Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 IV 16
1647 IV 16
Dienstag Bericht Buschmanns: Die Protestanten haben
heute beraten, aber keine Resolution von sich gegeben
Zur Reaktion der Protestanten auf die ksl. Gravaminaerklärung 1647 IV 14 vgl. J. G.
Meiern IV S. 190 ff.
. Die Mainzer bitten
um Fürsprache Ws bei d’Avaux wegen der Bergstraße. Die Schweden
haben den Bayern angedeutt, daß sie sich sub conditione sine qua non
erklert hetten, wegen der Oberpfaltz für Churbayeren zuefrieden zu sein,
wan der stifft Oßnabruck den protestirenden bleiben soltte. Die Chur-
bayerische woltten hievon anderst nicht wißen, alß daß des stiffts Osna-
bruck zwarn meldung geschehen, es were sub conditione sine qua non nicht
gehandlet noch von ihnen anderst alß ein pura non conditionata resolutio
angenohmmen.
W bei d’Avaux: Empfehlung der Religionssache und Anfrage wegen der
Rückreise. D’Avaux: Will Trauttmansdorff folgen, der ihm hierbei
zwar den Vortritt geben will, es bedörffte aber alsolcher complimenten
hierinn nicht. W: Trauttmansdorff wird wegen Auslieferung des
Instrumentes an die Schweden morgen noch bleiben, er entschuldigt sich
damit, daß ohne d’Avaux er in den spanischen Verhandlungen nichts tun
kann. Und verspührte man wohl, daß alhie mitt den Schwedischen und
protestirenden nit fortzukommen, alß langh der Spanischer fried nit
geschloßen, und weyln dan, wie er auch selbsten woll erkendte, der catholi-
schen religion hieran so viell glegen und der friedenschluß mit Spanien an
seiner gegenwahrt stünde, so woltten sie verhoffen, er würde des herrn
nuncii trewhertzige erinnerung stattgeben und durch seine abrayß den
herrn graffen von Trautmanstorff auch nach sich ziehen. Comte
d’Avaux: Er were und bliebe resolutissimo zue rayßen, sobaldt der graff
von Trautmanstorff sich auffmachen würde. Daß nun erst morgen die
überreichung des instrumenti pacis soltte vorgenohmmen werden, darauß
hette man anzeigh gnugh zu nehmmen, daß der von Trautmanstorff noch
nicht verreißen würde. Als die Protestanten ihn gestern zum Bleiben auf-
forderten , hat er geantwortet, er müsse Longuevilles Aufforderungen nach-
kommen , zumal wenn Trauttmansdorff auch reise. Als sie meinten, Trautt-
mansdorff werde über Ostern bleiben, hat er hinzugefügt, falls sie seine
Erklärung über Osnabrück und die Autonomie annähmen. Beim Abschied
hat Thumbshirn die Möglichkeit eines Kompromisses angedeutet und auf
seine Antwort, daß allein cathegorica resolutio gelten woltte, [...] tacite
gleichwohl ohne engagirung seiner parola zu verstehen geben, es würde
woll zue accomodiren sein. Zur Interposition in anderen Fragen hat
d’Avaux sich bereit erklärt, falls die Protestanten in dieser Sache
nachgäben. Hoffte also, wan der graff von Trautmanstorff nur bestendig
bliebe und sich nicht schrecken ließe, man würde den stifft Oßnabruck
völliglich erhaltten. Leyd würde es ihme im hertzen thuen, wan man ad
alternativam kommen soltte, wie er dan dem herrn Salvio deßwegen gar
beweglich zugesprochen und nebenst anderen movirten rationibus gleich-
samb mitt gefalttenen händen umb Gotts willen alß seinen gueten bekand-
ten freund gebetten, er woltte doch der raison platz geben und wegen des
stiffts Oßnabruck alsolche unbefuegtte oppositiones nicht machen, noch es
bey anderen guetthaischen. Oxenstierna hat Trauttmansdorff ein Schreiben
Wrangels mitgeteilt, wonach Gebhardt
Dr. Justus von Gebhardt (1588–1656), ksl. Reichshofrat; zu seinen Äußerungen anläß-
lich der Ulmer Waffenstillstandsverhandlungen vgl. J. G. Meiern V S. 17 f., 321ff.
gleichsamb zugesagt, daß Ihre
Kayserliche Maiestet, waß man nur begeren würde, nachzugeben gemaint.
