Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VI 3
1647 VI 3
Montag Anfrage Trauttmansdorffs wegen Fürstenau. [...]
– Fürstenrat.
Mitteilung an Trauttmansdorff: Belagerung von Fürstenau; die Ksl. mögen
bei den Franzosen und Rosenhane vor den Folgen des Bruchs der Prälimi-
narien warnen. Trauttmansdorff: Will deshalb zu den Mediatoren, den
Franzosen traut er nicht, Rosenhane hat nicht die nötige Autorität. Milonius
hat in Osnabrück den Ksl. mit dem Angriff auf Fürstenau gedroht, falls
nicht die Halberstädter Klöster Gröningen und Walkenried
den Welfen
gelassen würden, was inzwischen bewilligt ist. Aber man sähe, daß es nur
falsche praetexten und betrug, dan die Schwedische nuhmehr vorgeben, sie
suchten das volck unnd nicht den platz. Es wurde mit Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht zu Colln volcker eben so zu befahren sein, dahero hoch-
nöttig unnd zu wunschen were, man setze allerdings wieder zusamen,
welchenfals dem Konigßmarck noch beyzeiten, ehe er alles verschlungen,
zu begegnen wehre, wurde auch dergleichen, wie mit der Vechta vorgan-
gen , zu attentiren nichtt gedacht haben, wan die benachbarte deß so
schädtlichen armistitii halber alß Meppen, Rheine nitt einhalten mußenn.
Schröder bei W. War wegen Fürstenau bei Contarini, der geantwortet hat,
die Mediatoren hätten deshalb schon mit den Franzosen geredet, bei denen
man sich mehr Eifer wünsche. Trauttmansdorff hat an die Ksl. in Osna-
brück geschickt. W: Bitte um weitere Unterstützung; Erinnerung , wie
hochnötig es seye, die militiam und den kriegsstatum auff einen anderen
fueß zu setzen und dadurch den vorigen so offt geklagtten mängelen abzu-
helffen und weiteren besorgenden verlust zu verhüeten.
W bei Longueville/d’Avaux. Verpflichtung Frankreichs zum Schutz des
Präliminarvertrages; andernfalls entsteht der Eindruck, daß Schweden
Frankreich seinen Willen aufzwingen kann. Longueville: Die Ksl.
suchen Frankreich in odio seiner confoederirten und der protestirenden zu
setzen und mindern so die Autorität der Gesandten. Die Schweden ent-
schuldigen sich mit der Einnahme Paderborns durch Ws Truppen. W:
Der Präliminarvertrag spricht von Stadt und Stift Osnabrück, sieht aber
nicht die Neutralisierung der Besatzungen von Fürstenau und Vörden vor;
auch die Schweden haben die Vördener Besatzung zu Kriegsoperationen
gebraucht. [...] Die Belagerung aber ist gegen den Vertrag, nach dem im
Stift alles im bisherigen Zustand bleiben soll. [...] Waß der cron Franck-
reich authoritet anlangete, daß solche durch der Kayserlichen cum Suecis et
protestantibus tractandi modo solle geschwächet werden, da beklagtten sich
die Kayserliche viellmehr, daß durch continuation der feyndlichen wapffen
von Franckreich sie necessitirt würden, verschiedene sachen den Schwedi-
schen und protestirenden nachzugeben, welches sie woll nit würden gethan
haben, wan Franckreich seinem erbieten nach die Tourennische armada von
der feyndlichen action abgehaltten, dan alsoche wapffen und bloßer degen,
wamitt man Ihrer Kayserlichen Maiestet und anderen chur-, fürsten und
stenden des reichs noch täglich zusetzte, ein contrarium effectum veruhr-
sachten , alß waß bey den tractaten durch die promessen und guette wohrtt
im nahmen der cron köntte gerichtet werden. Comte d’Avaux: Die
Kayserliche giengen nicht recht mitt ihnnen umb; Trauttmansdorff hat die
französische Unterstützung wegen der Autonomie in den Erblanden ange-
nommen , sich wegen Osnabrück aber nicht fest gezeigt und schließlich die
Abrede gebrochen, einige Tage vor dem Nachgeben d’Avaux zu unter-
richten . Die Ksl. suchten etiam cum summo dispendio catholicorum die
Schwedische und protestirende an sich zu ziehen und Franckreich bey den-
selben verhaßet zu machen. Die Kayserliche hetten den Schwedischen so
viell nachgeben und ihre freundschafft zu erkauffen gesucht, sie soltten
nun bey denselben einen versuch thuen, wie es vigore praeliminarium sich
gebürte, die Fürstenawische belägerung zu verhindern. Es hetten die
Kayserliche problematice etwas auffsetzen und hin- und wieder under den
stenden spargiren laßen, Gallos promisisse, woltten ihnnen in puncto auto-
nomiae und des stiffts Oßnabruck bey den handlungen assistiren und ihren
alliirten mitt keinen völckern noch geldt ferner beispringen, dabey rationes
pro et contra gesetzet, ob dießem der Franzosischen erbieten zu trawen?
