Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VII 23
1647 VII 23
Dienstag Longueville/d’Avaux bei W. [...] Longeville:
Es thette ihme herzlich leyd, daß alßo mitt I. H. G. land und plätzen umb-
gangen und verfahren würde. Er hette bei anfang der Furstenaw beläge-
rung gern gesehen, daß man sich, wie dan die Schwedische sich dazue nit
ungeneigt zu sein bezeigt, in einige tractaten mitt ihnnen eingelaßen, und
solche tractaten wegen einiger promptualiteten nit weren verabsäumet.
Jetzt weisen die Schweden alle Vorstellungen damit zurück, daß W die
Neutralität nicht gewollt habe. W: Hat den Präliminarvertrag für
sicherer gehalten als Abmachungen mit einem abhängigen General. Wegen
der ihm zur Last gelegten Vertragsbrüche hat er sich dem Urteil des Kon-
gresses unterwerfen wollen, doch sind die Schweden darauf nicht eingegan-
gen . Die Neutralität wäre kein dienliches medium gewesen, weil er damit
auf die Wiedergewinnung des Stiftes hätte verzichten müssen, zu der er sich
ratione vocationis et religiones catholicae verpflichtet fühlt. D’Avaux:
Salvius hat bei erneuten Vorstellungen wieder darauf bestanden, daß die
praeliminaria nit vor die stein und häußer, sondern die darin ligende besat-
zung gemacht. W: Dieser Einwurf ist gnugsamb refutirt, und were ia
landskündig, daß sie die Oßnabruckische stadt und residenzhauß Vörden
vigore praeliminarium in der sicherheit haltten und gleichwohl die garni-
sounen darinnen einen wegk alß den anderen zue übung aller hostiliteten ge-
braucht . Dergleichen dubia, welche sie itzo moviren, hetten sie nit durch
ihre kriegsmacht via facti zue interpretiren, sondern solches von anderen
endscheiden laßen sollen. I. H. G. sahen auch nicht, wie daß sie nit de
fracta fide publica praeliminarium zu beschuldigen und ein anders begnü-
gen alß cum restitutione ablatorum thuen köntten. Würden alßdan die
coronae, welche die praeliminaria geschloßen, oder der gantze conventus
vor guett ansehen, daß die plätze mitt keinen oder gar geringen praesidiis
ohne übung einiger hostilitet besetzet werden soltten, würden I. H. G. sich
demselben bequehmen. Der cron Franckreich reputation were dabey mitt
interessirt, daß die praeliminaria gehaltten würden, und wan sie herrn
plenipotentiarii darauff ie alsolche große reflexion nicht machen woltten,
so hetten sie gleichwoll das interesse religionis nicht so ganz zu abandoni-
ren . In Wiedenbrück wird jetzt protestantisch gepredigt, im Amt Fürstenau
sind Prädikanten eingesetzt worden. Die cron Franckreich gebe zue Rom
und anderwerts vor, daß sie durch die mitt den Schweden und Hessen
habende confoederation die catholische religion erhielten. I. H. G. köndten
hiervon, wie auch andere, keine zeugnuß geben, weiln sie deroselben nit ein
einzige pfarr, wie es sowohl vigore confoederationis alß praeliminarium
ihrer aigner bekendtnuß nach hette geschehen sollen, biß dato noch erhal-
ten . Vorgänge in Neuss. Longueville: Der dortige Pfarrer ist freiwillig
gegangen, weil er sich an Ws Hof besser befindet. Wan nun die pastores
sich dergestaldt absentirten, so nehmen die andere occasion, locum et cathe-
dram zue occupiren. W: Der Lebensunterhalt ist ihm in Neuss durch
unerträglich hohe Schatzungen unmöglich gemacht worden. D’Avaux:
Bestätigt diese Angaben. Salvius hat ihm auf Erinnerung an die Bestim-
mungen des Bündnisses geantwortet, daß der punctus religionis ista in con-
foederatione anders nit alß durante bello zu verstehen und sie verpflichtet,