Dies were nun zwarn ein bößes werck von einem alsolchen abgesandten. Er
sorgtte gleichwohl, es würde der von Trautmanstorff dardurch mehr klein-
mühtig gemacht, der mehrers animirung vonnöthen. Die Schwedische pleni-
potentiarii alhie hetten von des Wrangels schreiben und relation selbsten
ein iailousie, indeme sie in die gedancken gerahten, daß bey also bewandten
sachen der Wrangel in Schweden schreiben möchte, daß er den frieden zue
Ulm, wie man ihnen endlich begeren würde, woll machen köntte, und sie
dahero woll möchten alhie vergeblich sitzen. Die Hessen Casselische weren
itzo bey ihme gewesen und ein solche proposition gethan, daß er sich
darüber wegen der exorbitanz fast ärgerte. Fühlt sich zwar der Landgräfin
verpflichtet, die in seinem Streit mit Servien für ihn in Paris Partei ergrif-
fen hat, woltte gleichwohl sein particulier obligation mitt keinen geistlichen
güettern bezahlen. Hat das auch den Gesandten gesagt, als sie wegen der
Satisfaktion bei ihm waren, und ist mit ihnen das Memorial durchgegan-
gen , in dem sie fordern: 1. Überlassung von vier mainzischen Ämtern und
zweier von Fulda und waß wegen Vach
praetendirt;
2. von Paderborn das
Gebiet zwischen Diemel und Nethe; 3. Volkmarsen und Stadtbergen; 4. als
Pfand für 200 000 Reichstaler die halbe Grafschaft Arnsberg, 400 000 bar
und die angebotenen zwei schaumburgischen Ämter neben den beiden
bereits ratione directi dominii einhabenden [...]. Dieße postulata kehmen
ihme frembd vor, indeme die landgräffin gleichsamb einer königin woltte
gehaltten sein, hette sich nicht versehen, daß die voriges thags erinnerung,
allwoh ihnen der Oxenstirn auch selbsten endlich woll zugesprochen, also
wenig gefruchtet haben. Es würden die protestirende gar zue hochmütig, sie
haben ihm gestern gedroht, sich nach Paris zu wenden, wobei er ihnen
jedoch nur zugeraten hat. Man müßte also resolutemente mitt dießen leu-
then umbgehen und den herrn graffen von Trautmansdorff darzue animi-
ren , wie dan, wan derselb bestendig pliebe, mitt dem stifft Oßnabruck woll
würde fortzukommen, auch die Hessische von ihren unbillichen postulatis
abzubringen sein, weyln die Schwedische solche theilß auch zue imporbiren
anfingen. Die Casselische, welches er doch nit gern woltte gemeldet haben,
ließen sich wegen des stiffts Oßnabruck woll an, und vermeinte, weyln die
cron Schweden ein punctum honoris darauß machte, daß dieße sach ad
status imperii von ihnnen soltte remittirt werden, da würde sich alßdan die
sache woll endscheiden. Es haben I. H. G. hierauff nebenst den
anwehsenden Churcollnischen wegen der Hessischen also unbilligen postu-
latis ihme und eben deme darzue kommenden monsieur La Court auß der
landcharten gezeigt, wie daß der beste theill des stiffts Paderborn dabey
durchgienge, und, alß sie replicirt, daß die Hessen es gantz gering machten,
[...] ist ihnen der betrugh handgreifflich gezeigtt und umbstendtlich von
allen den postulatis gerehdet, und der discursus damitt geschloßen, man
köntte von überlaßung keines lands hören, und were des duc de Longeville
parola, der mehr nit alß 600 000 reichsthaler begert, auch engagirt.
