Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 II 20
1647 II 20
Mittwoch W bei den Ksl. Trauttmansdorff: Keine ernst-
hafte Neigung der Franzosen zum Frieden mit Spanien, sie warten auf den
Ausgang der Verhandlungen Serviens in Den Haag. Da dieser angesichts
der Abneigung der Generalstaaten gegen die Fortsetzung des Krieges wenig
ausrichten wird, suchen die Franzosen andere impedimenta pacis. Deshalb
wollen sie entgegen den früheren Zusagen die portugiesische Sache mit dem
Vorwand zu den Verhandlungen ziehen, es sei ein Prozeß zur Hinrichtung
des Prinzen Eduard in Vorbereitung; der Prinz wird nach Abschluß des
Friedens mit Frankreich jedoch freigelassen werden. Die Spanier klagen
sehr über die unbillige Haltung der Franzosen; W möge das bei Gelegenheit
d’Avaux andeuten und entsprechend Chigi berichten. W: Will es Chigi
mitteilen. Die Bayern sollen ein Kurierschreiben vom 10. mit der Weisung
erhalten haben, die Partikularverhandlungen zu unterbrechen; da über ihr
Drängen die Ksl. immer geklagt haben, wird man nun hoffentlich auch a
parte Caesaris das werck mitt den stifftern nicht übereylen.
Hinzu die Bayern. W: Chigi hat laut heutiger Mitteilung den Pariser Nun-
tius gebeten, der Königin und Mazarin vorzustellen, daß es nach Abschluß
der schwedischen Satisfaktion nur noch um die Religionsfrage gehe, wobei
die französischen Gesandten zur Unterstützung der Katholiken angewiesen
werden möchten. Auch Chigi läßt die Ksl. zur Standhaftigkeit ermahnen.
Trauttmansdorff: Er hörete gern, daß der herr nuncius zue Münster, wie
er niemaln daran gezweifflet, alsolche guette officia einwendete, es were
aber viell an der zeitt glegen, indeme die Churbayerische so starck auff den
friedenschluß trüngen, und der comte d’Avaux wegen des stiffts Minden
sich noch nicht also starck, wie es der sachen beschaffenheit erförderte, der
Schwedischen und protestirenden postulatis opponirte, und wan die Fran-
zosen nur zue rechter zeitt mitt anhaltten würden, so soltte es an ihnnen
Kayserlichen nicht ermanglen.
Hinzu Krebs (Mainz). Trauttmansdorff: Hat mit den Interessierten über
die hessische Satisfaktion reden wollen. Hat mit der erblichen Überlassung
Hersfelds Kassel zufriedenzustellen gemeint und, als d’Avaux das als
völlig ungenügend bezeichnete, noch 100 000 Reichstaler geboten. Da er
merkt, daß auch das nicht genügt, bittet er um die Köln-Mainzer Meinung
zu weiteren Angeboten. – Köln-Mainzer Sonderberatung. Krebs: Zu An-
geboten nicht instruiert. W: Ebenfalls nicht instruiert, auch Fulda und
andere Interessierte zu hören. Ist hic inde von unbilligkeitt der sachen
zwarn gerehdet, doch propter praesentem statum vor rhadtsamb befunden
worden, ut ex maioribus malis minus eligatur, dem herrn graffen zue andt-
wortten , daß von den herrn Kayserlichen, wie alberaits woll beschehen, die
überlaßung des stiffts Hirschfeld seiner importantz nach woll hoch zu
schetzen und noch weiters zue exaggeriren. Große geldsumben zu bieten,
darzue were man nicht befehligt, noch auch mitl verhanden, die Caßelische
auch woll nicht befuegt, solche zu begehren. Weiln gleichwoln absque
ratione dergestaldt von den Hessischen verfahren würde, so hielte man es
leidlicher zue sein, auff die 100 000 reichsthaler, und wan schon noch etwas
ertragliches darzue zu setzen, möchte gehandlet werden, alß daß man len-
ger in den kriegslasten und contributionibus stecken blieb. Vor allem aber
were bey dießer handlung woll zuzusehen, daß keine plätze ihnen pro secu-
ritate , quam in publica fide ponere deberent, gelaßen würden und daß alle
diejenige, welche itzo contribuiren, dieße sumb auch proportionabiliter ab-
statten müsten. Welches letzter gleichwohl des herrn Veneti vor dießem be-
schehenen einrahten nach nicht zu sagen, biß man der summa einig und
wohero solche gelder soltten genommen werden. Den Kayserlichen möchte
dergestaldt freygelaßen werden, daß wie obgemelt alle den Hessischen con-
tributionibus underworffene landschafften solches beyzubringen, wie dan
ihnnen alsolche zue dem end zu benennen. – Wie man nun wiederumb auß