die religion in dem befindlichen stand zu laßen. W: Man sieht, wie
wenig Frankreich für die Religion erreicht hat, indeme es cessante bello die
Schwedischen dahin nit verstehen und durante bello, waß sie versprochen,
gleichfalß invertiren. Weitere Klagen über das schwedische Verhalten in
Fürstenau und Wiedenbrück. Wenn Oxenstierna empfünde, daß man von
dießen, was geschehen, rhedete, so müste er daran sein, daß dergleichen nit
mehr vorgehen und den laesis satisfaction gegeben werden möchte. Lon-
gueville zu d’Avaux: Sie müsten den sachen etwas weiters nachdencken
und die glegenheit in acht nehmmen, daß man mitt dem Oxenstirn und
Salvio der sachen halber zugleich rheden möchte. Ersucht W zur Förderung
des Abschlusses zwischen Frankreich und dem Reich. W: Die Franzo-
sen würden selbsten zeugnuß geben können, wie eyfferig, alsolchen frieden
zu beförderen, sich beyde Churfürstliche Durchlauchten zue Cölln und
Bayern anglegen sein laßen, und wie getrewlich sie sich auch darin bemü-
het , vermeinten auch, weyln Franckreich gleichwoln solang seine satisfac-
tion gehabt, mitt den Schweden auch isto in puncto geschloßen, sie hetten
zumaln keine ursach, sich ferners auffzuhaltten. Comte d’Avaux: Der
punctus satisfactionis were zwarn vorm jahr mitt ihnnen insoweith zur
richtigkeitt gebracht, es müste aber auch securitas dabey geben werden,
warinnen die Kayserliche itzo allerhand difficultet machten, so mit Ver-
weigerung des elsässischen Titels und Zurückhaltung der Lehen der Stifter
Metz, Toul und Verdun
. Dießemnegst were auch es zumaln gantz unbil-
lich , daß sie mitt dem reich ein frieden machen und des Kaysers seiner erb-
landen assistenz in favorem Hispanorum sich über den halß ziehen soltten;
wie ihnnen dan einmahl beßer, itzo den krieg zue continuiren, alß sich der
anderwerttig bevorstehenden gefahr und unglegenheit zue underwerffen.
I. H. G.: Wegen des Elßäßischen titulß hetten sie sonderlich noch nichts
vernohmmen. Wegen Ihrer Kayserlichen Mayestet erbkönigreich und lan-
den hülff den Spanischen zu leisten, were bißhero mehrers gerehdet, und
ihnen woll wißend, daß die protestirende ihnen hierin keinen beifall
geben. Comte d’Avaux: Es were nit ohne, daß die protestirende hierin
ein andere meinung, wie es dan ihnnen die Brandenburgische ins gesicht
gesagt. Daß were der danck, den sie von ihnnen hetten, da sie gleichwohl so
viell für sie gethan. Priori saeculo hette es von selbigem hauß auch einer
dergestaldt gemacht. Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern aber, die
erkendten dießer sachen guete befuegnuß, und daß hierinn die securitet
ihres friedens bestehen werde; woltten alßo nit zweiffelen, Ihre Churfürst-
liche Durchlaucht zue Cölln würden ihren herrn brueder hierin secundi-
ren . I. H. G.: Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln würden den
frieden gern beförderen helffen. Es hette gleichwohl Franckreich, indeme
sie de securitate propria alßo sorgfalttig, Ihrer Churfürstlichen Durch-
laucht nit zu verdencken, daß sie auff ihrer von Gott anvertrawter ertz-
und stiffter securitet tam in spiritualibus quam temporalibus vor allem mitt
bedacht sein müsten, hetten sich gegen sie die herrn Franzosischen pleni-
potentiarien und die cron eines beßeren versehen, alß das man dero land
und leuten bey der Hessischen zumaln unbillichen satisfaction dem Calvi-
nismo dergestaldt undergeben und omnem quietem et securitatem bey einem