I. H. G.: Sie woltten den graven von Trautmanstorff noch besuchen und
zue der Münsterischen raiß rahten, weyln doch alhie nichts richten
köntte. Comte d’Avaux: Sie würden woll daran thuen, begerte
gleichwohl, waß der herr graff sich resolviren möchte, zu wißen, damitt er
sich auch darnach zu richten. Darüber wieder ein discurs angefangen, wie
leyd es ihme thuen würde, wan nach so viell angewandter mühe der stifft
Oßnabruck pro catholicis nit gantz soltte erhaltten werden. I. H. G. weren
wegen ihres eyffers in religione gar sehr in ista dioecesi verdacht, woltte
dahero zu bedencken geben, ob nicht Ihre Churfürstliche Durchlaucht die-
ßen stifft annehmmen und nicht etwa Paderborn oder Münster hingegen
überließen, dan weyln Ihre Churfürstliche Durchlaucht nicht selbsten zue
Oßnabruck würden residiren, so weren die acatholici auch auß den sorgen,
daß sie wegen der religion ob praesentiam principis viell turbirt werden
soltten. I. H. G.: Dies weren sachen, die sich nit also practisiren ließen,
dan die capitula ihre electiones hetten, wie dan auch sowoll ratione Ihrer
Churfürstlichen Durchlaucht alß ihrer person dabey verscheidene sachen
zue consideriren. Darauff wiederumb von der Spanischen tractaten
fortsetzung anregung gethan, und damitt zue maturiren gebetten, weyln
dem catholischen allgemeinen weesen so viell daran glegen. Comte
d’Avaux: Er warttete nur auff dem graffen von Trautmanstorff, sobald
derselb rayße, so woltte er auch nach Münster und daß seinige zue beför-
derung des Spanischen friedens getrewlich thuen. Die catholische hetten in
Teutschland sich Hispanis et Austriacis nimium adhaerendo in dieße itzige
gefahr und noth gestürtzet, soltten sich inskünfftig beßer vorsehen, damitt
sie nicht extra debitam observantiam erga Imperatorem die particularinter-
esse des haußes Österreich nicht mitt verfechteten. I. H. G.: Den catho-
lischen geschähe groß ungleich bey alsolcher imputation, dan sie zue keinem
anderem end die wapffen ergriffen und dem Kayser beygestanden alß pro
conservatione religionis et status. Franckreich möchte aber woll auff seine
brust klopffen und seine schuld und feihler erkennen, daß bey der mitt den
Caßelischen gemachter confoederation
sogar die catholische damitt außge-
schloßen und von sich abgehaltten, daß, wan sich schon einer mitt Franck-
reich hette wollen einlaßen, gleichwoll nicht von den Hessischen contri-
butionibus hette können befreyet noch seine abgenohmmene plätze
wiederumb bekommen können, wie ihme dan solches mehrmalß zue seiner
selbst eignen erkendtnuß remonstriret. Und hette derowegen Franckreich
so viell mehr ursach, itzo der catholischen sich anzunehmmen, weyln man
täglich mehrers zu erkennen, wie daß der Schweden und protestirenden
consilia zue der catholischen religion extirpation täglich mehr zieleten. Ver-
knüpfung der schwedischen Zustimmung wegen der Oberpfalz mit Osna-
brück . D’Avaux: Die Schwedische woltten die Churbayerischen nur
damitt abschrecken, sie würden es sonsten in der Pfaltzischen sach woll
dabey bleiben laßen und den stifft Oßnabruck auch fahren laßen, wan nur
der graff von Trautmanstorff den rechten eyffer und constantiam dabey
bezeigtte. Er seinestheilß underließe nicht, den Schwedischen deßwegen
starck zuzusprechen; hat Salvius erklärt, daß Frankreich nicht zur Durch-
setzung protestantischer Forderungen den Krieg fortsetzen werde, ob sie
den ersten fürsten von geblüett, den itzigen prince von Conde, wiederumb
in die gefahr schicken und stürtzen soltten, daß er etwa von einem Bayeri-
schen stallknecht erschlagen würde. [...] W: Dies weren guette remon-
strationes und erkendtnußen, es müßte aber auch der effectus drauff, daß
die subsidia würcklich subtrahirt würden, erfolgen und in alle weg ver-
hüettet werden, daß den protestirenden von den catholischen landen nichts
eingeraumbt würde. Derentwegen sie dan auch ihme des ertzstiffts Mainz
manifestissima iura bey der Bergstraß bester gestaldt woltten recommendirt
haben, weyln das petitum in iustitia ipsa et interesse religionis fundirt.
Comte d’Avaux: Der Touraine, ob er zwarn intention möchte gehabt
haben, mitt den Schwedischen in die Kayserliche erblanden zu gehen, so
würde er beraits andere ordre vom königlichen hoff empfangen, und sich
darauff zue separiren den anfangh gemacht haben. Der Churmainzischen
interesse bey der Bergstraß woltte er gern befördert sehen und darzue
seinestheilß helffen.
W bei Trauttmansdorff. Da dieser über die hessischen Forderungen sich
höchlich commovirt und gesagtt, daß were woll mitt dem Kayser und den
königen spott getrieben, sucht W ihn zur Abreise zu bewegen und daß er
zugleich wegen dießer exorbitirenden Hessischen begeren sowohl den
Schwedischen alß protestirenden gnugsamb befuegtte ursachen starck zuzu-
sprechen , ihnnen dabey ex ore comitis d’Avaux versicherend, daß derselb
nach seinem abrayßen auch alsopald nacher Münster folgen woltte.