dem nebenzimmer gangen und den herrn Kayserlichen solches discurrendo
hinderbracht und Darmstatt mitt inter contribuentes benennet, hatt der
herr graff von Trautmansdorff angezeigt, wie daß Darmbstatt 20 000 gul-
den jahrlicher rhenten hinderlaßen soltte und also weiters nit zu beschwe-
ren seye. Zuedeme hetten sich die Hessische alberait erklert, daß sie von
dem land zue Berg und Gülich in puncto satisfactionis nicht begerten,
ebener gestaldt würde es mitt der graffschafft Marck auch gehn und sel-
bige landschafften nichts hergeben wollen. Die Wetterauische und Wester-
waldische graffen weren zue Caßell verwand und woll gelitten, die würde
man auch übersehen wollen. Worauff alß der bericht gegeben, daß bey
Darmstatt zweyerley zue consideriren, erstlich die Marpurgische streyttig-
keitt und 2. waß für contributiones auß den Darmstättischen die Casse-
lische gezwungen. Die Märckische köntte man auß dem Hamb, die Bergi-
sche auß Sieburg, die Gülichische auß Heinßberg und anderen ortten woll
zue demjenigen anhaltten, waß die billigkeit erförderte, den andern hoch-
beschwerten landen allein daß nicht zuzumuhten, daß sie dieße von den
Heßischen contributionibus liberiren soltten; und dabey andere rationes
angezogen. Welche der herr graff zu seiner nachrichtung ihme schrifft-
lich zu geben begert und ferner vernehmen laßen, daß wan man so viele
quartier zue dießem satisfactionspunct ziehen woltte, so würde man nichts
zue der militiae satisfaction behaltten. I. H. G.: Bey der militiae satis-
faction würde es zweiffeloßohne noch woll zimblicher anlagh bedürffen,
man müste aber hierinn der billigkeitt nach auch procediren und den-
jenigen landen, welche zue den Hessischen eingewilligten gelderen billich in
communi causa et uno fine, von den itzo ihnen aufferlagtten Hessischen
contributionibus befreyet zue sein, billich zue concurriren, in anderen
sachen ein mehrers nicht aufflagen, alß waß den gemainen außgaben nach
die proportion mitt sich bringen könne, dergestaldt, daß wan man zue den
Hessischen geldern weniger alß andere stende außgebte, daß man dan in
reliquo auch noch weiters, waß die reichsmatricul gäbe, zue concurriren.
Herr graff von Trautmansdorff: Dies, wie es kein unbilliche sach, also
were es auch zu beobachten, und woltte er dahin trachten, daß man auff
ein erträgliche geldsumb mitt den Hessen schließen und alles, was dabey
erinnert und daß memoriale mitt sich bringen möchte, dergestaldt in obacht
genommen würde, damitt die Hessen nicht zu sagen, von wehm sie die
gelder haben woltten, sondern die Kayserliche under denen stenden, welche
den Hessischen contributionibus underworffen, die außtheilung zu machen
hetten. I. H. G.: Sie begerten, daß man doch a parte Caesaris bey dem
puncto satisfactionis Hassicae woll dahin sehen möchte, daß eben die stiff-
ter , welchen die Hessische vor anderen also starck zugesetzet und davon sie
nebens den hohen contributionibus die fürstlichen und der geistlichen intra-
den an sich gezogen, der last nicht allein weiters auffgelegt werde; und
weiln die Churbayerische wegen des friedenschlußes also starck anmahnung
thetten, ob nicht das armistitium zu beförderen, damitt die von Chur-
bayern allegirte gefahr cessirte und man zeitt gewinnen möchte, der Fran-
zosen assistenz zue salvirung des stiffts Minden desto beßer cum effectu zu
genießen. Trauttmansdorff: Bei den Verhandlungen in Ulm
soll man
ohne Abschluß auseinandergegangen sein; Königsmarck beabsichtigt offen-
bar , Niedersachsen und Westfalen zur Unterhaltsbasis seiner in Ober-
deutschland nicht mehr zu versorgenden Truppen zu machen, und weiln
das armistitium von der Schwedischen willen und resolution dependirte,
sich nach deme dieße des Königsmarcks marche und vorhabendes abgehen
vermuhtlich resolviren würde. Beim Abschied Volmar zu Reck/ Busch-
mann : Fürchtet, daß Kassel nicht davon abzubringen ist, die Satisfaktion
allein von den Stiftern zu fordern. Die Ksl. außer Trauttmansdorff beim
Hinausbegleiten: Angesichts der bayerischen Haltung keine Hoffnung für
Minden.