I. H. G.: Von dergleichen schrifften were ihro nichts vorkommen, und
wie sie öffters geklagt und betawret, so befünden sie, daß man sich durch
ein so schädliches mißtrawen tägliches noch mehrers einnehmmen ließe und
voneinander kehme. Die Kayserliche hetten sich ad constantiam in den
benenten punctis offters erbotten, dieses aber dabey angezeigtt, daß die von
Franckreich bezeigte contrarietet, indeme sie bey den tractaten ihnnen de
constantia et assistentia viell zusprechen, der Tourenne aber mitt den
wapffen und bloßen degen von dem Kayser und anderen stenden de facto
zu erzwingen sich understunde. Comte d’Avaux: Die dem Tourenne
undergebene armada hette gegen den Kayser seither nit gekriegt. I. H.
G.: Er were zwarn in die erblanden nit gangen, er hette gleichwoll under-
deßen , waß der churfürst von Meinz noch eingehabt, ihme gantz feind-
sehlig abgenohmmen und die derents befindliche Kayserliche soldatesque
gantz feindlich angriffen und tractirt. Comte d’Avaux: Der churfürst
von Meinz were gantz Spanisch und österreichisch. Er soltte sich neutral
haltten, wie andere, so würde er auch darnach tractirt werden. I. H.
G.: Der punctus neutralitatis were gantz ein andere sache alß die itzige
materia, davon man pro bono religionis woll zue rheden und die sache
durch eine so schädliche diffidenz nit mehrers zue vulneriren. Und waß
würde doch darauß werden, wan alle catholische sich neutral, indeme man
pro religione zusammenstehen und fechten solle, erklerte. Franckreich
erfuhre täglich gnugsamb, mitt waß hochmuht die Schwedische ihnen
begegneten, wan nun Ihre Kayserliche Maiestet, wie sie es vorhetten, allein
endlich underligen würden, waß würde es doch dan endtlich mitt der reli-
gion für ein außgang gewinnen. Es were itzo gestaldten sachen nach nit
allein von der neutralitet zu rheden, sondern man mußte sich auch a parte
Franckreich recht expliciren, waß man dabey eigentlich intendirte und wie
dem catholischen nothleidenden weeßen damitt zu helffen und der status
imperii et Imperatoris gleichwohl nit zu verlaßen noch zue prostituiren.