Herr graff von Trautmanstorff: Er müßte morgen noch nothwendig
abwartten, weyln das instrumentum pacis erst außgehendigt würde, soltte
er dan selbigen tags oder den donnerstag früe keine resolution ratione des
stiffts Oßnabruck et autonomiae nicht bekommen, so woltte er den
donnerstag nachmittags auff Lengrick und den freytag so zeittlich zue
Münster sein, daß seine leuthe noch woll der passionpredig würden
beywohnen können. Er müßte aber dießen seinen abzugh also anstellen,
damitt es keinen schein der ruptur gebtte, dan er eben heutt schreiben
bekommen, daß wegen der geschloßenen Ulmischen tractaten bereits die
plätze extradirt worden. Indeme man nun Ihrer Kayserlichen Maiestet bey
dießen tractaten so viele endzüge, warauff man sich zu verlaßen und
wamitt man endlich die sachen behaubten woltte? I. H. G.: Sie hetten
letzmaln meldung gethan, und die extractus dem canzlern Buschman zue
überreichen zugesteldt, wie das Ihre Churfürstliche Durchlaucht wegen et-
licher puncten noch angestanden, und daß sie gegen Ihre Maiestet nichts zu
thuen sich vorbehaltten. Und wan man eben sich itzo der Churbayerischen
völcker nicht bedienen köntte, so were alles dießes durch den Spanischen
frieden zu ersetzen, daher man deßen beförderung zue Ihrer Kayserlichen
Maiestet und der catholischen religion besten doch nicht versaumen
soltte. Herr graff von Trautmanstorff: Sie köntten foi de cavalliero
den comte d’Avaux in seinem nahmen woll versicheren, daß wan die affir-
mativa für Oßnabruck et autonomia, wie ers begerte, morgen und über-
morgen zeittlich nit gegeben würde, daß er alßdan donnerstag abends zue
Lengricke sein und folgends auff Münster rayßen woltte. Soltten sich aber
die Schwedische und protestirende woll erkleren, so würde er bleiben und
sehen, folgends ein gantzes zu machen. Der comte d’Avaux möchte woll
damitt umbgehen, daß er mitt der ihme zumuhtender ersten abrayß ihnen
darnach in unglimpff brachte, wan etwa die Schweden, die also geringen
lust zum frieden bey denen durch die Ulmische tractaten erhalttenen vor-
thell , zu rumpiren gedächten. Er hette zwarn zue praecavirung deßen dem
Oxenstirn newlich angezeigt, wie daß er nothwendig gegen das fest nacher
Münster zu rayßen, es würden aber seine herrn collegae, die ohnedas stets
zue Oßnabruck gewesen, nebenst dem herrn Volmari alda bleiben und die
handlung continuiren, und wan man vorhin, wie ers intendirte, in den
punctis einig, so würden sie den auffsatz leichtlich verferttigen und er
denselben zue Münster überschreiben können. Der Oxenstirn hette hierin
sich nicht so gar wiedrig bezeigtt, sonderlich, da er gehört, daß der Voll-
mari alda bleiben soltte. I. H. G.: Desto weniger hette er sich zu
befahren, und köntten sie einmahl nicht glauben, daß der d’Avaux hierun-
ter einige gefährligkeit suchte, dan er necessitatem catholicorum woll
erkendte und darfür so eyfferig spreche, daß hierinn deßwegen beßers ver-
trawen in ihnen zu setzen. Herr graff von Trautmanstorff: Er müßte
bekennen, daß der d’Avaux pro religione woll rhedete, und wan ers
anderst mainete, so müßte er gar kein gewißen haben, er woltte alßo in
nahmen Gotts vorbedeuter maßen seine rayße fortsetzen. Darauff wieder-
umb die Ulmische tractatus und die darauff erfolgtte Separation höchlich
beklagtt, dabey anzeigend, daß Ihre Kayserliche Maiestet ihr eußerist sich
zu armiren thetten, und hette der generalleutenandt alsolche anstaldt in
Boheimb gemacht, daß der feynd darinn nicht würde subsistiren können.
Wegen der Spanischen tractaten hieltte er dafür, daß die Franzosische den
schluß mitt den Schwedischen nicht zu beförderen begerten, alßlang sie
mitt den Spanischen alhie geschloßen. I. H. G.: Umb desto mehr hette
er nach Münster zu eylen und den Spanischen frieden zu befördern, und
würde es sich alßdan mitt dem frieden im reich auch woll schicken.
