Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 IV 12
1647 IV 12
Freitag Bericht Buschmanns: Wittgenstein hat nach der
Resolution in der Hachenburger Sache gefragt; er hat geantwortet, W
werde sich der Entscheidung Kurkölns fügen, hoffe aber auch, daß man
ihm das Seine nicht länger vorenthalte. Hierauff hette der graff von Witt-
genstein vermeldet, daß I. H. G. er ihren stifft Oßnabruck gern gonne, wan
allein darmit fried zu erhalten, es muste aber in alle weg darinnen die reli-
gion in gegenwertigem stand verpleiben, wofur er alß ein redlicher christ
zu sprechen schuldig. Darauff er de alternativa geredet habe. Das stifft
Minden anlangend, deßwegen solt und müßte er auß Churbrandenburgs
befelch reden. Ihre Churfürstliche Durchlaucht hetten resolutionem Caesa-
ream , Gallicam et Suecicam. Welcher ihr gegen diese parolen den stifft
nehmen wolt, versichere er, werd handschue mußen anziehen. Hierwieder
habe er canzler replicirt, daß doch das medium alternationis abgeredet und
solches die Kayserlich und Franzosische beliebet, wie darzu diese durch den
Monsieur La Courd sich hetten erklehren laßen, und wurden sie wol zu
achten haben, daß man ein solchen rucken ahn Franzosen habe. Welches
der graff von Wittgenstein nit geachtet und vermeldet, es musten die Fran-
zosen auß zwen münden reden, zumaln der La Courd noch erst dieser tagen
bey ihnen gewesen und sich erpotten, zu bewilligung der autonomiae und
abtrettung stiffts Oßnabruck zwischen Kayserisch- und Schwedischen sich
zu interponiren. [...] Salvius hat bei nochmaligen Verhandlungen mit
Trauttmansdorff auf Osnabrück und der Autonomie härter denn je bestan-
den ; es ist verabredet worden, daß jede Seite ein Vertragsprojekt formuliert
und man dann die Differenzen auszugleichen sucht. Diesem hab er canzler
opponirt, daß er nit sehe, warzu die duplicate außfertigung des instrumenti
anderst diene, alß damit noch mehrers zeit zu verliehren. Heute will
Trauttmansdorff wegen Osnabrück und Autonomie wieder mit den Prote-
stanten verhandeln; er hat zugesagt, noch bis Mittwoch in Osnabrück zu
bleiben. Salvius will die Osnabrücker Einkünfte W zugestehen, Wittgen-
stein fordert in Osnabrück die Alternation zugunsten Brandenburgs.
W bei d’Avaux. Bitte um Unterstützung. D’Avaux: Trauttmansdorff
hätte sich besser mit Salvius wegen des instrumenti pacis und anderer punc-
ten halber in keine discursus [...] eingelaßen, sondern allein den punctum
autonomiae und der stiffter dergestaldt pressirt und ihme Salvio angezeigtt,
daß wan die Schweden hierinn nicht würden denen von den Kayserlichen
beschehenen auffsatz annehmmen, so würde es vergeblich sein, von anderen
punctis viell zue discurriren, dan eben der ursachen halber hette er dem
Salvio abgeschlagen, der conferenz beym graffen von Trautmanstorff bey-
zuwohnen , alßlangh er nicht sich wegen der stiffter und in puncto autono-
miae in damalß beschehenem anbringen nach erklehrt. Mitt dießen leuthen
müßte man auff dieße weiß umbgehen, dan sie sonsten nur zeitt und ihren
vorthell gewinnen thetten. I. H. G.: Daß die Schweden nur auff gewin-
nung der zeitt und ihrem vorthell acht haben, seye gnugsamb bekandt, und
hetten derowegen woll gewünscht, daß der herr graff von Trautmanstorff
von ihme angedeuter maßen mitt dem Salvio verfahren, hetten sonsten
gleichwohl vernohmmen, wie ers dan gestern deroselben versprochen, daß
in gebung der negativa constantiam bezaigen und von dero heraußgegebe-
ner erklerung nicht weichen woltten. Comte d’Avaux: Auß demjeni-
gen , waß der von Trautmanstorff ihme durch den Biliot wiederumb end-
bieten laßen, hette er auch die satisfaction gehabtt, daß er in der negativa
pure bestanden. Itzo weren die protestirende alle bey ihme, und wan er
ihnnen auch die negativam nun abermaln gebtte, wie sie under sich
abgerehdet, so were er der mainung, nachdeme er vom herrn graffen
den bericht bekommen, dießen nachmittag villeicht selbsten dem Altten-
burgischen gesandten Dumbshirn selbsten zuzusprechen, und monsieur
La Court zue den übrigen protestirenden gesandten zu schicken und
ihnen zu der sachen dienliche und behördliche remonstrationes zu thuen.