W bei Krebs (Mainz). Schlägt eine Zusammenkunft der katholischen
Stände vor, damitt sie in also starcker antreibung wegen der Pfältzischen
sach und friedensschlußes, welchen man gleichwohl allerseits gern beför-
dert sähe, nicht der stiffter sach Oßnabruck und Minden zue der catholi-
schen religion und gemainem interesse vulnerirten und den Kayserlichen
ursach gäbten, mitt denen von ihnnen gemachten instantiis sich zu end-
schuldigen . Krebs: Will darüber mit Brömser reden, doch erfordert die
Einberufung zeitt und weyle. Zuedeme bliebe fast nichts gehaimb, und
möchte es zue dero stiffter erhalttung nicht dienlich sein, wan es außkom-
men soltte, daß quoad ipsum modum conservandi die catholische under sich
nicht allerdings einig. I. H. G.: Es hette die mainung nicht, daß man
einige differenz und uneynigkeitt inter catholicos, sondern viellmehr einig-
keitt und beisammensetzung beförderen und maturiren soltte. Zue alsol-
chem end würden die consilia zue dirigiren sein. Hessische Satisfaktion.
Krebs: Will deshalb Schröder mitteilen, daß die Mainzer zu keiner Be-
willigung instruiert sind.
W bei den Bayern: Gefahr für Minden durch ihr starkes Drängen. Sie wolt-
ten doch die churfürstliche befelch nach dem itzigen statu der tractaten,
und da beraits die satisfactiones coronarum geschloßen, also gebrauchen,
damitt der catholischen religion nicht alsolcher unverwiederbrincklicher
schad geschehe. Woltten auch hoffen, der heutt bey ihme ankommener
currier würde dergleichen considerationes woll gehabt haben. Bayern:
Die Ksl. beschuldigen sie zu Unrecht, da sie der stiffter conservation ihres
gnädigsten herrn willen nach gern befördert sähen [...]. Ihre befelche
weren also scharpf und starck, daß sie denselben nachkommen müßten. Bey
dießem currier würden dieselbe wiederholet und expresse darinn gesetzet,
daß sie wedder ihr eigener vor dießem hinauffgeschriebene gedancken noch
andere considerationes sich soltten irren laßen. Ihre Churfürstliche Durch-
laucht were ein verstendiger altter erfahrener regent, würde das werck woll
bey sich überlegt haben. I. H. G.: Darahn were kein zweiffel; sie kön-
tten aber eben nicht wißen, waran eben itzo bey ietzigen tractaten bestehe,
und köntte man also hier beßer alß daroben, waß den catholischen am
dienligsten, iudiciren. Es were gleichwohl die catholische liga nicht wegen
der churwürde, sondern zur conservation der catholischen religion und
stiffter gemacht und so lange zeitt costbarlich underhaltten, und hetten
dieße stiffter sowohl alß sonst yemands anders bey dem kriegsweßen das
ihrige gethan. Die itzo von Churbayern bezeigte kleinmühtigkeit were dem
gemainen und catholischen weeßen gar schädlich. I. H. G. hetten noch
gestern von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zue Cölln schreiben bekom-
men , daß man wegen der coadiutorien bey dießen stifftern die sachen be-
fördern möchte, auff ein alsolche bezaignuß von Churbayeren würde
damitt nit fortzukommen sein, und würde man in ipso negocio Palatinatus
spühren, daß nach itziger der tractaten beschaffenheitt dießer modus, in die
Kayserliche zu dringen, den sachen nicht beförderlich, wie dan besorglich,
ehe 3 wochen zum end giengen, woll an dieße rhed zu erinneren ursach
