Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VII 20
1647 VII 20
Samstag Konferenz der katholischen kurfürstlichen Ge-
sandten und Fuldas ; es bleibt bei dem Satisfaktionsangebot von 600 000
Reichstalern bei Zuziehung aller hessischer Kontribuenten. – Konferenz
mit Leuchselring; dieser erklärt, über die neuen Forderungen lediglich be-
richten zu können.
Anfrage bei den Darmstädtern wegen Nachrichten von einem Vergleich
der hessischen Linien und einer Verbindung der Darmstädter Truppen mit
denen der Landgräfin und Königsmarcks. Darmstädter: Lediglich ein
Stillstand auf einen Monat geschlossen.
Reck bei Löben. Dieser erinnert wieder an eine Deputation der Religions-
parteien . Reck: Innerhalb der Kurfürstlichen wehre man allerseits ge-
neigt und begierig, die gute verstendnuß, auch nöhtige einigkeit und zusam-
menhaltung zu befürderen, doch ist es für die Deputation zu früh, da die
Gesandten noch auf ihre Instruktionen warten. Löben: Hofft auf deren
baldiges Eintreffen, da ein Zusammenstoß der Hauptarmeen möglich ist
und dadurch die Verhandlungen beeinflußt werden. Reck: Kaiser und
Katholiken sehen nicht auf den Ausschlag der Waffen, sondern nur die
Gerechtigkeit der Sache, die Kronen gebten wenig auff den imperii statum
et fundamentales leges; daß aber die Heßen Caßelische, indeme sie etwas
glucks bei ihren waffen zu haben vermeinten, alles gleichsamb uber einen
hauffen stoßen, chur- und fürsten bei den tractaten zum schawspiell stellen,
dieselbige, welchen sie doch den mehrsten schaden zugefügt, an landt und
leuht straffen und ihnen solche abnehmen, das wehren ie unleidtliche und
wieder alle billigkeit lauffende sachen. Beide churfürsten zu Coln und
Maintz hielten sich auch versichert, es würde sich kein standt finden, wel-
cher den Caßelischen beifall darin geben würde. Ille: Den Caßelischen
gebte keiner beifall, außer daß beide cronen ihre satisfaction starck trie-
ben . Thumbprobst: Es wehre nit gnug, tali in causa manifestissime iniu-
sta keinen beifall den Caßelischen zu geben, sondern man müßte ihnen
ernstlich noch weiters, alß in ultima deputatione geschehen, zusprechen,
daß sie von ihren unbilligen postulatis abzustehen. Ein gleiches wehre den
coronis auch anzudeuten. Diese verlangen zwar für Hessen eine Satisfak-
tion , aber nicht, daß diese also hoch mit großer unbilligkeit und verletzung
anderer stände zu extendiren. Es wehre den Caßelischen schon mehr alß zu
viell cum perpetuo imperii opprobrio et pernitiosissimo ad posteros trans-
ferendo exemplo nachgegeben. Löben: Die Brandenburger haben mehr-
fach gemahnt, doch sind die Hessen nur auf 800 000 heruntergegangen.
Reck: Selbst Longueville, der sich ihrer am meisten annimmt, hat nur
600 000 gefordert; dazu bieten die Ksl. die Schaumburger Ämter. Ferner
verlangen die Hessen das Geld und die Pfänder allein von Köln, Mainz,
Fulda, Münster und Paderborn; beide Kurfürsten werden nie darauf ein-
gehen , weiln sie wegen alles unheils vor Gott und der weldtt derentwegen
unschuldig und nit obligirt, sich und ihre landen alsolcher unbilligkeit zu
unterwerffen. Ille: Man solte den punctum gravaminum inter status
richtig machen, alßdan würden sich auch die media finden, auß dießen
sachen zu kommen. Reck: Auch bei den Gravamina werden die Hessen
sich unnachgiebig zeigen und dabei Beifall von ihren Religionsverwandten
bekommen. Löben: Man müßte einen so bößen argwohn nit haben, es
würde sich der vergleich in den gravaminibus woll zeigen, wan man nuhr
zusamenkeme. Wird Warendorf belagert? Reck: Noch keine Belage-
rung , doch halten sich die Truppen Königsmarcks in der Nähe auf und
plündern das Land. In Osnabrück sind die Präliminarien verletzt worden,
und wüßte man nit, was mehr zu glauben. Ille: Die Schwedische wolten
die ruptur der praeliminarium ihrerseits nit gestehen, sonsten wehre woll zu
wunschen, daß man den krieg auß dießen landen hette halten konnen.