Duc de Longueville: Ihre Kayserliche Maiestet hetten sich noch nit
erklert, daß pace cum imperio conclusa sie den Spanischen nit assistiren
woltten. Wan dieße erklerung geschehen, so würde man mitt den sachen
beßer fortkommen. I. H. G.: Dieße materia würde sich itzo nit, indeme
das periculum in mora quoad obsidionem der Fürstenaw, woll moviren und
debatiren laßen. Sie wunschten beeden cronen pro bono christianitatis einen
bestendigen frieden und begerten, daß sie doch woltten zue halttung der
praeliminarien ihre authoritet interponiren, zumal hiervon die Sicherheit
der Kongreßorte abhängt. Beide Franzosen geben W wegen des Präli-
minarvertrages Recht und erbieten sich zu Bemühungen, jedoch lieber bei
Wrangel als bei Königsmarck, der nur seinem eigenen Kopf folge. W:
Hält vor allem Erinnerungen bei den schwedischen Gesandten für nötig,
die sich hinsichtlich des Präliminarvertrages nicht damit entschuldigen kön-
nen , sie hätten mit dem Kriegswesen nichts zu tun. Franzosen: Wollen
La Court entsprechend instruieren. Es ist bey dießer visita, alß der
comte d’Avaux sich wegen der Kayserlichen procedeuren beklagtt, gnug-
samb zue observiren geweßen, daß er zimblich alterirt und solches hochlich
empfindet, wie er dan verschiedenen mahl in discursu cum vehementia
aliqua repetirt: Die Kayserliche geben wegk, waß die Schwedische und pro-
testirende haben wollen, und vermainen, dardurch den frieden zu erhand-
len und zu erkauffen; sie werden sich aber gewalttig betrogen finden, dan
sie auff dieße weiße den frieden nit werden erhaltten und bekommen, wan
sie auch mehr hinwegkgeben; Franckreich hette es woll gemeinet, und auto-
ritathe sua die Pfaltzische sach, wie es die Schwedische selbst bekenneten,
insoweith Ihrer Kayserlichen intention nach gerichtet. Mitt dem stifft
Oßnabruck were auch forthzukommen geweßen, wan die Kayserliche nit
also hinder ihnen her gehandlet, repetendo cum singulari zelo et fervore, sie
vermainen, den frieden zu erkauffen und werden ihnen doch nit bekom-
men .
Mitteilung an Trauttmansdorff: Gespräch mit den Franzosen; nochmalige
Bitte um Bemühungen der Ksl. in Osnabrück. Trauttmansdorff: Daß
dies der Franzosen modus solemnis sey, die ständt von Ihrer Kayserlichen
Mayestet abwendig zu machen, solches hetten sie nicht nur mit dergleichen
offters sondern ipso facto gnugsamb remonstrirt und erwiesen. Mein Gott,
wer hett doch den Frantzosen die autoritet benommen, daß sie ihre vor
etlichen monaten gegebenen parola gär mitt vorzeigung der original befel-
chen , nemblichen die Frantzosichen mittel und volcker intuitu religionis
von den Schweden unnd des reichs boden abzuziehen, nit gehalten. Gerade
haben die Bayern ihm vorgeworfen, die Ksl. widersetzten sich nicht genug
der schwedischen Präzedenz im Fürstenrat, wogegen Volmar beteuert hat,
das sei eine Verleumdung der Franzosen. Wegen Fürstenau hat Trauttmans-
dorff sich schon an Contarini gewandt und nach Osnabrück geschrieben.