Die bürgermeister von der stadt würden auch itzo zue ihnen kommen,
woltte ihnen gleichfalß zusprechen. Es weren sonsten die protestirende ge-
sandten an der zahl 14 bey ihme zugleich gewesen mit der Bitte, sich ihnen
wegen der Autonomie und der Stifter nicht zu opponieren; Frankreich habe
keinen Grund zur Einmischung in diese innerdeutsche Sache, zudem
unterstütze W den Kaiser gegen Frankreich. Er hat betont, daß Frank-
reich nicht zum Schaden der Religion mit ihnen in ein Bündnis getreten sei;
im übrigen opponiere er sich nicht wegen der Stifter, noch streite er um sie,
doch habe er Befehl, sich allen Friedenshindernissen zu widersetzen, und da
in diesem Punkt Ksl. und Katholiken nicht nachgäben, müßten es die Pro-
testanten tun. Frankreich werde nach dem Frieden mit Spanien, den er für
so gut wie geschlossen halte, Schweden nicht weiter unterstützen, Spanien
könne in einem neuen Religionskrieg dem Kaiser helfen. Als Lampadius ein
vertragliches Verbot solcher Hilfe anregte, hat er bezweifelt, ob bei der
engen Verbindung der habsburgischen Linien sich besonders finanzielle
Hilfe so verhindern lasse. W: Wegen des Spanischen friedens hette er
ihnen ein sehr guette remonstration gethan, und hette man auß des Lam-
padii vorschlag woll abzunehmmen, wie verbittert sie gegen die catholische
und anglegen ihnen were, Franckreich quovis modo einzuführen, damitt sie
zue der catholischen religion extirpirung in Teutschland Franckreich co-
operirte und sich darnach das übell selbst über den halß hienge. Waß sie
wegen ihr der Kayserlichen Maiestet gelaisteter assistenz vermeldet, da
hetten die catholische dem Kayser anderst keine hülff gelaistet alß pro
conservatione religionis et status. La Court soll sich sehr skeptisch zum
spanischen Frieden geäußert haben. D’Avaux: La Court hängt von
Servien ab, bezeigt sich aber eifrig und aufrichtig für die Religion. Aus
Longuevilles Schreiben geht hervor, daß dieser auch vor Serviens Rückkehr
zum Abschluß mit Spanien bereit ist, weshalb er auf d’Avaux Anwesenheit
in Münster drängt. Er seinestheilß woltte dem duc de Longeville nit auß
handen gehen, und wan in den punctis ihrer instruction nichts zuwieder,
mitt dem duca schließen, wan man ihme schon darnach alicuius praecipi-
tantiae insimuliren soltte, welches er nicht zu achten, wan er die puncta
instructionis adimplirt finde. Müste derowegen nacher Münster eylen, dan
er sonsten auch wohl bey dem duc de Longeville in einigen verdacht
kommen soltte. I. H. G.: Sie hofften, er würde alsolche occasion, bey
der gantzen christenheit und posteritet einen unsterblichen rhumb zu
erlangen und also viell guetes bey stifftung dießes friedens zu thuen, nicht