Thumbprobst: Den Schwedischen were auff ihr vorgeben gnugsamb ge-
antwortet und die contravention remonstrirt, wie gern auch Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht zu Coln den krieg auß dießen landen gehalten,
hetten sie offters und vielfeldtig zu erkennen geben, zu dem end letzlich
das Ulmische armistitium eingangen und früher die von den Generalstaaten
vorgeschlagene Evakuation
Vgl. oben [ S. 289 Anm. 2 ] .
betrieben. Es hetten sich aber die Caßelische
durch die externa consilia verleiten und nach verscheidenen mit ihnen ge-
pflogenen tractaten
Gemeint wohl die hessischen Akkomodationsverhandlungen 1635–1639, besonders die
Verhandlungen von Sababurg, Würzburg und Mainz; vgl. unten [ S. 975 Anm. 1 ] .
, auch zu ihrer gnugsamer versicherung annerbottener
mittlen, nit verstehen wollen. Löben: Die Hessen haben Brandenburg
Kalkar eingeräumt
und beschweren sich, daß die Ksl. nicht Hamm ver-
lassen . Da der Kaiser das Angebot Kurbrandenburgs, die Festung selbst zu
verwahren, nicht annimmt, wird sie und die ganze Grafschaft Mark beim
Heranzug der Hessen in Gefahr geraten. Reck: Gerade wegen des ver-
muteten Heranzuges der Hessen werden die Ksl. nicht ihre Garnison auf-
geben wollen, wie es Kurköln mit Vechta und Warendorf auch erfahren
hat.
sandten und Fuldas ; es bleibt bei dem Satisfaktionsangebot von 600 000
Reichstalern bei Zuziehung aller hessischer Kontribuenten. – Konferenz
mit Leuchselring; dieser erklärt, über die neuen Forderungen lediglich be-
richten zu können.
Anfrage bei den Darmstädtern wegen Nachrichten von einem Vergleich
der hessischen Linien und einer Verbindung der Darmstädter Truppen mit
denen der Landgräfin und Königsmarcks. Darmstädter: Lediglich ein
Stillstand auf einen Monat geschlossen.
Reck bei Löben. Dieser erinnert wieder an eine Deputation der Religions-
parteien . Reck: Innerhalb der Kurfürstlichen wehre man allerseits ge-
neigt und begierig, die gute verstendnuß, auch nöhtige einigkeit und zusam-
menhaltung zu befürderen, doch ist es für die Deputation zu früh, da die
Gesandten noch auf ihre Instruktionen warten. Löben: Hofft auf deren
baldiges Eintreffen, da ein Zusammenstoß der Hauptarmeen möglich ist
und dadurch die Verhandlungen beeinflußt werden. Reck: Kaiser und
Katholiken sehen nicht auf den Ausschlag der Waffen, sondern nur die
Gerechtigkeit der Sache, die Kronen gebten wenig auff den imperii statum
et fundamentales leges; daß aber die Heßen Caßelische, indeme sie etwas
glucks bei ihren waffen zu haben vermeinten, alles gleichsamb uber einen
hauffen stoßen, chur- und fürsten bei den tractaten zum schawspiell stellen,
dieselbige, welchen sie doch den mehrsten schaden zugefügt, an landt und
leuht straffen und ihnen solche abnehmen, das wehren ie unleidtliche und
wieder alle billigkeit lauffende sachen. Beide churfürsten zu Coln und
Maintz hielten sich auch versichert, es würde sich kein standt finden, wel-
cher den Caßelischen beifall darin geben würde. Ille: Den Caßelischen
gebte keiner beifall, außer daß beide cronen ihre satisfaction starck trie-
ben . Thumbprobst: Es wehre nit gnug, tali in causa manifestissime iniu-
sta keinen beifall den Caßelischen zu geben, sondern man müßte ihnen
ernstlich noch weiters, alß in ultima deputatione geschehen, zusprechen,
daß sie von ihren unbilligen postulatis abzustehen. Ein gleiches wehre den
coronis auch anzudeuten. Diese verlangen zwar für Hessen eine Satisfak-
tion , aber nicht, daß diese also hoch mit großer unbilligkeit und verletzung
anderer stände zu extendiren. Es wehre den Caßelischen schon mehr alß zu
viell cum perpetuo imperii opprobrio et pernitiosissimo ad posteros trans-
ferendo exemplo nachgegeben. Löben: Die Brandenburger haben mehr-
fach gemahnt, doch sind die Hessen nur auf 800 000 heruntergegangen.