solchen frieden benehmmen wolle. Comte d’Avaux: Die Hessische
satisfactio were auff 800 000 reichsthaler, so viell die geldsumb anbelangt,
moderirt, und begerten sie nur einige landschafften pfandtweiß dafür ein-
zubehaltten . Es würde sich auch in ihr Franzosischen außgegebenem instru-
mento pacis nit befinden, daß Franckreich Ihrer Churfürstlichen Durch-
laucht ertz- und stiffter damitt beschwert. W: Daß die Summen der
Hessischen intention nach den ertzstifftern Meinz und Cölln, nebenst der
abdey Fulda, stifftern Paderborn und Münster woltten auffgebürdet wer-
den . Daß nun solches a parte Franckreich in dem instrumento pacis nit
exprimirt, damitt were den sachen nit abgeholffen, weiln ohne Franckreich
Hessen solches nit begeren noch behaubten köndte. Es ließe sich auch die
religion nit bey der vorgeschlagener hypothec und der status ecclesiarum
salviren. Franckreich füegte in dießer sachen und angenohmmenem unbilli-
chen patrocinio ein solch betruck und betrang dem land und leuthen zue,
daß sie Gotts zorn und straff über sich ziehen müßten. Man wüßte woll,
daß sie selbst in ihrem gewißen der sachen unbilligkeitt erkenneten, und
were dabey eine schand, daß die cron Franckreich ihren stipendiariis nit
soltte bey alsolcher unbefuegsambkeitt einrehden können, dörffen oder
wollen. Ihre Churfürstliche Durchlaucht würden das eußerist lieber auß-
stehen und alles Gott befehlen, ehe sie sich, ihre kirchen und nachkommen
in eine ipso bello beschwerlichere calamitet und verandtworttung bey Gott
stecken soltten. Churmeinz und andere weren deßgleichen resolvirt, und
würde Franckreich alles darauß endstehendes unheyll bey Gott sonderlich
zu verandtwortten haben, weiln sie die Casselische den catholischen der-
gestaldt übern halß gezogen. Comte d’Avaux: Die catholische hetten
sich mitt Spanien zue sehr vertiefft und ursach dazue geben, daß Franck-
reich sich mitt den uncatholischen confoederiren müeßen. Man soltte
helffen, daß sie ihre begerte securitet von den Kayserlichen bekehmen,
alßdan würden sie auch beßer anderen zusprechen können. W: Wenn
der Abschluß zwischen Frankreich und Spanien erfolgt, der im Frühjahr
künstlich verzögert worden ist, entfällt die Schwierigkeit mit dem Kaiser.
Will gern den Friedensschluß befördern, erinnert sich aber auch, waß vor
schöne promessen, alß man Breysach und Philipsburg begert, den catholi-
schen gethan; es were aber ein schlechter effectus darauff erfolgt, und
möchte es eben bey der Hessischen satisfaction so zugehen. Sie weren der
catholischer zuneigung gnugsamb in effectu versichert, sie müsten auch ein-
maln ein rechte prob von sich geben. Die catholische hetten mitt Spanien
keine confoederation gemacht, sich pro religione conservanda deren gra-
tuito offerirter hülff allein und niemalß gegen Franckreich bedient.
Franckreich hette hingegen bey der Hessischen confoederation von sich
verstoßen und verwießen, wie es ihnnen dan mehrmalß explicirt. Duc
de Longeville: Sie hetten yederzeitt den catholischen zum besten gerehdet,
und wüste nit, daß durch die Hessische confoederation sie die catholische
außgeschloßen. Comte de Avaux hinzusetzend: Er müste bekennen,
daß man bey der Hessen gemachten confoederation etwas versehen, indeme
man den statum Germaniae so wol nit gewust, hetten auch viell pro
religione gerehdet, aber die wahrheit zu bekennen nicht gerichtet, außer
daß er die alternativam noch beim stifft Oßnabruck erhaltten, als die Ksl.