verabsaumen, fragend, wan er doch eigentlich zu verreysen resolvirt? Und
ihme dabey des herrn nuncii letztere schreiben zu verlesen geben. Comte
d’Avaux: Er were willig, erstes thags zu verreisen, woltte gleichwohl alhie
nicht etwas in religione catholica versaumen, müste sich also wegen der raiß
mitt dem graffen von Trautmanstorff besprechen, dan er in sorgen stunde,
daß nach seinem abreysen er graff etwas nachgeben oder bey veranlaßter
wich der protestirenden in puncto autonomiae in den erblanden, in den
stifftern dagegen mehrers auch weichen möchte. I. H. G.: Der herr
graff hette zwarn nit zu weichen versprochen, weiln gleichwoll die Schwe-
den und protestirende sich intractabell bezeigtten, so were woll beßer, daß
der graff mitt nacher Münster reisete, wie sie ihnen dan offters ersucht und
noch heutt dießen vormittag zusprechen woltten. Trauttmansdorff scheint
zu zögern, weil er Peñaranda die Ehre des alleinigen Abschlusses lassen
will. D’Avaux: I. H. G. thetten woll, daß sie den herrn graffen von
Trautmanstorff öffters zur bestendigkeit animirten und zur Münsterischen
raiß disponirten, wan die Schweden und protestirende nit schließen wollen.
Wegen des Pineranda jailousie hette er sich nit zu besorgen, dan er derge-
staldt nicht zue deßen offension sich in die tractaten zue inseriren, sola sua
praesentia viell guettes thuen köntte. Zuedeme müßte man ihme zu beden-
cken geben, ob er wegen einer alsolcher apprehension dem gantzen catholi-
schen wesen den größesten dienst zu thuen verabsaumen woltte, weyln er
selbst erkendte, daß itzigem zustand nach kein zuträglichers mittell, die
catholische religion in Teutschland zu erhaltten und zu versichern, alß wan
der fried zwischen beeden cronen fürderligst möchte geschloßen werden.
Bliebe also dabey, daß sie beede mitt einander überreisen müßten, dan wan
er Trautmanstorff allein da bliebe, so sorgtte er, das wan die Schwedische
die praetension wegen der autonomia in den erblanden nachgeben würden,
daß wegen I. H. G. stiffter er ihnen etwas wieder zu laßen und den kauff
machen möchte. Es were ein schickung Gotts, daß die bürgermeister von
der stadt selbst zue ihnen begerten, dan wan er sie hette rueffen laßen, so
möchte sein zusprechen nicht also woll auffgenohmmen werden, itzo woltte
er sich der occasion bedienen und ihnnen recht zurheden. I. H. G.: Sie
thetten sich höchlich bedancken der vielen bemühung pro religione et per-
sona , mitt bitte, er woltte doch dabey continuiren und dießen nachmittag
den protestirenden, wie auch Schwedischen, daß Franckreich einmahl dies
impedimentum pacis der Kayserlichen mein- und erklerung nach woltte
und müßte removiren helffen. Will selbst Trauttmansdorff jetzt zu weite-
rer Standhaftigkeit mahnen.