Den Schweden geht es darum, wie sie sich nach und nach der Kayserlichen
und reichsvolckern ermächtigen und also successive nos inermes supprimi-
ren möchtten. Mitt Churbayern werd es besorgentlich keinen anderen auß-
gang haben, und aller gewinn und unterschiedt nur ein geringes spacium
temporis sein. Es laßen sich auch sowoll die Schwedische plenipotentiarii
alß der Konigßmarck verlauten, daß alß lang die Churcollnische volcker in
des Kaysers pflicht mit begriffen, sie dieselbe anderß nicht alß fur ihre
feyndt halten und tractiren konten. Nun seye ia gnug mit handen zu grei-
fen , waß hiemit intendirt werden wolle. Wan doch Gott Churbayeren
möchte in sinn geben, der occasion, ehe es zu spaht, der religion sowoll alß
sich selbsten zum besten in acht zu nehmmen. Guter Stand der ksl. Armee,
spanische Überlegenheit in den Niederlanden, in Italien und Katalonien;
und sey also ietzt an reunion beyder Churfürstlichen Durchlauchten zu
Colln und Bayeren salus rei publicae et conservatio religionis infallibiliter
gelegen. Und wan forerst Churcoln woltte, kontte man dem Konigßmarck
testa bieten und ihme die so freywillig ubende hostilitet gar leicht verweh-
ren und einstellen. Alß ihme herrn graven hierauf replicirt, welcher-
gestaldt Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu Colln zu ratification des
Ulmischen armistititii genottiget, indem alle auff des reichs boden befun-
dene feyendts armeen sich von oben und unden also in postur unnd bereit-
schafft gehaltten, daß sie dero ertz- stifft und landen auf den verweige-
rungsfall uno impetu hetten uberfallen und zu grundt richten können, und
wie nun denselben solche occasion noch nicht benommen, so hetten Ihre
Excellentz vernunfftig zu ermeßen, ob des von Sparren und Bluhmenthalß
gegen Ihre Durchlaucht und ihre landen verubende proceduren, indem sie
dieselben fast nicht anders alß der feyndt selbst tractirte, die geringste
anlaß und ursach geben könne, solcher gefahr des gäntzlichen untergangs
sich und ihre landen zu unterwerfen. Sagte der herr graff, es seye bey
Gott anders nicht, habe deßhalber dem von Blumenthal noch erst vor zwey
tagenn starck zugeschriebenn, sich gegen Ihre Durchlaucht aller bescheiden-
heit zu gebrauchen und nit die geringste ursach zur offension zu geben,
woltte es auch mitt negster post nachmaln zue wiederholen nicht unter-
laßen . [...]
Mitteilung der Mainzer auf Anfrage Ws: Nachdem es in Osnabrück noch
Schwierigkeiten gegeben hat, werden Schweden und Protestanten nun doch
nach Münster kommen.
Mitteilung Chigis: Die Erinnerung der Mediatoren bei den Ksl. wegen
Fürstenau steht noch aus, bei den Franzosen ist sie gestern geschehen. Bitte
um Mitteilung der bayerischen Antwort an die katholischen Stände.
– Fürstenrat.
Mitteilung an Trauttmansdorff: Belagerung von Fürstenau; die Ksl. mögen
bei den Franzosen und Rosenhane vor den Folgen des Bruchs der Prälimi-
narien warnen. Trauttmansdorff: Will deshalb zu den Mediatoren, den
Franzosen traut er nicht, Rosenhane hat nicht die nötige Autorität. Milonius
hat in Osnabrück den Ksl. mit dem Angriff auf Fürstenau gedroht, falls
nicht die Halberstädter Klöster Gröningen und Walkenried
gelassen würden, was inzwischen bewilligt ist. Aber man sähe, daß es nur
falsche praetexten und betrug, dan die Schwedische nuhmehr vorgeben, sie
suchten das volck unnd nicht den platz. Es wurde mit Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht zu Colln volcker eben so zu befahren sein, dahero hoch-
nöttig unnd zu wunschen were, man setze allerdings wieder zusamen,
welchenfals dem Konigßmarck noch beyzeiten, ehe er alles verschlungen,
zu begegnen wehre, wurde auch dergleichen, wie mit der Vechta vorgan-
gen , zu attentiren nichtt gedacht haben, wan die benachbarte deß so
schädtlichen armistitii halber alß Meppen, Rheine nitt einhalten mußenn.
Schröder bei W. War wegen Fürstenau bei Contarini, der geantwortet hat,
die Mediatoren hätten deshalb schon mit den Franzosen geredet, bei denen
man sich mehr Eifer wünsche. Trauttmansdorff hat an die Ksl. in Osna-
brück geschickt. W: Bitte um weitere Unterstützung; Erinnerung , wie
hochnötig es seye, die militiam und den kriegsstatum auff einen anderen
fueß zu setzen und dadurch den vorigen so offt geklagtten mängelen abzu-
helffen und weiteren besorgenden verlust zu verhüeten.