schon auf seine Zustimmung zur völligen Überlassung an die Protestanten
drangen. W: Dankt für diese Bemühungen; im übrigen haben die Ksl.
sich damit entschuldigt, daß Braunschweig mit Anschluß seiner Truppen an
die Schweden gedroht habe. Hätten die Franzosen sich nicht nur mit Wor-
ten widersetzt, sondern Turenne von militärischen Maßnahmen abgehalten,
wäre nach Beteuerung der Ksl. Osnabrück und mehr für die Katholiken zu
erhalten gewesen. Gegen Bewilligung der Alternation haben die Schweden
versprochen, daß Königsmarck nichts gegen das Stift Osnabrück unter-
nehmen werde, sofort danach ist er vor Fürstenau gerückt. Longueville:
Der Schwedischen procedeuren gefielen ihme nit, man soltte fried machen,
damit man auß allen dießen händlen kehme, und die cron Franckreich zue
ihrer satisfaction und securitet verhelffen, so würden sie andern auch beßer
zusprechen können. W beim Abschied nochmals, wie ungüetlich den
catholischen begegnet und wie hoch sie von Franckreich betruckt und
betrangt würden. Und wie man auß dießer gantzen conferentz anderst nit
abnehmmen können, alß daß die Franzosische ihre sachen zu beförderen
begert, so hatt man ihnen gleichfalß zu verstehen geben, sie müsten es mitt
der Hessischen satisfaction anderst richten und gedencken, daß sie selbsten
nur 600 000 reichsthaler gefördert und selbige zu erhaltten vorgeschlagen,
daß alle contribuenten sich damitt zu befreyen. Daß man nun einige geist-
liche chur- und fürstenthumb allein nur in continuirende dienstbarkeitt und
größeste gefahr spiritualium et temporalium constituiren woltte, daß were
kein mittell zum frieden, den einer würde einzugehen begehren. etc. –
Schreiben an Melschede wegen der Satisfaktion Gustafssons.
Es thette ihme herzlich leyd, daß alßo mitt I. H. G. land und plätzen umb-
gangen und verfahren würde. Er hette bei anfang der Furstenaw beläge-
rung gern gesehen, daß man sich, wie dan die Schwedische sich dazue nit
ungeneigt zu sein bezeigt, in einige tractaten mitt ihnnen eingelaßen, und
solche tractaten wegen einiger promptualiteten nit weren verabsäumet.
Jetzt weisen die Schweden alle Vorstellungen damit zurück, daß W die
Neutralität nicht gewollt habe. W: Hat den Präliminarvertrag für
sicherer gehalten als Abmachungen mit einem abhängigen General. Wegen
der ihm zur Last gelegten Vertragsbrüche hat er sich dem Urteil des Kon-
gresses unterwerfen wollen, doch sind die Schweden darauf nicht eingegan-
gen . Die Neutralität wäre kein dienliches medium gewesen, weil er damit
auf die Wiedergewinnung des Stiftes hätte verzichten müssen, zu der er sich
ratione vocationis et religiones catholicae verpflichtet fühlt. D’Avaux:
Salvius hat bei erneuten Vorstellungen wieder darauf bestanden, daß die
praeliminaria nit vor die stein und häußer, sondern die darin ligende besat-
zung gemacht. W: Dieser Einwurf ist gnugsamb refutirt, und were ia
landskündig, daß sie die Oßnabruckische stadt und residenzhauß Vörden
vigore praeliminarium in der sicherheit haltten und gleichwohl die garni-
sounen darinnen einen wegk alß den anderen zue übung aller hostiliteten ge-
braucht . Dergleichen dubia, welche sie itzo moviren, hetten sie nit durch
ihre kriegsmacht via facti zue interpretiren, sondern solches von anderen
endscheiden laßen sollen. I. H. G. sahen auch nicht, wie daß sie nit de
fracta fide publica praeliminarium zu beschuldigen und ein anders begnü-
gen alß cum restitutione ablatorum thuen köntten. Würden alßdan die