W bei Trauttmansdorff. Dieser hat den Protestanten heute gesagt, daß sie
sich keine hoffnung zu machen, alß wan er ihnnen etwas mehrers nachzu-
geben gedachte, woltte auch soforth solches dem d’Avaux wißen und
ersuchen laßen, daß er auch nunmehr seine officia bey den Schwedischen
und protestirenden einwenden möchte. I. H. G.: Der comte d’Avaux,
von welchem sie itzo kehmen und vernohmmen, waß gestern mitt den pro-
testirenden bey ihme vorgangen, und daß die bürgermeister von der stadt
auch heutt zue ihnen begert, erwarttete mitt verlangen die relation, wie es
bey der heutigen conferenz abgangen, und würde sich erfrewen, das er also
resolutamente die negativam geben, auch darauff desto williger und
eyfferiger bey den protestirenden und Schwedischen negociiren. Wegen der
gestrigen handlung mitt dem herrn Salvio hette er meldung gethan und ge-
wünschet , daß der herr graff sich ratione instrumenti pacis nit eingelaßen
hette, bevorn der Salvius sich ratione autonomiae und der stiffter iuxta in-
tentionem Caesareanorum et catholicorum erklehrt. Herr graff von
Trautmansdorff: Er hette bey dem Salvio wie auch protestirenden nichts
vergeben. Das instrumentum pacis, vermeinte er, sollte heutt in solchen
stand gebracht werden, daß ers köntte übergeben, wadurch dan die sachen
nicht auffgehaltten, sondern mehrers befördert würden. [...]. Beauftragt
Schröder, d’Avaux von der heutigen Konferenz mit den Protestanten zu
unterrichten, ihn um nachdrückliche Einwirkungen auf Schweden und
Protestanten zu bitten und mit ihm eine Absprache wegen der Abreise nach
Münster zu treffen. W: Hat d’Avaux gar woll intentionirt in beeden
punctis autonomiae et episcopatuum befunden, wie er dan dießes particula-
riter erinnert, es müßte das eine von dem anderen nicht separirt, sondern
beede behaubttet werden, damitt nicht die stiffter den protestirenden
nachgelaßen würden, wan sie wegen der erblanden in puncto autonomiae
weichen mochten. Herr graff von Trautmansdorff: Es soltte an seinem
fleiß und eyffer nit mangelen, wegen Minden stünde er in sorgen, sie
würden selbigen stiffts überlaßung endlich pro medio compositionis be-
haubtten wollen. I. H. G.: Der comte d’Avaux hette particulariter
erinnert, man möchte bey der alternativa bleiben, und ist bey fernerer
recommendation der sachen damitt der abschied genohmmen. – Busch-
mann soll d’Avaux unterrichten und um weitere Unterstützung nach-
suchen .
Resolution in der Hachenburger Sache gefragt; er hat geantwortet, W
werde sich der Entscheidung Kurkölns fügen, hoffe aber auch, daß man
ihm das Seine nicht länger vorenthalte. Hierauff hette der graff von Witt-
genstein vermeldet, daß I. H. G. er ihren stifft Oßnabruck gern gonne, wan
allein darmit fried zu erhalten, es muste aber in alle weg darinnen die reli-
gion in gegenwertigem stand verpleiben, wofur er alß ein redlicher christ
zu sprechen schuldig. Darauff er de alternativa geredet habe. Das stifft
Minden anlangend, deßwegen solt und müßte er auß Churbrandenburgs
befelch reden. Ihre Churfürstliche Durchlaucht hetten resolutionem Caesa-
ream , Gallicam et Suecicam. Welcher ihr gegen diese parolen den stifft
nehmen wolt, versichere er, werd handschue mußen anziehen. Hierwieder
habe er canzler replicirt, daß doch das medium alternationis abgeredet und
solches die Kayserlich und Franzosische beliebet, wie darzu diese durch den
Monsieur La Courd sich hetten erklehren laßen, und wurden sie wol zu
achten haben, daß man ein solchen rucken ahn Franzosen habe. Welches
der graff von Wittgenstein nit geachtet und vermeldet, es musten die Fran-
zosen auß zwen münden reden, zumaln der La Courd noch erst dieser tagen
bey ihnen gewesen und sich erpotten, zu bewilligung der autonomiae und
abtrettung stiffts Oßnabruck zwischen Kayserisch- und Schwedischen sich
zu interponiren. [...] Salvius hat bei nochmaligen Verhandlungen mit
Trauttmansdorff auf Osnabrück und der Autonomie härter denn je bestan-
den ; es ist verabredet worden, daß jede Seite ein Vertragsprojekt formuliert
und man dann die Differenzen auszugleichen sucht. Diesem hab er canzler
opponirt, daß er nit sehe, warzu die duplicate außfertigung des instrumenti
anderst diene, alß damit noch mehrers zeit zu verliehren. Heute will
Trauttmansdorff wegen Osnabrück und Autonomie wieder mit den Prote-
stanten verhandeln; er hat zugesagt, noch bis Mittwoch in Osnabrück zu
bleiben. Salvius will die Osnabrücker Einkünfte W zugestehen, Wittgen-
stein fordert in Osnabrück die Alternation zugunsten Brandenburgs.