Savoyer Session im Fürstenrat. Trauttmansdorff: Zustimmend.
Mitteilung an La Court: Resolution Trauttmansdorffs. [...] – [...]
heute beraten, aber keine Resolution von sich gegeben
Zur Reaktion der Protestanten auf die ksl. Gravaminaerklärung 1647 IV 14 vgl. J. G.
Meiern IV S. 190 ff.
um Fürsprache Ws bei d’Avaux wegen der Bergstraße. Die Schweden
haben den Bayern angedeutt, daß sie sich sub conditione sine qua non
erklert hetten, wegen der Oberpfaltz für Churbayeren zuefrieden zu sein,
wan der stifft Oßnabruck den protestirenden bleiben soltte. Die Chur-
bayerische woltten hievon anderst nicht wißen, alß daß des stiffts Osna-
bruck zwarn meldung geschehen, es were sub conditione sine qua non nicht
gehandlet noch von ihnen anderst alß ein pura non conditionata resolutio
angenohmmen.
W bei d’Avaux: Empfehlung der Religionssache und Anfrage wegen der
Rückreise. D’Avaux: Will Trauttmansdorff folgen, der ihm hierbei
zwar den Vortritt geben will, es bedörffte aber alsolcher complimenten
hierinn nicht. W: Trauttmansdorff wird wegen Auslieferung des
Instrumentes an die Schweden morgen noch bleiben, er entschuldigt sich
damit, daß ohne d’Avaux er in den spanischen Verhandlungen nichts tun
kann. Und verspührte man wohl, daß alhie mitt den Schwedischen und
protestirenden nit fortzukommen, alß langh der Spanischer fried nit
geschloßen, und weyln dan, wie er auch selbsten woll erkendte, der catholi-
schen religion hieran so viell glegen und der friedenschluß mit Spanien an
seiner gegenwahrt stünde, so woltten sie verhoffen, er würde des herrn
nuncii trewhertzige erinnerung stattgeben und durch seine abrayß den
herrn graffen von Trautmanstorff auch nach sich ziehen. Comte
d’Avaux: Er were und bliebe resolutissimo zue rayßen, sobaldt der graff
von Trautmanstorff sich auffmachen würde. Daß nun erst morgen die
überreichung des instrumenti pacis soltte vorgenohmmen werden, darauß
hette man anzeigh gnugh zu nehmmen, daß der von Trautmanstorff noch
nicht verreißen würde. Als die Protestanten ihn gestern zum Bleiben auf-
forderten , hat er geantwortet, er müsse Longuevilles Aufforderungen nach-
kommen , zumal wenn Trauttmansdorff auch reise. Als sie meinten, Trautt-
mansdorff werde über Ostern bleiben, hat er hinzugefügt, falls sie seine
Erklärung über Osnabrück und die Autonomie annähmen. Beim Abschied
hat Thumbshirn die Möglichkeit eines Kompromisses angedeutet und auf
seine Antwort, daß allein cathegorica resolutio gelten woltte, [...] tacite
gleichwohl ohne engagirung seiner parola zu verstehen geben, es würde
woll zue accomodiren sein. Zur Interposition in anderen Fragen hat
d’Avaux sich bereit erklärt, falls die Protestanten in dieser Sache
nachgäben. Hoffte also, wan der graff von Trautmanstorff nur bestendig
bliebe und sich nicht schrecken ließe, man würde den stifft Oßnabruck
völliglich erhaltten. Leyd würde es ihme im hertzen thuen, wan man ad
alternativam kommen soltte, wie er dan dem herrn Salvio deßwegen gar
beweglich zugesprochen und nebenst anderen movirten rationibus gleich-
samb mitt gefalttenen händen umb Gotts willen alß seinen gueten bekand-
ten freund gebetten, er woltte doch der raison platz geben und wegen des
stiffts Oßnabruck alsolche unbefuegtte oppositiones nicht machen, noch es
bey anderen guetthaischen. Oxenstierna hat Trauttmansdorff ein Schreiben
Wrangels mitgeteilt, wonach Gebhardt
Dr. Justus von Gebhardt (1588–1656), ksl. Reichshofrat; zu seinen Äußerungen anläß-
lich der Ulmer Waffenstillstandsverhandlungen vgl. J. G. Meiern V S. 17 f., 321ff.
Kayserliche Maiestet, waß man nur begeren würde, nachzugeben gemaint.