coronae, welche die praeliminaria geschloßen, oder der gantze conventus
vor guett ansehen, daß die plätze mitt keinen oder gar geringen praesidiis
ohne übung einiger hostilitet besetzet werden soltten, würden I. H. G. sich
demselben bequehmen. Der cron Franckreich reputation were dabey mitt
interessirt, daß die praeliminaria gehaltten würden, und wan sie herrn
plenipotentiarii darauff ie alsolche große reflexion nicht machen woltten,
so hetten sie gleichwoll das interesse religionis nicht so ganz zu abandoni-
ren . In Wiedenbrück wird jetzt protestantisch gepredigt, im Amt Fürstenau
sind Prädikanten eingesetzt worden. Die cron Franckreich gebe zue Rom
und anderwerts vor, daß sie durch die mitt den Schweden und Hessen
habende confoederation die catholische religion erhielten. I. H. G. köndten
hiervon, wie auch andere, keine zeugnuß geben, weiln sie deroselben nit ein
einzige pfarr, wie es sowohl vigore confoederationis alß praeliminarium
ihrer aigner bekendtnuß nach hette geschehen sollen, biß dato noch erhal-
ten . Vorgänge in Neuss. Longueville: Der dortige Pfarrer ist freiwillig
gegangen, weil er sich an Ws Hof besser befindet. Wan nun die pastores
sich dergestaldt absentirten, so nehmen die andere occasion, locum et cathe-
dram zue occupiren. W: Der Lebensunterhalt ist ihm in Neuss durch
unerträglich hohe Schatzungen unmöglich gemacht worden. D’Avaux:
Bestätigt diese Angaben. Salvius hat ihm auf Erinnerung an die Bestim-
mungen des Bündnisses geantwortet, daß der punctus religionis ista in con-
foederatione anders nit alß durante bello zu verstehen und sie verpflichtet,
die religion in dem befindlichen stand zu laßen. W: Man sieht, wie
wenig Frankreich für die Religion erreicht hat, indeme es cessante bello die
Schwedischen dahin nit verstehen und durante bello, waß sie versprochen,
gleichfalß invertiren. Weitere Klagen über das schwedische Verhalten in
Fürstenau und Wiedenbrück. Wenn Oxenstierna empfünde, daß man von
dießen, was geschehen, rhedete, so müste er daran sein, daß dergleichen nit
mehr vorgehen und den laesis satisfaction gegeben werden möchte. Lon-
gueville zu d’Avaux: Sie müsten den sachen etwas weiters nachdencken
und die glegenheit in acht nehmmen, daß man mitt dem Oxenstirn und
Salvio der sachen halber zugleich rheden möchte. Ersucht W zur Förderung
des Abschlusses zwischen Frankreich und dem Reich. W: Die Franzo-
sen würden selbsten zeugnuß geben können, wie eyfferig, alsolchen frieden
zu beförderen, sich beyde Churfürstliche Durchlauchten zue Cölln und
Bayern anglegen sein laßen, und wie getrewlich sie sich auch darin bemü-
het , vermeinten auch, weyln Franckreich gleichwoln solang seine satisfac-
tion gehabt, mitt den Schweden auch isto in puncto geschloßen, sie hetten
zumaln keine ursach, sich ferners auffzuhaltten. Comte d’Avaux: Der
punctus satisfactionis were zwarn vorm jahr mitt ihnnen insoweith zur
richtigkeitt gebracht, es müste aber auch securitas dabey geben werden,
warinnen die Kayserliche itzo allerhand difficultet machten, so mit Ver-
weigerung des elsässischen Titels und Zurückhaltung der Lehen der Stifter
Metz, Toul und Verdun
lich , daß sie mitt dem reich ein frieden machen und des Kaysers seiner erb-
landen assistenz in favorem Hispanorum sich über den halß ziehen soltten;
wie ihnnen dan einmahl beßer, itzo den krieg zue continuiren, alß sich der
anderwerttig bevorstehenden gefahr und unglegenheit zue underwerffen.