W bei d’Avaux. Bitte um Unterstützung. D’Avaux: Trauttmansdorff
hätte sich besser mit Salvius wegen des instrumenti pacis und anderer punc-
ten halber in keine discursus [...] eingelaßen, sondern allein den punctum
autonomiae und der stiffter dergestaldt pressirt und ihme Salvio angezeigtt,
daß wan die Schweden hierinn nicht würden denen von den Kayserlichen
beschehenen auffsatz annehmmen, so würde es vergeblich sein, von anderen
punctis viell zue discurriren, dan eben der ursachen halber hette er dem
Salvio abgeschlagen, der conferenz beym graffen von Trautmanstorff bey-
zuwohnen , alßlangh er nicht sich wegen der stiffter und in puncto autono-
miae in damalß beschehenem anbringen nach erklehrt. Mitt dießen leuthen
müßte man auff dieße weiß umbgehen, dan sie sonsten nur zeitt und ihren
vorthell gewinnen thetten. I. H. G.: Daß die Schweden nur auff gewin-
nung der zeitt und ihrem vorthell acht haben, seye gnugsamb bekandt, und
hetten derowegen woll gewünscht, daß der herr graff von Trautmanstorff
von ihme angedeuter maßen mitt dem Salvio verfahren, hetten sonsten
gleichwohl vernohmmen, wie ers dan gestern deroselben versprochen, daß
in gebung der negativa constantiam bezaigen und von dero heraußgegebe-
ner erklerung nicht weichen woltten. Comte d’Avaux: Auß demjeni-
gen , waß der von Trautmanstorff ihme durch den Biliot wiederumb end-
bieten laßen, hette er auch die satisfaction gehabtt, daß er in der negativa
pure bestanden. Itzo weren die protestirende alle bey ihme, und wan er
ihnnen auch die negativam nun abermaln gebtte, wie sie under sich
abgerehdet, so were er der mainung, nachdeme er vom herrn graffen
den bericht bekommen, dießen nachmittag villeicht selbsten dem Altten-
burgischen gesandten Dumbshirn selbsten zuzusprechen, und monsieur
La Court zue den übrigen protestirenden gesandten zu schicken und
ihnen zu der sachen dienliche und behördliche remonstrationes zu thuen.