überkommen würd. Der canzler von Hildeshaimb were dießen morgen bey
ihro gewesen und angezeigtt, wie daß nunmehr auff dem stifft Hildeshaimb
praetensiones woltten formirt und vortgesezt werden. Wan nun die Kayser-
liche alles propter instantiam illorum, den friedenschluß zu machen, hin-
geben müßten, so würde der stifft Hildeshaimb auch noch den catholischen
können endzogen werden. Illi: Sie weren ia gantz dagegen, daß man
einige stiffter vergeben wolle, sich de reliquo auff ihre befelche berueffendt
unter Verlesung des kurbayerischen Schreibens. W: Weiln man confi-
denter billich mieinander zu handlen, so würden sie selbst erkennen, daß
dießes manuscriptum iuxta rerum statum zu verstehen und zu gebrauchen.
Sie weren nun etliche und 20 jahr bey den negotiis publicis continuirlich
gewesen, köntten aber nit begreiffen, wie daß die herrn Churbayerische
itzo gestaldten sachen ursach, dergestaldt in die Kayserliche zu setzen. Sie
nehmen iederzeitt die Pfältzische sach mitt bey ihren negociationibus in
gebürende obacht, dergleichen woltten doch die Churbayerische auch
wegen der stiffter thuen. Auf die Frage, ob das Schreiben vom 6. oder 10.
sei, weichen die Bayern aus. – Daraufhin wird Buschmann beauftragt,
Trauttmansdorff mitzuteilen, da das bayerische Schreiben offenbar vom 6.
sei, werde die Nachricht hinsichtlich des am 10. abgefertigten Kuriers
richtig sein.
hafte Neigung der Franzosen zum Frieden mit Spanien, sie warten auf den
Ausgang der Verhandlungen Serviens in Den Haag. Da dieser angesichts
der Abneigung der Generalstaaten gegen die Fortsetzung des Krieges wenig
ausrichten wird, suchen die Franzosen andere impedimenta pacis. Deshalb
wollen sie entgegen den früheren Zusagen die portugiesische Sache mit dem
Vorwand zu den Verhandlungen ziehen, es sei ein Prozeß zur Hinrichtung
des Prinzen Eduard in Vorbereitung; der Prinz wird nach Abschluß des
Friedens mit Frankreich jedoch freigelassen werden. Die Spanier klagen
sehr über die unbillige Haltung der Franzosen; W möge das bei Gelegenheit
d’Avaux andeuten und entsprechend Chigi berichten. W: Will es Chigi
mitteilen. Die Bayern sollen ein Kurierschreiben vom 10. mit der Weisung
erhalten haben, die Partikularverhandlungen zu unterbrechen; da über ihr
Drängen die Ksl. immer geklagt haben, wird man nun hoffentlich auch a
parte Caesaris das werck mitt den stifftern nicht übereylen.
Hinzu die Bayern. W: Chigi hat laut heutiger Mitteilung den Pariser Nun-
tius gebeten, der Königin und Mazarin vorzustellen, daß es nach Abschluß
der schwedischen Satisfaktion nur noch um die Religionsfrage gehe, wobei
die französischen Gesandten zur Unterstützung der Katholiken angewiesen
werden möchten. Auch Chigi läßt die Ksl. zur Standhaftigkeit ermahnen.
Trauttmansdorff: Er hörete gern, daß der herr nuncius zue Münster, wie
er niemaln daran gezweifflet, alsolche guette officia einwendete, es were
aber viell an der zeitt glegen, indeme die Churbayerische so starck auff den
friedenschluß trüngen, und der comte d’Avaux wegen des stiffts Minden
sich noch nicht also starck, wie es der sachen beschaffenheit erförderte, der
Schwedischen und protestirenden postulatis opponirte, und wan die Fran-
zosen nur zue rechter zeitt mitt anhaltten würden, so soltte es an ihnnen
Kayserlichen nicht ermanglen.