W bei Longueville/d’Avaux. Verpflichtung Frankreichs zum Schutz des
Präliminarvertrages; andernfalls entsteht der Eindruck, daß Schweden
Frankreich seinen Willen aufzwingen kann. Longueville: Die Ksl.
suchen Frankreich in odio seiner confoederirten und der protestirenden zu
setzen und mindern so die Autorität der Gesandten. Die Schweden ent-
schuldigen sich mit der Einnahme Paderborns durch Ws Truppen. W:
Der Präliminarvertrag spricht von Stadt und Stift Osnabrück, sieht aber
nicht die Neutralisierung der Besatzungen von Fürstenau und Vörden vor;
auch die Schweden haben die Vördener Besatzung zu Kriegsoperationen
gebraucht. [...] Die Belagerung aber ist gegen den Vertrag, nach dem im
Stift alles im bisherigen Zustand bleiben soll. [...] Waß der cron Franck-
reich authoritet anlangete, daß solche durch der Kayserlichen cum Suecis et
protestantibus tractandi modo solle geschwächet werden, da beklagtten sich
die Kayserliche viellmehr, daß durch continuation der feyndlichen wapffen
von Franckreich sie necessitirt würden, verschiedene sachen den Schwedi-
schen und protestirenden nachzugeben, welches sie woll nit würden gethan
haben, wan Franckreich seinem erbieten nach die Tourennische armada von
der feyndlichen action abgehaltten, dan alsoche wapffen und bloßer degen,
wamitt man Ihrer Kayserlichen Maiestet und anderen chur-, fürsten und
stenden des reichs noch täglich zusetzte, ein contrarium effectum veruhr-
sachten , alß waß bey den tractaten durch die promessen und guette wohrtt
im nahmen der cron köntte gerichtet werden. Comte d’Avaux: Die
Kayserliche giengen nicht recht mitt ihnnen umb; Trauttmansdorff hat die
französische Unterstützung wegen der Autonomie in den Erblanden ange-
nommen , sich wegen Osnabrück aber nicht fest gezeigt und schließlich die
Abrede gebrochen, einige Tage vor dem Nachgeben d’Avaux zu unter-
richten . Die Ksl. suchten etiam cum summo dispendio catholicorum die
Schwedische und protestirende an sich zu ziehen und Franckreich bey den-
selben verhaßet zu machen. Die Kayserliche hetten den Schwedischen so
viell nachgeben und ihre freundschafft zu erkauffen gesucht, sie soltten
nun bey denselben einen versuch thuen, wie es vigore praeliminarium sich
gebürte, die Fürstenawische belägerung zu verhindern. Es hetten die
Kayserliche problematice etwas auffsetzen und hin- und wieder under den
stenden spargiren laßen, Gallos promisisse, woltten ihnnen in puncto auto-
nomiae und des stiffts Oßnabruck bey den handlungen assistiren und ihren
alliirten mitt keinen völckern noch geldt ferner beispringen, dabey rationes
pro et contra gesetzet, ob dießem der Franzosischen erbieten zu trawen?
I. H. G.: Von dergleichen schrifften were ihro nichts vorkommen, und
wie sie öffters geklagt und betawret, so befünden sie, daß man sich durch
ein so schädliches mißtrawen tägliches noch mehrers einnehmmen ließe und
voneinander kehme. Die Kayserliche hetten sich ad constantiam in den
benenten punctis offters erbotten, dieses aber dabey angezeigtt, daß die von
Franckreich bezeigte contrarietet, indeme sie bey den tractaten ihnnen de
constantia et assistentia viell zusprechen, der Tourenne aber mitt den
wapffen und bloßen degen von dem Kayser und anderen stenden de facto
zu erzwingen sich understunde. Comte d’Avaux: Die dem Tourenne
undergebene armada hette gegen den Kayser seither nit gekriegt. I. H.