Dies were nun zwarn ein bößes werck von einem alsolchen abgesandten. Er
sorgtte gleichwohl, es würde der von Trautmanstorff dardurch mehr klein-
mühtig gemacht, der mehrers animirung vonnöthen. Die Schwedische pleni-
potentiarii alhie hetten von des Wrangels schreiben und relation selbsten
ein iailousie, indeme sie in die gedancken gerahten, daß bey also bewandten
sachen der Wrangel in Schweden schreiben möchte, daß er den frieden zue
Ulm, wie man ihnen endlich begeren würde, woll machen köntte, und sie
dahero woll möchten alhie vergeblich sitzen. Die Hessen Casselische weren
itzo bey ihme gewesen und ein solche proposition gethan, daß er sich
darüber wegen der exorbitanz fast ärgerte. Fühlt sich zwar der Landgräfin
verpflichtet, die in seinem Streit mit Servien für ihn in Paris Partei ergrif-
fen hat, woltte gleichwohl sein particulier obligation mitt keinen geistlichen
güettern bezahlen. Hat das auch den Gesandten gesagt, als sie wegen der
Satisfaktion bei ihm waren, und ist mit ihnen das Memorial durchgegan-
gen , in dem sie fordern: 1. Überlassung von vier mainzischen Ämtern und
zweier von Fulda und waß wegen Vach
Gebiet zwischen Diemel und Nethe; 3. Volkmarsen und Stadtbergen; 4. als
Pfand für 200 000 Reichstaler die halbe Grafschaft Arnsberg, 400 000 bar
und die angebotenen zwei schaumburgischen Ämter neben den beiden
bereits ratione directi dominii einhabenden [...]. Dieße postulata kehmen
ihme frembd vor, indeme die landgräffin gleichsamb einer königin woltte
gehaltten sein, hette sich nicht versehen, daß die voriges thags erinnerung,
allwoh ihnen der Oxenstirn auch selbsten endlich woll zugesprochen, also
wenig gefruchtet haben. Es würden die protestirende gar zue hochmütig, sie
haben ihm gestern gedroht, sich nach Paris zu wenden, wobei er ihnen
jedoch nur zugeraten hat. Man müßte also resolutemente mitt dießen leu-
then umbgehen und den herrn graffen von Trautmansdorff darzue animi-
ren , wie dan, wan derselb bestendig pliebe, mitt dem stifft Oßnabruck woll
würde fortzukommen, auch die Hessische von ihren unbillichen postulatis
abzubringen sein, weyln die Schwedische solche theilß auch zue imporbiren
anfingen. Die Casselische, welches er doch nit gern woltte gemeldet haben,
ließen sich wegen des stiffts Oßnabruck woll an, und vermeinte, weyln die
cron Schweden ein punctum honoris darauß machte, daß dieße sach ad
status imperii von ihnnen soltte remittirt werden, da würde sich alßdan die
sache woll endscheiden. Es haben I. H. G. hierauff nebenst den
anwehsenden Churcollnischen wegen der Hessischen also unbilligen postu-
latis ihme und eben deme darzue kommenden monsieur La Court auß der
landcharten gezeigt, wie daß der beste theill des stiffts Paderborn dabey
durchgienge, und, alß sie replicirt, daß die Hessen es gantz gering machten,
[...] ist ihnen der betrugh handgreifflich gezeigtt und umbstendtlich von
allen den postulatis gerehdet, und der discursus damitt geschloßen, man
köntte von überlaßung keines lands hören, und were des duc de Longeville
parola, der mehr nit alß 600 000 reichsthaler begert, auch engagirt.