I. H. G.: Wegen des Elßäßischen titulß hetten sie sonderlich noch nichts
vernohmmen. Wegen Ihrer Kayserlichen Mayestet erbkönigreich und lan-
den hülff den Spanischen zu leisten, were bißhero mehrers gerehdet, und
ihnen woll wißend, daß die protestirende ihnen hierin keinen beifall
geben. Comte d’Avaux: Es were nit ohne, daß die protestirende hierin
ein andere meinung, wie es dan ihnnen die Brandenburgische ins gesicht
gesagt. Daß were der danck, den sie von ihnnen hetten, da sie gleichwohl so
viell für sie gethan. Priori saeculo hette es von selbigem hauß auch einer
dergestaldt gemacht. Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern aber, die
erkendten dießer sachen guete befuegnuß, und daß hierinn die securitet
ihres friedens bestehen werde; woltten alßo nit zweiffelen, Ihre Churfürst-
liche Durchlaucht zue Cölln würden ihren herrn brueder hierin secundi-
ren . I. H. G.: Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln würden den
frieden gern beförderen helffen. Es hette gleichwohl Franckreich, indeme
sie de securitate propria alßo sorgfalttig, Ihrer Churfürstlichen Durch-
laucht nit zu verdencken, daß sie auff ihrer von Gott anvertrawter ertz-
und stiffter securitet tam in spiritualibus quam temporalibus vor allem mitt
bedacht sein müsten, hetten sich gegen sie die herrn Franzosischen pleni-
potentiarien und die cron eines beßeren versehen, alß das man dero land
und leuten bey der Hessischen zumaln unbillichen satisfaction dem Calvi-
nismo dergestaldt undergeben und omnem quietem et securitatem bey einem
solchen frieden benehmmen wolle. Comte d’Avaux: Die Hessische
satisfactio were auff 800 000 reichsthaler, so viell die geldsumb anbelangt,
moderirt, und begerten sie nur einige landschafften pfandtweiß dafür ein-
zubehaltten . Es würde sich auch in ihr Franzosischen außgegebenem instru-
mento pacis nit befinden, daß Franckreich Ihrer Churfürstlichen Durch-
laucht ertz- und stiffter damitt beschwert. W: Daß die Summen der
Hessischen intention nach den ertzstifftern Meinz und Cölln, nebenst der
abdey Fulda, stifftern Paderborn und Münster woltten auffgebürdet wer-
den . Daß nun solches a parte Franckreich in dem instrumento pacis nit
exprimirt, damitt were den sachen nit abgeholffen, weiln ohne Franckreich
Hessen solches nit begeren noch behaubten köndte. Es ließe sich auch die
religion nit bey der vorgeschlagener hypothec und der status ecclesiarum
salviren. Franckreich füegte in dießer sachen und angenohmmenem unbilli-
chen patrocinio ein solch betruck und betrang dem land und leuthen zue,
daß sie Gotts zorn und straff über sich ziehen müßten. Man wüßte woll,
daß sie selbst in ihrem gewißen der sachen unbilligkeitt erkenneten, und
were dabey eine schand, daß die cron Franckreich ihren stipendiariis nit
soltte bey alsolcher unbefuegsambkeitt einrehden können, dörffen oder
wollen. Ihre Churfürstliche Durchlaucht würden das eußerist lieber auß-
stehen und alles Gott befehlen, ehe sie sich, ihre kirchen und nachkommen
in eine ipso bello beschwerlichere calamitet und verandtworttung bey Gott
stecken soltten. Churmeinz und andere weren deßgleichen resolvirt, und
würde Franckreich alles darauß endstehendes unheyll bey Gott sonderlich
zu verandtwortten haben, weiln sie die Casselische den catholischen der-
gestaldt übern halß gezogen. Comte d’Avaux: Die catholische hetten
sich mitt Spanien zue sehr vertiefft und ursach dazue geben, daß Franck-
reich sich mitt den uncatholischen confoederiren müeßen. Man soltte
helffen, daß sie ihre begerte securitet von den Kayserlichen bekehmen,
alßdan würden sie auch beßer anderen zusprechen können. W: Wenn
der Abschluß zwischen Frankreich und Spanien erfolgt, der im Frühjahr
künstlich verzögert worden ist, entfällt die Schwierigkeit mit dem Kaiser.