Reck: Selbst Longueville, der sich ihrer am meisten annimmt, hat nur
600 000 gefordert; dazu bieten die Ksl. die Schaumburger Ämter. Ferner
verlangen die Hessen das Geld und die Pfänder allein von Köln, Mainz,
Fulda, Münster und Paderborn; beide Kurfürsten werden nie darauf ein-
gehen , weiln sie wegen alles unheils vor Gott und der weldtt derentwegen
unschuldig und nit obligirt, sich und ihre landen alsolcher unbilligkeit zu
unterwerffen. Ille: Man solte den punctum gravaminum inter status
richtig machen, alßdan würden sich auch die media finden, auß dießen
sachen zu kommen. Reck: Auch bei den Gravamina werden die Hessen
sich unnachgiebig zeigen und dabei Beifall von ihren Religionsverwandten
bekommen. Löben: Man müßte einen so bößen argwohn nit haben, es
würde sich der vergleich in den gravaminibus woll zeigen, wan man nuhr
zusamenkeme. Wird Warendorf belagert? Reck: Noch keine Belage-
rung , doch halten sich die Truppen Königsmarcks in der Nähe auf und
plündern das Land. In Osnabrück sind die Präliminarien verletzt worden,
und wüßte man nit, was mehr zu glauben. Ille: Die Schwedische wolten
die ruptur der praeliminarium ihrerseits nit gestehen, sonsten wehre woll zu
wunschen, daß man den krieg auß dießen landen hette halten konnen.
Thumbprobst: Den Schwedischen were auff ihr vorgeben gnugsamb ge-
antwortet und die contravention remonstrirt, wie gern auch Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht zu Coln den krieg auß dießen landen gehalten,
hetten sie offters und vielfeldtig zu erkennen geben, zu dem end letzlich
das Ulmische armistitium eingangen und früher die von den Generalstaaten
vorgeschlagene Evakuation
Vgl. oben [ S. 289 Anm. 2 ] .
durch die externa consilia verleiten und nach verscheidenen mit ihnen ge-
pflogenen tractaten
Gemeint wohl die hessischen Akkomodationsverhandlungen 1635–1639, besonders die
Verhandlungen von Sababurg, Würzburg und Mainz; vgl. unten [ S. 975 Anm. 1 ] .
mittlen, nit verstehen wollen. Löben: Die Hessen haben Brandenburg
Kalkar eingeräumt
lassen . Da der Kaiser das Angebot Kurbrandenburgs, die Festung selbst zu
verwahren, nicht annimmt, wird sie und die ganze Grafschaft Mark beim
Heranzug der Hessen in Gefahr geraten. Reck: Gerade wegen des ver-
muteten Heranzuges der Hessen werden die Ksl. nicht ihre Garnison auf-
geben wollen, wie es Kurköln mit Vechta und Warendorf auch erfahren
hat.