sie
solches dem hauß Österreich alß einem mechtigen benachbarten fürsten,
umb desto mehr beym reich, auch ihren privilegiis geschützet zu werden,
gethan, angedeutet. D’Avaux: Deme were auch zu helffen, wan die
cron Franckreich ratione des Elsaßes vasallus imperii cum voto et sessione
wie andere reichsfürsten were. I. H. G.: Sie müsten bekennen, daß auff
solchem fall viell difficulteten, die ietzo vorkommen, dardurch auffge-
hoben würden; Franckreich aber hette es biß dato nit thuen wollen.
D’Avaux: Jetzo inclinirten sie, er were allezeitt der meinung gewest,
Servient seye ietzo auch der gedancken, allein seye der duc noch etwas zu-
wieder , in meinung, der cron Franckreich wehre nit alß einem solchen
potentaten reputirlich, von einem anderen zue dependiren und sich soviell
zue humiliren; vermainte doch, daß der duc auch keine große difficultet
nunmehr machen würde. I. H. G.: Ihres ermeßens weren 2 sachen zue
consideriren: 1. Daß dießes nichts newes, wie das Beispiel Dänemarks
wegen Holstein, Schwedens wegen Pommern, Spaniens wegen Burgund und
des Kaisers selbst zeigt, der wegen Österreich Leben von Passau, Regens-
burg , Bamberg u. a. empfängt; der Kaiser leistet vor der Krönung als
Kanoniker dem Aachener Kapitel den Eid, eine Reihe von Fürsten für ihre
Kinder bei den Stiftern; Dänemark hat die Session nach vielen Reichs-
fürsten ; dies nehme die reputation nicht. 2. Weren viellmehr die commoda,
so nit allein dem reich und catholischer religion, sondern auch der cron
Franckreich occasione talis feudi zuwachßen köntten, zue consideriren.
D’Avaux: Er musts bekennen, were auch der meinung allezeitt, wie
gemeld, geweßen, woltte auch dabey noch beharren; allein würde es mitt
der session etwan difficultet geben; auff der weldtlichen banck möchte das
erste ortt, welches sie doch billich zue praetendiren hetten, beschwerligkeitt
geben. I. H. G.: Er d’Avaux hette albereits gesehen, wie Churbayern
sich dem Schweden deßhalber opponirt, nicht propter religionem, sondern
propter praerogativam, die selbiges hauß so viell hundert jahr auch über
Spanien und Dennemarck gehabt und manutenirt. D’Avaux: Wanß
dan auff der geistlichen banck were. I. H. G.: Dieß würde weniger nit
große difficultet haben, 1. ob man Franckreich alß einen weldtlichen auff
die banck nehme, 2. de loco, da sie dan auch mitt Spanien in große compe-
tenz kommen würden. D’Avaux: Wan dan, wie Schweden quinto loco
auff der weldtlichen, alßo Franckreich quinto loco auff der geistlichen banck
gegenüber säße? dabey fragend, wie die geistliche banck anfienge. I. H.
G.: Saltzburg, Österreich, Burgund, Bisantz, Teutschmeister, darnach Bam-
berg und die andere bischove. D’Avaux: Der Teutschmeister köntte
woll weichen, Bisanz auch, allein hette es bedenckens mitt Burgund; und
die wahrheit zu sagen, er selbsten köntte ohne disgust neben Burgund nicht
sitzen. I. H. G. darauff lachend: Es hette doch ein jeder könig ein theill
an Burgund. D’Avaux: Wer weiß, villeicht gibt Gott gnad, daß man
bald gantz Burgund bekomme, und würdts alßdan keine difficultet mehr
haben, maßen Franckreich alßdan die session allein, I. H. G. dabey
fragend, was sie vermainten? I. H. G.: Dafern es zue solcher session
kommen soltte, vermainten das beste zue sein, daß Franckreich auff
der weldtlichen banck quintum locum und die Schwedische sextum
hetten, dan der nachfolgenden einer umb desto weniger dawieder zu
sprechen, weiln sie Schweden weichen wollen, umb so viell mehr auch
Franckreich zu thuen. Zuedeme so weren die 2 coronae biß dato alliirt und
so liebe schwestern untereinander gewest, daß sie auch beyeinander woll
würden sitzen können. D’Avaux darüber lachend sagtte: Es were
wahr. I. H. G. haben bey dießem passu wiederholet, waß sie auch
iüngsthin den Franzosischen angedeutet, daß woll zue consideriren seye,
weyln Franckreich die 3 bißthumber Metz, Tull und Verdun unter sich
bringen wolle, dardurch den catholischen 3 vota benommen werden, hin-
gegen den uncatholischen bey dießen tractaten viellfalltig zuwachßen wür-
den . D’Avaux: Die catholische blieben dannoch superiores. I. H.