Hinzu Krebs (Mainz). Trauttmansdorff: Hat mit den Interessierten über
die hessische Satisfaktion reden wollen. Hat mit der erblichen Überlassung
Hersfelds Kassel zufriedenzustellen gemeint und, als d’Avaux das als
völlig ungenügend bezeichnete, noch 100 000 Reichstaler geboten. Da er
merkt, daß auch das nicht genügt, bittet er um die Köln-Mainzer Meinung
zu weiteren Angeboten. – Köln-Mainzer Sonderberatung. Krebs: Zu An-
geboten nicht instruiert. W: Ebenfalls nicht instruiert, auch Fulda und
andere Interessierte zu hören. Ist hic inde von unbilligkeitt der sachen
zwarn gerehdet, doch propter praesentem statum vor rhadtsamb befunden
worden, ut ex maioribus malis minus eligatur, dem herrn graffen zue andt-
wortten , daß von den herrn Kayserlichen, wie alberaits woll beschehen, die
überlaßung des stiffts Hirschfeld seiner importantz nach woll hoch zu
schetzen und noch weiters zue exaggeriren. Große geldsumben zu bieten,
darzue were man nicht befehligt, noch auch mitl verhanden, die Caßelische
auch woll nicht befuegt, solche zu begehren. Weiln gleichwoln absque
ratione dergestaldt von den Hessischen verfahren würde, so hielte man es
leidlicher zue sein, auff die 100 000 reichsthaler, und wan schon noch etwas
ertragliches darzue zu setzen, möchte gehandlet werden, alß daß man len-
ger in den kriegslasten und contributionibus stecken blieb. Vor allem aber
were bey dießer handlung woll zuzusehen, daß keine plätze ihnen pro secu-
ritate , quam in publica fide ponere deberent, gelaßen würden und daß alle
diejenige, welche itzo contribuiren, dieße sumb auch proportionabiliter ab-
statten müsten. Welches letzter gleichwohl des herrn Veneti vor dießem be-
schehenen einrahten nach nicht zu sagen, biß man der summa einig und
wohero solche gelder soltten genommen werden. Den Kayserlichen möchte
dergestaldt freygelaßen werden, daß wie obgemelt alle den Hessischen con-
tributionibus underworffene landschafften solches beyzubringen, wie dan
ihnnen alsolche zue dem end zu benennen. – Wie man nun wiederumb auß
dem nebenzimmer gangen und den herrn Kayserlichen solches discurrendo
hinderbracht und Darmstatt mitt inter contribuentes benennet, hatt der
herr graff von Trautmansdorff angezeigt, wie daß Darmbstatt 20 000 gul-
den jahrlicher rhenten hinderlaßen soltte und also weiters nit zu beschwe-
ren seye. Zuedeme hetten sich die Hessische alberait erklert, daß sie von
dem land zue Berg und Gülich in puncto satisfactionis nicht begerten,
ebener gestaldt würde es mitt der graffschafft Marck auch gehn und sel-
bige landschafften nichts hergeben wollen. Die Wetterauische und Wester-
waldische graffen weren zue Caßell verwand und woll gelitten, die würde
man auch übersehen wollen. Worauff alß der bericht gegeben, daß bey
Darmstatt zweyerley zue consideriren, erstlich die Marpurgische streyttig-
keitt und 2. waß für contributiones auß den Darmstättischen die Casse-
lische gezwungen. Die Märckische köntte man auß dem Hamb, die Bergi-
sche auß Sieburg, die Gülichische auß Heinßberg und anderen ortten woll
zue demjenigen anhaltten, waß die billigkeit erförderte, den andern hoch-
beschwerten landen allein daß nicht zuzumuhten, daß sie dieße von den
Heßischen contributionibus liberiren soltten; und dabey andere rationes
angezogen. Welche der herr graff zu seiner nachrichtung ihme schrifft-
lich zu geben begert und ferner vernehmen laßen, daß wan man so viele
quartier zue dießem satisfactionspunct ziehen woltte, so würde man nichts
zue der militiae satisfaction behaltten. I. H. G.: Bey der militiae satis-
faction würde es zweiffeloßohne noch woll zimblicher anlagh bedürffen,
man müste aber hierinn der billigkeitt nach auch procediren und den-
jenigen landen, welche zue den Hessischen eingewilligten gelderen billich in
communi causa et uno fine, von den itzo ihnen aufferlagtten Hessischen
contributionibus befreyet zue sein, billich zue concurriren, in anderen
sachen ein mehrers nicht aufflagen, alß waß den gemainen außgaben nach
die proportion mitt sich bringen könne, dergestaldt, daß wan man zue den
Hessischen geldern weniger alß andere stende außgebte, daß man dan in
reliquo auch noch weiters, waß die reichsmatricul gäbe, zue concurriren.