Will gern den Friedensschluß befördern, erinnert sich aber auch, waß vor
schöne promessen, alß man Breysach und Philipsburg begert, den catholi-
schen gethan; es were aber ein schlechter effectus darauff erfolgt, und
möchte es eben bey der Hessischen satisfaction so zugehen. Sie weren der
catholischer zuneigung gnugsamb in effectu versichert, sie müsten auch ein-
maln ein rechte prob von sich geben. Die catholische hetten mitt Spanien
keine confoederation gemacht, sich pro religione conservanda deren gra-
tuito offerirter hülff allein und niemalß gegen Franckreich bedient.
Franckreich hette hingegen bey der Hessischen confoederation von sich
verstoßen und verwießen, wie es ihnnen dan mehrmalß explicirt. Duc
de Longeville: Sie hetten yederzeitt den catholischen zum besten gerehdet,
und wüste nit, daß durch die Hessische confoederation sie die catholische
außgeschloßen. Comte de Avaux hinzusetzend: Er müste bekennen,
daß man bey der Hessen gemachten confoederation etwas versehen, indeme
man den statum Germaniae so wol nit gewust, hetten auch viell pro
religione gerehdet, aber die wahrheit zu bekennen nicht gerichtet, außer
daß er die alternativam noch beim stifft Oßnabruck erhaltten, als die Ksl.
schon auf seine Zustimmung zur völligen Überlassung an die Protestanten
drangen. W: Dankt für diese Bemühungen; im übrigen haben die Ksl.
sich damit entschuldigt, daß Braunschweig mit Anschluß seiner Truppen an
die Schweden gedroht habe. Hätten die Franzosen sich nicht nur mit Wor-
ten widersetzt, sondern Turenne von militärischen Maßnahmen abgehalten,
wäre nach Beteuerung der Ksl. Osnabrück und mehr für die Katholiken zu
erhalten gewesen. Gegen Bewilligung der Alternation haben die Schweden
versprochen, daß Königsmarck nichts gegen das Stift Osnabrück unter-
nehmen werde, sofort danach ist er vor Fürstenau gerückt. Longueville:
Der Schwedischen procedeuren gefielen ihme nit, man soltte fried machen,
damit man auß allen dießen händlen kehme, und die cron Franckreich zue
ihrer satisfaction und securitet verhelffen, so würden sie andern auch beßer
zusprechen können. W beim Abschied nochmals, wie ungüetlich den
catholischen begegnet und wie hoch sie von Franckreich betruckt und
betrangt würden. Und wie man auß dießer gantzen conferentz anderst nit
abnehmmen können, alß daß die Franzosische ihre sachen zu beförderen
begert, so hatt man ihnen gleichfalß zu verstehen geben, sie müsten es mitt
der Hessischen satisfaction anderst richten und gedencken, daß sie selbsten
nur 600 000 reichsthaler gefördert und selbige zu erhaltten vorgeschlagen,
daß alle contribuenten sich damitt zu befreyen. Daß man nun einige geist-
liche chur- und fürstenthumb allein nur in continuirende dienstbarkeitt und
größeste gefahr spiritualium et temporalium constituiren woltte, daß were
kein mittell zum frieden, den einer würde einzugehen begehren. etc. –
Schreiben an Melschede wegen der Satisfaktion Gustafssons.