G.: Es würde gleichwoll die differenz nit viell uber 6 oder 7 bleiben, wan
es anderst so viell were. D’Avaux darüber sich verwundert mitt ver-
melden : Es seye ia billich darauff zu gedencken und woll zu beobachten.
Fragtte darauff, ob I. H. G. heutt die Bayerische post bekommen hetten.
I. H. G. vermeldeten von nein, dan sie allezeitt erst abends umb 6 uhr
kehme, vermeinten die schreiben zue hauß zu finden. D’Avaux: Er
erwarttete mitt verlangen, waß ihme doch sein vetter der de Bigni
Vgl. oben [ S. 1000 Anm. 1 ] .
schreiben würde. Churbayern hette sich stattlich zum könig in Franckreich
erklert, daß er den punctum satisfactionis, maßen die Kayserliche ihnen
versprochen, gehaltten haben und Franckreich dabey manuteniren helffen,
auch gegen Franckreich mitt feindseligkeitt nit sein wolle. I. H. G.: Ob
er des churfürsten zue Cölln schreiben an könig und Mazzarini gelesen
hab? D’Avaux darauff von ja. I. H. G.: Darauß werde er ersehen
haben, daß Churcölln eben der meinung, allezeitt mitt der cron Franckreich
alle guette freundschafften und frieden zu haltten. D’Avaux:
Vernehme aber, daß in puncto satisfactionis das votum Coloniense und
Moguntinum endgegen gehen. I. H. G.: Er soltte ein wenig zuruck ge-
dencken , waß in puncto Alsatiae, Breysach etc. für vota ex parte Churcölln
geführt worden, und ob nit dadurch die sachen zue ihrem contento merck-
lich facilitirt, alßo gar, daß sie Franzosische sich gegen I. H. G. und andere
Churcöllnische sich deßen bedanckt hetten. D’Avaux: Were wahr,
vermainte gleichwol, daß manß noch ferner bezaigen soltte und sich wegen
der stiffter Metz, Tull und Verdun ihrer intention nit opponiren. I. H. G.:
Sie müsten hie repetiren, waß sie iüngst beym Französischen [!] vermeldet,
nemblich, daß sie doch nit iudiciren woltten, biß man die resolutiones hin-
auß geben; sie wüsten, wie man in dergleichen schweren materiis rationes
pro et contra woll erwegen muste; die endliche erklerung werd es aber
geben. Zuedeme weren Ihre Churfürstliche Durchlaucht nicht wie ein erb-
fürst , der für sich alles absolute thuen köntte, sondern ein wahlfürst; da
gehörten die capitula, auch respective stendt, ad consultationes et resolutio-
nes capiendas. Sie ließen ihme selbsten erachten, ob dies captation benevo-
lentiae bey denen capitulen und stenden seye, daß sie noch immerhin von
den Französischen den Hessen zuetheill hingelaßen werden woltten; gleiche
mainung es dan auch mitt Churmaynz hab, welchem sie das land abge-
nohmmen , die einkombsten abstreckten, ihme auch 4 embter, so Hessen
begert, abschwacken laßen woltten; dergleichen köntten die Teutsche pro
captatione benevolentiae nicht begreiffen. D’Avaux: Sie hetten im
willen gehabt, sich dahin zu bearbeiten, daß dem churfürsten zue Meinz
nur die 2 embter, so in Hessen ohnedas glegen, alß Fritzlar und Naumburg,
abgehen soltten; von den Churcöllnischen stiffteren woltten sie sich auch
bearbeitet haben, daß nichts zuruckpleiben soltte. I. H. G.: Sie weren
der meinung, wan die Franzosische, wie gemeld, ratione clausulae addendi
et minuendi sich erklerten, auch der landgräffinnen von Hessen mitt