Herr graff von Trautmansdorff: Dies, wie es kein unbilliche sach, also
were es auch zu beobachten, und woltte er dahin trachten, daß man auff
ein erträgliche geldsumb mitt den Hessen schließen und alles, was dabey
erinnert und daß memoriale mitt sich bringen möchte, dergestaldt in obacht
genommen würde, damitt die Hessen nicht zu sagen, von wehm sie die
gelder haben woltten, sondern die Kayserliche under denen stenden, welche
den Hessischen contributionibus underworffen, die außtheilung zu machen
hetten. I. H. G.: Sie begerten, daß man doch a parte Caesaris bey dem
puncto satisfactionis Hassicae woll dahin sehen möchte, daß eben die stiff-
ter , welchen die Hessische vor anderen also starck zugesetzet und davon sie
nebens den hohen contributionibus die fürstlichen und der geistlichen intra-
den an sich gezogen, der last nicht allein weiters auffgelegt werde; und
weiln die Churbayerische wegen des friedenschlußes also starck anmahnung
thetten, ob nicht das armistitium zu beförderen, damitt die von Chur-
bayern allegirte gefahr cessirte und man zeitt gewinnen möchte, der Fran-
zosen assistenz zue salvirung des stiffts Minden desto beßer cum effectu zu
genießen. Trauttmansdorff: Bei den Verhandlungen in Ulm
ohne Abschluß auseinandergegangen sein; Königsmarck beabsichtigt offen-
bar , Niedersachsen und Westfalen zur Unterhaltsbasis seiner in Ober-
deutschland nicht mehr zu versorgenden Truppen zu machen, und weiln
das armistitium von der Schwedischen willen und resolution dependirte,
sich nach deme dieße des Königsmarcks marche und vorhabendes abgehen
vermuhtlich resolviren würde. Beim Abschied Volmar zu Reck/ Busch-
mann : Fürchtet, daß Kassel nicht davon abzubringen ist, die Satisfaktion
allein von den Stiftern zu fordern. Die Ksl. außer Trauttmansdorff beim
Hinausbegleiten: Angesichts der bayerischen Haltung keine Hoffnung für
Minden.
W bei Krebs (Mainz). Schlägt eine Zusammenkunft der katholischen
Stände vor, damitt sie in also starcker antreibung wegen der Pfältzischen
sach und friedensschlußes, welchen man gleichwohl allerseits gern beför-
dert sähe, nicht der stiffter sach Oßnabruck und Minden zue der catholi-
schen religion und gemainem interesse vulnerirten und den Kayserlichen
ursach gäbten, mitt denen von ihnnen gemachten instantiis sich zu end-
schuldigen . Krebs: Will darüber mit Brömser reden, doch erfordert die
Einberufung zeitt und weyle. Zuedeme bliebe fast nichts gehaimb, und
möchte es zue dero stiffter erhalttung nicht dienlich sein, wan es außkom-
men soltte, daß quoad ipsum modum conservandi die catholische under sich
nicht allerdings einig. I. H. G.: Es hette die mainung nicht, daß man
einige differenz und uneynigkeitt inter catholicos, sondern viellmehr einig-
keitt und beisammensetzung beförderen und maturiren soltte. Zue alsol-
chem end würden die consilia zue dirigiren sein. Hessische Satisfaktion.