I. H. G.: Sie woltten den graven von Trautmanstorff noch besuchen und
zue der Münsterischen raiß rahten, weyln doch alhie nichts richten
köntte. Comte d’Avaux: Sie würden woll daran thuen, begerte
gleichwohl, waß der herr graff sich resolviren möchte, zu wißen, damitt er
sich auch darnach zu richten. Darüber wieder ein discurs angefangen, wie
leyd es ihme thuen würde, wan nach so viell angewandter mühe der stifft
Oßnabruck pro catholicis nit gantz soltte erhaltten werden. I. H. G. weren
wegen ihres eyffers in religione gar sehr in ista dioecesi verdacht, woltte
dahero zu bedencken geben, ob nicht Ihre Churfürstliche Durchlaucht die-
ßen stifft annehmmen und nicht etwa Paderborn oder Münster hingegen
überließen, dan weyln Ihre Churfürstliche Durchlaucht nicht selbsten zue
Oßnabruck würden residiren, so weren die acatholici auch auß den sorgen,
daß sie wegen der religion ob praesentiam principis viell turbirt werden
soltten. I. H. G.: Dies weren sachen, die sich nit also practisiren ließen,
dan die capitula ihre electiones hetten, wie dan auch sowoll ratione Ihrer
Churfürstlichen Durchlaucht alß ihrer person dabey verscheidene sachen
zue consideriren. Darauff wiederumb von der Spanischen tractaten
fortsetzung anregung gethan, und damitt zue maturiren gebetten, weyln
dem catholischen allgemeinen weesen so viell daran glegen. Comte
d’Avaux: Er warttete nur auff dem graffen von Trautmanstorff, sobald
derselb rayße, so woltte er auch nach Münster und daß seinige zue beför-
derung des Spanischen friedens getrewlich thuen. Die catholische hetten in
Teutschland sich Hispanis et Austriacis nimium adhaerendo in dieße itzige
gefahr und noth gestürtzet, soltten sich inskünfftig beßer vorsehen, damitt
sie nicht extra debitam observantiam erga Imperatorem die particularinter-
esse des haußes Österreich nicht mitt verfechteten. I. H. G.: Den catho-
lischen geschähe groß ungleich bey alsolcher imputation, dan sie zue keinem
anderem end die wapffen ergriffen und dem Kayser beygestanden alß pro
conservatione religionis et status. Franckreich möchte aber woll auff seine
brust klopffen und seine schuld und feihler erkennen, daß bey der mitt den
Caßelischen gemachter confoederation
schloßen und von sich abgehaltten, daß, wan sich schon einer mitt Franck-
reich hette wollen einlaßen, gleichwoll nicht von den Hessischen contri-
butionibus hette können befreyet noch seine abgenohmmene plätze
wiederumb bekommen können, wie ihme dan solches mehrmalß zue seiner
selbst eignen erkendtnuß remonstriret. Und hette derowegen Franckreich
so viell mehr ursach, itzo der catholischen sich anzunehmmen, weyln man
täglich mehrers zu erkennen, wie daß der Schweden und protestirenden
consilia zue der catholischen religion extirpation täglich mehr zieleten. Ver-
knüpfung der schwedischen Zustimmung wegen der Oberpfalz mit Osna-
brück . D’Avaux: Die Schwedische woltten die Churbayerischen nur
damitt abschrecken, sie würden es sonsten in der Pfaltzischen sach woll
dabey bleiben laßen und den stifft Oßnabruck auch fahren laßen, wan nur
der graff von Trautmanstorff den rechten eyffer und constantiam dabey
bezeigtte. Er seinestheilß underließe nicht, den Schwedischen deßwegen
starck zuzusprechen; hat Salvius erklärt, daß Frankreich nicht zur Durch-
setzung protestantischer Forderungen den Krieg fortsetzen werde, ob sie
den ersten fürsten von geblüett, den itzigen prince von Conde, wiederumb
in die gefahr schicken und stürtzen soltten, daß er etwa von einem Bayeri-
schen stallknecht erschlagen würde. [...] W: Dies weren guette remon-
strationes und erkendtnußen, es müßte aber auch der effectus drauff, daß
die subsidia würcklich subtrahirt würden, erfolgen und in alle weg ver-
hüettet werden, daß den protestirenden von den catholischen landen nichts
eingeraumbt würde. Derentwegen sie dan auch ihme des ertzstiffts Mainz
manifestissima iura bey der Bergstraß bester gestaldt woltten recommendirt
haben, weyln das petitum in iustitia ipsa et interesse religionis fundirt.
Comte d’Avaux: Der Touraine, ob er zwarn intention möchte gehabt
haben, mitt den Schwedischen in die Kayserliche erblanden zu gehen, so
würde er beraits andere ordre vom königlichen hoff empfangen, und sich
darauff zue separiren den anfangh gemacht haben. Der Churmainzischen
interesse bey der Bergstraß woltte er gern befördert sehen und darzue
seinestheilß helffen.
W bei Trauttmansdorff. Da dieser über die hessischen Forderungen sich
höchlich commovirt und gesagtt, daß were woll mitt dem Kayser und den
königen spott getrieben, sucht W ihn zur Abreise zu bewegen und daß er
zugleich wegen dießer exorbitirenden Hessischen begeren sowohl den
Schwedischen alß protestirenden gnugsamb befuegtte ursachen starck zuzu-
sprechen , ihnnen dabey ex ore comitis d’Avaux versicherend, daß derselb
nach seinem abrayßen auch alsopald nacher Münster folgen woltte.