G.: Er were zwarn in die erblanden nit gangen, er hette gleichwoll under-
deßen , waß der churfürst von Meinz noch eingehabt, ihme gantz feind-
sehlig abgenohmmen und die derents befindliche Kayserliche soldatesque
gantz feindlich angriffen und tractirt. Comte d’Avaux: Der churfürst
von Meinz were gantz Spanisch und österreichisch. Er soltte sich neutral
haltten, wie andere, so würde er auch darnach tractirt werden. I. H.
G.: Der punctus neutralitatis were gantz ein andere sache alß die itzige
materia, davon man pro bono religionis woll zue rheden und die sache
durch eine so schädliche diffidenz nit mehrers zue vulneriren. Und waß
würde doch darauß werden, wan alle catholische sich neutral, indeme man
pro religione zusammenstehen und fechten solle, erklerte. Franckreich
erfuhre täglich gnugsamb, mitt waß hochmuht die Schwedische ihnen
begegneten, wan nun Ihre Kayserliche Maiestet, wie sie es vorhetten, allein
endlich underligen würden, waß würde es doch dan endtlich mitt der reli-
gion für ein außgang gewinnen. Es were itzo gestaldten sachen nach nit
allein von der neutralitet zu rheden, sondern man mußte sich auch a parte
Franckreich recht expliciren, waß man dabey eigentlich intendirte und wie
dem catholischen nothleidenden weeßen damitt zu helffen und der status
imperii et Imperatoris gleichwohl nit zu verlaßen noch zue prostituiren.
Duc de Longueville: Ihre Kayserliche Maiestet hetten sich noch nit
erklert, daß pace cum imperio conclusa sie den Spanischen nit assistiren
woltten. Wan dieße erklerung geschehen, so würde man mitt den sachen
beßer fortkommen. I. H. G.: Dieße materia würde sich itzo nit, indeme
das periculum in mora quoad obsidionem der Fürstenaw, woll moviren und
debatiren laßen. Sie wunschten beeden cronen pro bono christianitatis einen
bestendigen frieden und begerten, daß sie doch woltten zue halttung der
praeliminarien ihre authoritet interponiren, zumal hiervon die Sicherheit
der Kongreßorte abhängt. Beide Franzosen geben W wegen des Präli-
minarvertrages Recht und erbieten sich zu Bemühungen, jedoch lieber bei
Wrangel als bei Königsmarck, der nur seinem eigenen Kopf folge. W:
Hält vor allem Erinnerungen bei den schwedischen Gesandten für nötig,
die sich hinsichtlich des Präliminarvertrages nicht damit entschuldigen kön-
nen , sie hätten mit dem Kriegswesen nichts zu tun. Franzosen: Wollen
La Court entsprechend instruieren. Es ist bey dießer visita, alß der
comte d’Avaux sich wegen der Kayserlichen procedeuren beklagtt, gnug-
samb zue observiren geweßen, daß er zimblich alterirt und solches hochlich
empfindet, wie er dan verschiedenen mahl in discursu cum vehementia
aliqua repetirt: Die Kayserliche geben wegk, waß die Schwedische und pro-
testirende haben wollen, und vermainen, dardurch den frieden zu erhand-
len und zu erkauffen; sie werden sich aber gewalttig betrogen finden, dan
sie auff dieße weiße den frieden nit werden erhaltten und bekommen, wan
sie auch mehr hinwegkgeben; Franckreich hette es woll gemeinet, und auto-
ritathe sua die Pfaltzische sach, wie es die Schwedische selbst bekenneten,
insoweith Ihrer Kayserlichen intention nach gerichtet. Mitt dem stifft
Oßnabruck were auch forthzukommen geweßen, wan die Kayserliche nit
also hinder ihnen her gehandlet, repetendo cum singulari zelo et fervore, sie
vermainen, den frieden zu erkauffen und werden ihnen doch nit bekom-
men .