Die bürgermeister von der stadt würden auch itzo zue ihnen kommen,
woltte ihnen gleichfalß zusprechen. Es weren sonsten die protestirende ge-
sandten an der zahl 14 bey ihme zugleich gewesen mit der Bitte, sich ihnen
wegen der Autonomie und der Stifter nicht zu opponieren; Frankreich habe
keinen Grund zur Einmischung in diese innerdeutsche Sache, zudem
unterstütze W den Kaiser gegen Frankreich. Er hat betont, daß Frank-
reich nicht zum Schaden der Religion mit ihnen in ein Bündnis getreten sei;
im übrigen opponiere er sich nicht wegen der Stifter, noch streite er um sie,
doch habe er Befehl, sich allen Friedenshindernissen zu widersetzen, und da
in diesem Punkt Ksl. und Katholiken nicht nachgäben, müßten es die Pro-
testanten tun. Frankreich werde nach dem Frieden mit Spanien, den er für
so gut wie geschlossen halte, Schweden nicht weiter unterstützen, Spanien
könne in einem neuen Religionskrieg dem Kaiser helfen. Als Lampadius ein
vertragliches Verbot solcher Hilfe anregte, hat er bezweifelt, ob bei der
engen Verbindung der habsburgischen Linien sich besonders finanzielle
Hilfe so verhindern lasse. W: Wegen des Spanischen friedens hette er
ihnen ein sehr guette remonstration gethan, und hette man auß des Lam-
padii vorschlag woll abzunehmmen, wie verbittert sie gegen die catholische
und anglegen ihnen were, Franckreich quovis modo einzuführen, damitt sie
zue der catholischen religion extirpirung in Teutschland Franckreich co-
operirte und sich darnach das übell selbst über den halß hienge. Waß sie
wegen ihr der Kayserlichen Maiestet gelaisteter assistenz vermeldet, da
hetten die catholische dem Kayser anderst keine hülff gelaistet alß pro
conservatione religionis et status. La Court soll sich sehr skeptisch zum
spanischen Frieden geäußert haben. D’Avaux: La Court hängt von
Servien ab, bezeigt sich aber eifrig und aufrichtig für die Religion. Aus
Longuevilles Schreiben geht hervor, daß dieser auch vor Serviens Rückkehr
zum Abschluß mit Spanien bereit ist, weshalb er auf d’Avaux Anwesenheit
in Münster drängt. Er seinestheilß woltte dem duc de Longeville nit auß
handen gehen, und wan in den punctis ihrer instruction nichts zuwieder,
mitt dem duca schließen, wan man ihme schon darnach alicuius praecipi-
tantiae insimuliren soltte, welches er nicht zu achten, wan er die puncta
instructionis adimplirt finde. Müste derowegen nacher Münster eylen, dan
er sonsten auch wohl bey dem duc de Longeville in einigen verdacht
kommen soltte. I. H. G.: Sie hofften, er würde alsolche occasion, bey
der gantzen christenheit und posteritet einen unsterblichen rhumb zu
erlangen und also viell guetes bey stifftung dießes friedens zu thuen, nicht
verabsaumen, fragend, wan er doch eigentlich zu verreysen resolvirt? Und
ihme dabey des herrn nuncii letztere schreiben zu verlesen geben. Comte
d’Avaux: Er were willig, erstes thags zu verreisen, woltte gleichwohl alhie
nicht etwas in religione catholica versaumen, müste sich also wegen der raiß
mitt dem graffen von Trautmanstorff besprechen, dan er in sorgen stunde,
daß nach seinem abreysen er graff etwas nachgeben oder bey veranlaßter
wich der protestirenden in puncto autonomiae in den erblanden, in den
stifftern dagegen mehrers auch weichen möchte. I. H. G.: Der herr
graff hette zwarn nit zu weichen versprochen, weiln gleichwoll die Schwe-
den und protestirende sich intractabell bezeigtten, so were woll beßer, daß
der graff mitt nacher Münster reisete, wie sie ihnen dan offters ersucht und
noch heutt dießen vormittag zusprechen woltten. Trauttmansdorff scheint
zu zögern, weil er Peñaranda die Ehre des alleinigen Abschlusses lassen
will. D’Avaux: I. H. G. thetten woll, daß sie den herrn graffen von
Trautmanstorff öffters zur bestendigkeit animirten und zur Münsterischen
raiß disponirten, wan die Schweden und protestirende nit schließen wollen.
Wegen des Pineranda jailousie hette er sich nit zu besorgen, dan er derge-
staldt nicht zue deßen offension sich in die tractaten zue inseriren, sola sua
praesentia viell guettes thuen köntte. Zuedeme müßte man ihme zu beden-
cken geben, ob er wegen einer alsolcher apprehension dem gantzen catholi-
schen wesen den größesten dienst zu thuen verabsaumen woltte, weyln er
selbst erkendte, daß itzigem zustand nach kein zuträglichers mittell, die
catholische religion in Teutschland zu erhaltten und zu versichern, alß wan
der fried zwischen beeden cronen fürderligst möchte geschloßen werden.