authoritet, wie sie woll köntten, zusprechen, daß sie sich mitt den 600 000
reichsthalern, so sie praetendirt, allein von den Franzosischen begert und in
ihren favorem et respectum bewilliget worden, contentirten, aller anderen
chur- und fürsten landen unangefochten ließen, noch etwas weiter prae-
tendirten und ratione solutionis in fide publica sich versicheren müsten, bey
solcher resolution bestendig beharren woltten, daß alßdan nit allein die
interessirte chur- und fürsten dardurch obligirt, sondern alle die sachen in
puncto satisfactionis, ia gar ipsius tractatus universalis pacis imperii facili-
tirt werden soltten. D’Avaux: Vermainte hingegen, daß, wan man
ihnnen satisfaction zuvor gäbe und mitt ihnnen alles richtig machte, alßdan
sie die landgräffin auff solche weeg zue disponiren sehen woltten, dan
sonsten, wan sie dieß zuvor thetten, man ihnen darnach nicht beihaltten
würde. I. H. G.: Man müste gedencken, daß man mitt Teutschen trac-
tire . Wan nun wir Teutsche dieße opinion auch von frembden hetten, wie
würde man einander trawen und bey dießen tractaten zusammenkommen,
da man viellmehr ursach an ihnen Franzosischen zu zweiffelen, weiln sie
sich allezeitt so gar partheisch bezeigt und die landgräffin in ihrem vor-
haben , woh nit angereitzet, doch animirt hetten. Wan sie dan auch gleich
die satisfaction hetten, waß würde man sich dannoch ratione universalis
und ob auch sie die Schweden gleicher gestaldt ad pacem anhaltten woltten,
zu versicheren haben. D’Avaux: Die alliance köntten sie nit brechen,
aber daß sie ihnnen etwan kaldsinnig assistirten, auch die media pecuniaria
subtrahirten, wan sie noch weiter kriegen woltten, und waß dergleichen,
daß köntten sie woll thuen, und würden die Schweden und Hessen dar-
durch sehr incommodirt. Dan weiln der Touraine ietzo außm reich gangen,
hetten die Schweden und Hessen sich bey ihnen Französischen vernehmen
laßen, daß sie gar woll zufrieden weren, wan nur ihnen die subsidia
pecuniaria richtig, wie biß dato, folgten, woltten alßdan den krieg auch
ohne Franckreich im reich noch gar woll continuiren. Dahero sie Franzö-
sische auff dieße weiß und durch deren endziehung dieselben mercklich
incommodiren köntten, dabey vermeldend, es were ein wunderwerck, daß
die subsidia, so Franckreich den Schweden und Hessen vor 10 jahren ver-
sprochen , alle jahr so richtig und in termino biß auff dieße stund bezahlet,
so woll, alß wan es ein kauffman were; welches doch viele millionen
mächte. I. H. G.: Es seye woll zu erbarmen, daß die millionen nit beßer
angelegt würden alß dergestaldt in ruinam religionis et ecclesiarum, damitt
der konig von Gott wiederumb mercedem und nit viellmehr straff zu
erwartten hette. D’Avaux: Sie köntten alßdan in puncto gravaminum
auch noch viell guets thuen, in denen sachen, woh die catholische bona
conscientia nicht weichen köntten, und was sonsten der religion noch etwan
zum besten kommen möchte. I. H. G.: Daß wunschten sie und alle
catholische von hertzen, daß doch ihnen Franckreich in so schweren trac-
tatu religionis dergestalt nicht zugegen, woh nicht gar pro stehen woltte.