Mitteilung an Trauttmansdorff: Gespräch mit den Franzosen; nochmalige
Bitte um Bemühungen der Ksl. in Osnabrück. Trauttmansdorff: Daß
dies der Franzosen modus solemnis sey, die ständt von Ihrer Kayserlichen
Mayestet abwendig zu machen, solches hetten sie nicht nur mit dergleichen
offters sondern ipso facto gnugsamb remonstrirt und erwiesen. Mein Gott,
wer hett doch den Frantzosen die autoritet benommen, daß sie ihre vor
etlichen monaten gegebenen parola gär mitt vorzeigung der original befel-
chen , nemblichen die Frantzosichen mittel und volcker intuitu religionis
von den Schweden unnd des reichs boden abzuziehen, nit gehalten. Gerade
haben die Bayern ihm vorgeworfen, die Ksl. widersetzten sich nicht genug
der schwedischen Präzedenz im Fürstenrat, wogegen Volmar beteuert hat,
das sei eine Verleumdung der Franzosen. Wegen Fürstenau hat Trauttmans-
dorff sich schon an Contarini gewandt und nach Osnabrück geschrieben.
Den Schweden geht es darum, wie sie sich nach und nach der Kayserlichen
und reichsvolckern ermächtigen und also successive nos inermes supprimi-
ren möchtten. Mitt Churbayern werd es besorgentlich keinen anderen auß-
gang haben, und aller gewinn und unterschiedt nur ein geringes spacium
temporis sein. Es laßen sich auch sowoll die Schwedische plenipotentiarii
alß der Konigßmarck verlauten, daß alß lang die Churcollnische volcker in
des Kaysers pflicht mit begriffen, sie dieselbe anderß nicht alß fur ihre
feyndt halten und tractiren konten. Nun seye ia gnug mit handen zu grei-
fen , waß hiemit intendirt werden wolle. Wan doch Gott Churbayeren
möchte in sinn geben, der occasion, ehe es zu spaht, der religion sowoll alß
sich selbsten zum besten in acht zu nehmmen. Guter Stand der ksl. Armee,
spanische Überlegenheit in den Niederlanden, in Italien und Katalonien;
und sey also ietzt an reunion beyder Churfürstlichen Durchlauchten zu
Colln und Bayeren salus rei publicae et conservatio religionis infallibiliter
gelegen. Und wan forerst Churcoln woltte, kontte man dem Konigßmarck
testa bieten und ihme die so freywillig ubende hostilitet gar leicht verweh-
ren und einstellen. Alß ihme herrn graven hierauf replicirt, welcher-
gestaldt Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu Colln zu ratification des
Ulmischen armistititii genottiget, indem alle auff des reichs boden befun-
dene feyendts armeen sich von oben und unden also in postur unnd bereit-
schafft gehaltten, daß sie dero ertz- stifft und landen auf den verweige-
rungsfall uno impetu hetten uberfallen und zu grundt richten können, und
wie nun denselben solche occasion noch nicht benommen, so hetten Ihre
Excellentz vernunfftig zu ermeßen, ob des von Sparren und Bluhmenthalß
gegen Ihre Durchlaucht und ihre landen verubende proceduren, indem sie
dieselben fast nicht anders alß der feyndt selbst tractirte, die geringste
anlaß und ursach geben könne, solcher gefahr des gäntzlichen untergangs
sich und ihre landen zu unterwerfen. Sagte der herr graff, es seye bey
Gott anders nicht, habe deßhalber dem von Blumenthal noch erst vor zwey
tagenn starck zugeschriebenn, sich gegen Ihre Durchlaucht aller bescheiden-
heit zu gebrauchen und nit die geringste ursach zur offension zu geben,
woltte es auch mitt negster post nachmaln zue wiederholen nicht unter-
laßen . [...]
Mitteilung der Mainzer auf Anfrage Ws: Nachdem es in Osnabrück noch
Schwierigkeiten gegeben hat, werden Schweden und Protestanten nun doch
nach Münster kommen.
Mitteilung Chigis: Die Erinnerung der Mediatoren bei den Ksl. wegen
Fürstenau steht noch aus, bei den Franzosen ist sie gestern geschehen. Bitte
um Mitteilung der bayerischen Antwort an die katholischen Stände.