Bliebe also dabey, daß sie beede mitt einander überreisen müßten, dan wan
er Trautmanstorff allein da bliebe, so sorgtte er, das wan die Schwedische
die praetension wegen der autonomia in den erblanden nachgeben würden,
daß wegen I. H. G. stiffter er ihnen etwas wieder zu laßen und den kauff
machen möchte. Es were ein schickung Gotts, daß die bürgermeister von
der stadt selbst zue ihnen begerten, dan wan er sie hette rueffen laßen, so
möchte sein zusprechen nicht also woll auffgenohmmen werden, itzo woltte
er sich der occasion bedienen und ihnnen recht zurheden. I. H. G.: Sie
thetten sich höchlich bedancken der vielen bemühung pro religione et per-
sona , mitt bitte, er woltte doch dabey continuiren und dießen nachmittag
den protestirenden, wie auch Schwedischen, daß Franckreich einmahl dies
impedimentum pacis der Kayserlichen mein- und erklerung nach woltte
und müßte removiren helffen. Will selbst Trauttmansdorff jetzt zu weite-
rer Standhaftigkeit mahnen.
W bei Trauttmansdorff. Dieser hat den Protestanten heute gesagt, daß sie
sich keine hoffnung zu machen, alß wan er ihnnen etwas mehrers nachzu-
geben gedachte, woltte auch soforth solches dem d’Avaux wißen und
ersuchen laßen, daß er auch nunmehr seine officia bey den Schwedischen
und protestirenden einwenden möchte. I. H. G.: Der comte d’Avaux,
von welchem sie itzo kehmen und vernohmmen, waß gestern mitt den pro-
testirenden bey ihme vorgangen, und daß die bürgermeister von der stadt
auch heutt zue ihnen begert, erwarttete mitt verlangen die relation, wie es
bey der heutigen conferenz abgangen, und würde sich erfrewen, das er also
resolutamente die negativam geben, auch darauff desto williger und
eyfferiger bey den protestirenden und Schwedischen negociiren. Wegen der
gestrigen handlung mitt dem herrn Salvio hette er meldung gethan und ge-
wünschet , daß der herr graff sich ratione instrumenti pacis nit eingelaßen
hette, bevorn der Salvius sich ratione autonomiae und der stiffter iuxta in-
tentionem Caesareanorum et catholicorum erklehrt. Herr graff von
Trautmansdorff: Er hette bey dem Salvio wie auch protestirenden nichts
vergeben. Das instrumentum pacis, vermeinte er, sollte heutt in solchen
stand gebracht werden, daß ers köntte übergeben, wadurch dan die sachen
nicht auffgehaltten, sondern mehrers befördert würden. [...]. Beauftragt
Schröder, d’Avaux von der heutigen Konferenz mit den Protestanten zu
unterrichten, ihn um nachdrückliche Einwirkungen auf Schweden und
Protestanten zu bitten und mit ihm eine Absprache wegen der Abreise nach
Münster zu treffen. W: Hat d’Avaux gar woll intentionirt in beeden
punctis autonomiae et episcopatuum befunden, wie er dan dießes particula-
riter erinnert, es müßte das eine von dem anderen nicht separirt, sondern
beede behaubttet werden, damitt nicht die stiffter den protestirenden
nachgelaßen würden, wan sie wegen der erblanden in puncto autonomiae
weichen mochten. Herr graff von Trautmansdorff: Es soltte an seinem
fleiß und eyffer nit mangelen, wegen Minden stünde er in sorgen, sie
würden selbigen stiffts überlaßung endlich pro medio compositionis be-
haubtten wollen. I. H. G.: Der comte d’Avaux hette particulariter
erinnert, man möchte bey der alternativa bleiben, und ist bey fernerer
recommendation der sachen damitt der abschied genohmmen. – Busch-
mann soll d’Avaux unterrichten und um weitere Unterstützung nach-
suchen .