Herr graff von Trautmanstorff: Er müßte morgen noch nothwendig
abwartten, weyln das instrumentum pacis erst außgehendigt würde, soltte
er dan selbigen tags oder den donnerstag früe keine resolution ratione des
stiffts Oßnabruck et autonomiae nicht bekommen, so woltte er den
donnerstag nachmittags auff Lengrick und den freytag so zeittlich zue
Münster sein, daß seine leuthe noch woll der passionpredig würden
beywohnen können. Er müßte aber dießen seinen abzugh also anstellen,
damitt es keinen schein der ruptur gebtte, dan er eben heutt schreiben
bekommen, daß wegen der geschloßenen Ulmischen tractaten bereits die
plätze extradirt worden. Indeme man nun Ihrer Kayserlichen Maiestet bey
dießen tractaten so viele endzüge, warauff man sich zu verlaßen und
wamitt man endlich die sachen behaubten woltte? I. H. G.: Sie hetten
letzmaln meldung gethan, und die extractus dem canzlern Buschman zue
überreichen zugesteldt, wie das Ihre Churfürstliche Durchlaucht wegen et-
licher puncten noch angestanden, und daß sie gegen Ihre Maiestet nichts zu
thuen sich vorbehaltten. Und wan man eben sich itzo der Churbayerischen
völcker nicht bedienen köntte, so were alles dießes durch den Spanischen
frieden zu ersetzen, daher man deßen beförderung zue Ihrer Kayserlichen
Maiestet und der catholischen religion besten doch nicht versaumen
soltte. Herr graff von Trautmanstorff: Sie köntten foi de cavalliero
den comte d’Avaux in seinem nahmen woll versicheren, daß wan die affir-
mativa für Oßnabruck et autonomia, wie ers begerte, morgen und über-
morgen zeittlich nit gegeben würde, daß er alßdan donnerstag abends zue
Lengricke sein und folgends auff Münster rayßen woltte. Soltten sich aber
die Schwedische und protestirende woll erkleren, so würde er bleiben und
sehen, folgends ein gantzes zu machen. Der comte d’Avaux möchte woll
damitt umbgehen, daß er mitt der ihme zumuhtender ersten abrayß ihnen
darnach in unglimpff brachte, wan etwa die Schweden, die also geringen
lust zum frieden bey denen durch die Ulmische tractaten erhalttenen vor-
thell , zu rumpiren gedächten. Er hette zwarn zue praecavirung deßen dem
Oxenstirn newlich angezeigt, wie daß er nothwendig gegen das fest nacher
Münster zu rayßen, es würden aber seine herrn collegae, die ohnedas stets
zue Oßnabruck gewesen, nebenst dem herrn Volmari alda bleiben und die
handlung continuiren, und wan man vorhin, wie ers intendirte, in den
punctis einig, so würden sie den auffsatz leichtlich verferttigen und er
denselben zue Münster überschreiben können. Der Oxenstirn hette hierin
sich nicht so gar wiedrig bezeigtt, sonderlich, da er gehört, daß der Voll-
mari alda bleiben soltte. I. H. G.: Desto weniger hette er sich zu
befahren, und köntten sie einmahl nicht glauben, daß der d’Avaux hierun-
ter einige gefährligkeit suchte, dan er necessitatem catholicorum woll
erkendte und darfür so eyfferig spreche, daß hierinn deßwegen beßers ver-
trawen in ihnen zu setzen. Herr graff von Trautmanstorff: Er müßte
bekennen, daß der d’Avaux pro religione woll rhedete, und wan ers
anderst mainete, so müßte er gar kein gewißen haben, er woltte alßo in
nahmen Gotts vorbedeuter maßen seine rayße fortsetzen. Darauff wieder-
umb die Ulmische tractatus und die darauff erfolgtte Separation höchlich
beklagtt, dabey anzeigend, daß Ihre Kayserliche Maiestet ihr eußerist sich
zu armiren thetten, und hette der generalleutenandt alsolche anstaldt in
Boheimb gemacht, daß der feynd darinn nicht würde subsistiren können.
Wegen der Spanischen tractaten hieltte er dafür, daß die Franzosische den
schluß mitt den Schwedischen nicht zu beförderen begerten, alßlang sie
mitt den Spanischen alhie geschloßen. I. H. G.: Umb desto mehr hette
er nach Münster zu eylen und den Spanischen frieden zu befördern, und
würde es sich alßdan mitt dem frieden im reich auch woll schicken.
Savoyer Session im Fürstenrat. Trauttmansdorff: Zustimmend.
Mitteilung an La Court: Resolution Trauttmansdorffs. [...] – [...]