Krebs: Will deshalb Schröder mitteilen, daß die Mainzer zu keiner Be-
willigung instruiert sind.
W bei den Bayern: Gefahr für Minden durch ihr starkes Drängen. Sie wolt-
ten doch die churfürstliche befelch nach dem itzigen statu der tractaten,
und da beraits die satisfactiones coronarum geschloßen, also gebrauchen,
damitt der catholischen religion nicht alsolcher unverwiederbrincklicher
schad geschehe. Woltten auch hoffen, der heutt bey ihme ankommener
currier würde dergleichen considerationes woll gehabt haben. Bayern:
Die Ksl. beschuldigen sie zu Unrecht, da sie der stiffter conservation ihres
gnädigsten herrn willen nach gern befördert sähen [...]. Ihre befelche
weren also scharpf und starck, daß sie denselben nachkommen müßten. Bey
dießem currier würden dieselbe wiederholet und expresse darinn gesetzet,
daß sie wedder ihr eigener vor dießem hinauffgeschriebene gedancken noch
andere considerationes sich soltten irren laßen. Ihre Churfürstliche Durch-
laucht were ein verstendiger altter erfahrener regent, würde das werck woll
bey sich überlegt haben. I. H. G.: Darahn were kein zweiffel; sie kön-
tten aber eben nicht wißen, waran eben itzo bey ietzigen tractaten bestehe,
und köntte man also hier beßer alß daroben, waß den catholischen am
dienligsten, iudiciren. Es were gleichwohl die catholische liga nicht wegen
der churwürde, sondern zur conservation der catholischen religion und
stiffter gemacht und so lange zeitt costbarlich underhaltten, und hetten
dieße stiffter sowohl alß sonst yemands anders bey dem kriegsweßen das
ihrige gethan. Die itzo von Churbayern bezeigte kleinmühtigkeit were dem
gemainen und catholischen weeßen gar schädlich. I. H. G. hetten noch
gestern von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zue Cölln schreiben bekom-
men , daß man wegen der coadiutorien bey dießen stifftern die sachen be-
fördern möchte, auff ein alsolche bezaignuß von Churbayeren würde
damitt nit fortzukommen sein, und würde man in ipso negocio Palatinatus
spühren, daß nach itziger der tractaten beschaffenheitt dießer modus, in die
Kayserliche zu dringen, den sachen nicht beförderlich, wie dan besorglich,
ehe 3 wochen zum end giengen, woll an dieße rhed zu erinneren ursach
überkommen würd. Der canzler von Hildeshaimb were dießen morgen bey
ihro gewesen und angezeigtt, wie daß nunmehr auff dem stifft Hildeshaimb
praetensiones woltten formirt und vortgesezt werden. Wan nun die Kayser-
liche alles propter instantiam illorum, den friedenschluß zu machen, hin-
geben müßten, so würde der stifft Hildeshaimb auch noch den catholischen
können endzogen werden. Illi: Sie weren ia gantz dagegen, daß man
einige stiffter vergeben wolle, sich de reliquo auff ihre befelche berueffendt
unter Verlesung des kurbayerischen Schreibens. W: Weiln man confi-
denter billich mieinander zu handlen, so würden sie selbst erkennen, daß
dießes manuscriptum iuxta rerum statum zu verstehen und zu gebrauchen.
Sie weren nun etliche und 20 jahr bey den negotiis publicis continuirlich
gewesen, köntten aber nit begreiffen, wie daß die herrn Churbayerische
itzo gestaldten sachen ursach, dergestaldt in die Kayserliche zu setzen. Sie
nehmen iederzeitt die Pfältzische sach mitt bey ihren negociationibus in
gebürende obacht, dergleichen woltten doch die Churbayerische auch
wegen der stiffter thuen. Auf die Frage, ob das Schreiben vom 6. oder 10.
sei, weichen die Bayern aus. – Daraufhin wird Buschmann beauftragt,
Trauttmansdorff mitzuteilen, da das bayerische Schreiben offenbar vom 6.
sei, werde die Nachricht hinsichtlich des am 10. abgefertigten Kuriers
richtig sein.