D’Avaux: Contestirte nachmaln, wie eyfferig sie sich I. H. G. stiffter
und anderer sachen angenohmmen; die Kayserliche aber, umb die Schwedi-
sche zu gewinnen und von ihnen Franzosischen abzuziehen, hetten alles
hinwegkgeben und verdorben. Die Kayserliche hettens nicht recht angan-
gen , hetten vermaint, die Schwedischen abzuziehen und den Franzosen den
krieg desto mehr auffm halß zu waltzen, da doch das contrarium beßer
geweßen were. I. H. G.: Dies mächten die benedeyten suspiciones,
welche billich pro bono religionis bey allen theilen auff die seiten gesetzet
werden soltten. Legt zur Widerlegung der Behauptung, er selbst habe die
Geistlichen im Stift Osnabrück abberufen, die schwedischen Absetzungs-
befehle vor. D’Avaux: Will darüber mit Longueville und Servien
reden. W: Lage in Wiedenbrück; die schwedischen Beamten und die
von ihnen eingesetzten Prädikanten sind mit Königsmarck abgezogen.
D’Avaux: Verspricht auf Ws Bitte, daß die Franzosen sich für die künf-
tige Einhaltung der Präliminarien einsetzen wollen. Dabey aber in großer
confidenz vermeldet, der Servient were mit I. H. G. gar übell zufrieden,
indeme ihro er die schuld beymeße, daß Churcölln das armistitium wieder-
umb auffgehoben; daß auch I. H. G. keine neutralitet annehmen wollen;
hab iüngst dem herzog referirt, daß ein kupfferstuck in Holland außgan-
gen , darin der Kayser am creutz, der bischoff von Oßnabruck vorm creuz
knie, die andere chur- und fürsten aber, welche auch specificirt und außge-
stochen , lieffen alle vom creutz hinwegk, und stunde darunder geschrieben:
et relicto eo fugerunt omnes. Er sage auch, I. H. G. hetten woll darzue
keine ursach, dan 1. die Franzosische sich allezeitt ihrer stiffter so woll und
eyfferig angenommen, 2. hingegen die Kayserliche ihro das stifft Verden
und Minden gantz abgenohmmen und Oßnabruck alternative gemacht.
I. H. G.: Daß ihrer sich die Franzosische angenohmmen, thetten sie sich
bedancken; sie hetten sich aber offt beklagt, maßen sie auch gestehen müe-
ßen , daß ihre authoritet so wenig gegoltten, daß auch bey so habenden
gueten fundamentis sie die restitution einer eintzigen pfarr nicht hetten
erhaltten können. Waß Franckreich anlange, seyen sie demselben obligirt
und affectionirt, würden sich auch niemaln in dießem passu von beeden
Churfürstlichen Durchlauchten separiren; betreffend aber die hingebung
ihrer stiffter, wuste er selbst, waß die Kayserliche drauff so offt geandt-
worttet , auch wie die gantze sach hergangen. Daß sie aber das armistitium
auffzuheben veruhrsacht haben soltten, köntte ihro nicht imputirt werden.
Churcölln hette seine rationes et fundamenta an die Schwedische generaln,
auch die landgräffinn schrifftlich gnugsamb glangt. Waß die neutralitet
ihrer angienge, da hetten sie so offt gesagtt, daß sie sich nit erkleren kond-
ten , wan man ihro nit zuvorn ihre landen restituirt, dan sich zue neu-
tralisiren und zu verpflichten, nichts von den ihrigen zue recuperiren,
würde ihro ia kein verstendiger und unpassionirter einrahten konnen. Mitt
Wiedenburck cessirte es ietz, weiln die Schweden ihren willen gehabt, sol-
ches zue demoliren. Wan sie nun Fürstenaw ihro wieder einandtwortteten
und dan per congressum legatorum die declaration geben würd, daß tem-
pore tractatuum auß besagten Fürstenaw, wie auch Vörden, keine hostilitet
verübt werden solle, würde allen sachen geholffen sein. D’Avaux:
Gewiß seye es, daß I. H. G. unbillich und auffs übelste begegnet werde, und
möchte mitt Schweden zue tractiren sein, maßen er auch anderst nit ab-
nehmen köndte, daß der herzog de Longeville in dießem I. H. G. parthey
wieder den Servient nehme und alles unbillich hielte; man müste sehen, wie
den sachen zu thuen, wan der Salvius anhero kehme. I. H. G. fragten
letzlich, ob der St. Romain noch nacher Cölln reißen würde? D’Avaux
andtworttete von ja, und würde der punctus satisfactionis, und ob etwan
Ihre Churfürstliche Durchlaucht auff einige neutralitet noch weiter
möchten incliniren, fürkommen.