Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 II 13
1647 II 13
Mittwoch Vincke/Schorlemer (Minden) bei W: D’Avaux
hat ihnen gestern wieder seine Hilfe mit dem Zusatz versprochen, selbst
wenn das Stift Minden wider Erwarten nicht zu retten sei, müßten doch die
Rechte des Kapitels erhalten bleiben. Er hat auf Vinckes Vorstellungen
zugegeben, daß solche Abmachungen von der Gegenseite kaum gehalten
würden, und sein Möglichstes für das Stift zu tun versprochen, wenn nur
die Ksl. festblieben.
Osnabrücker Dompfarrer bei W: Seine Nachforschungen haben ergeben,
daß unter W niemand in der Stadt Osnabrück das Begräbnis verweigert
worden ist, vielmehr sind Nichtkatholiken sogar im Dom beigesetzt
worden.
Marschalck
Vgl. oben [ S. 483 Anm. 5 ] .
bei W: Ist mit dem Kapitelsyndikus deputiert, um bei Ksl. und
Schweden die Erhaltung des Stiftes Verden zu betreiben. Oxenstierna hat
gestern zugesichert, daß Kapitel und Geistliche bey ihrem stand soltten
gelaßen werden. Will den Abschluß der schwedischen Satisfaktion abwar-
ten , damit er ein authenticum mitt zuruck- oder in eventum die gegennot-
törfft in fernere obacht nehmmen köntte.
W bei Trauttmansdorff, hinzu Lamberg/Krane. Trauttmansdorff: Hoff-
nung auf Erhaltung Osnabrücks, wiewohl es ohne schwere conditiones in
religione nicht zugehen möchte, weiln sich die gemühter fast sehr alienirt
gegen I. H. G. bezeigten. I. H. G.: Daß odium religionis verursachte die
alienation, dan hetten sie sonsten etwas zu klagen, so hette man die ordent-
liche obrigkeitt, alß Ihre Kayserliche Maiestet, dabey es zu klagen und von
deroselben es auch leichtlich zue remedyren, dan I. H. G. anderst nicht bey
ihrer regierung intendirten, alß ihre underthanen, wan sie deroselben auch
trew, allen gueten willen zu bezaigen. Sie die Oßnabruckische bürger weren
notorie gegen I. H. G. und dero thumbcapittul rebelles geweßen. Dies solle
per amnistiam alles auffgehoben werden, wan sie dan deroselben genießen
woltten, so müsten sie auch des tractatements, deßen sie wegen ihrer unver-
andtworttlichen wiedersetzligkeitt in etwas genoßen, cum tali inversione
status nicht gedencken, sondern dahin gedencken, das es futuro cum debito
utrimque affectu hergienge, waran es I. H. G. ihrestheilß nicht würden er-
winden laßen, und konten nit sehen, was die Schweden inferieren wollten,
dan nit folgen khan, ein und ander bekhlagt sich, ergo miessen I. H. G. das
stifft lassen, ergo muest es den uncatholischen in perpetuum bleiben. Wan
khlagten gegen einen seindt, mues er gehort werden, und in specie, was
geklahgt wird, gebirenden ortten und weis vorgebracht, und da ein schuld,
remedia gemacht, nit aber gleich einer also von land und leiten veriagt,
weniger unschuldige als capitul sua libera electione et catholici suo iure pri-
viert werden. Zu Minden khlage niemant, wie sie die Schweden selbsten
bekennen, und dannoch wollen sie I. H. G. denselben stifft auch nemmen.
So sehe man woll, was aufrichtige intentiones seien. Der herr graff von
Trautmansdorff: Es seie ia freilich also, und werden I. H. G. dero hohen
verstand nach beßer, alß er es sagen und rhaten köntte, die lenitet woll zu
gebrauchen wißen. Ratione religionis machten die protestirende und Schwe-
den ein groß geschrey, alß wan außer den beeden vestungen Wiedenbruck
und Fürstenaw keine 200 catholische seehlen im gantzen stifft Oßnabruck
alß einwohner deßelben vorhanden. Daß nun die ubrige alle soltten ihres
gottsdiensts und lehr beraubt werden, daß kehme ihnnen viell zue nach-
dencklich vor. I. H. G.: Es würden woll ad exterminandam religionem
catholicam ungereimbte unerfindliche sachen vorgebracht. Widerlegung der
Angaben über die Zahl der Katholiken und über die Begräbnisverweige-
rung . Bericht über die Deputation der Ritterschaft. In Stadt und Stift Min-
den sind unter ihm keine kirchlichen Veränderungen vorgenommen wor-
den . Es were auch causa ista der stiffter, wie sie mehrmaln dem herrn
graffen gesagt, non tam personalis quam religionis, und wan es ihrer person
halber zu thuen, würden sie leichtlich resigniren können, wan sie sähen, die
stiffter bey catholischen successoribus stabilirt zu sein. Einem von den pro-
testirenden zue überlaßen, darinnen köntten und würden sie nimmermehr
verstehen. Trauttmansdorff: Verspricht weitere Bemühungen für Min-
den ; die Stadt selbst ist bei ihm vorstellig geworden, damit sie nicht schwe-
disch werde.
Hinzu Buschmann; Bericht über sein heutiges Gespräch mit d’Avaux: Er
hat dargelegt, d’Avaux habe Salvius in der Hand und könne die Schweden
zum Verzicht auf Osnabrück und Minden zwingen; es sei zu bedenken,
wan die cron Franckreich ferner die Schweden also würden wachßen laßen
und darzue helffen, waß endlich von denselben Franckreich selbst zu ge-
wartten . Man sehe schon aniez, wie sie sich comportirten, seyen gleichsamb
erst von gestern in der weldt, und zwarn durch hülff der Franzosen, be-
kandt worden, dah man zuvor von ihnnen nichts zu sagen gewust, und ietz
dörfften sie sich der praecedenz gar vor Franckreich anmaßen, wie es
gerade bei den Ulmer Verhandlungen geschieht. Die zeitt werd es geben,
daß die Franzosen sich beklagen würden, quod serpentem in sinu foverint,
und würden alßdan, wan es zue spaht, sagen, poenitet me fecisse hominem.
Und nachdemaln die cron Franckreich ihre satisfaction völlig erlangt, den
Schweden auch so viell angebotten, daß sie ex propria dominorum Gallo-
rum sententia ein mehrers mitt fuegen nicht zue praetendiren, so werde es
ia auch einmaln zeitt sein, ihnnen Schweden aperte anzudeuten, daß die
cron Franckreich zur durchdringung der Schwedischen unbillicher postula-
torum lenger im krieg nicht persistiren köntten oder woltten, sondern daß
sie sich auff deren fernern behaubtung von denselben separiren müßten.
Die sachen seyen nunmehr so weith kommen, ut pannis et fomentis, sectio-
nibus , incisionibus etc. opus sit. Wan derowegen die Franzosen dergleichen
comminationes bey den Schweden nicht gebrauchen, würden sie auff alle
übrige officia wenig geben. D’Avaux gab das zu, besonders seien die
Schweden schwer von der Forderung auf die Stifter abzubringen, doch
werde er nur unterzeichnen, wenn Osnabrück gerettet werde. Wegen Min-
den liege es vor allem an der Festigkeit der Ksl. Auff welches er canz-
ler Buschman: Wan nun die Kayserliche, wie nicht zu zweiffelen, constan-
tes verblieben und aber die Schwedische von ihrer gefaßten mainung nicht
abweichen würden, ob dan nicht die cron Franckreich ihre copias auxiliares
von denselben abfördern, auch die monatliche geldthülffe endzücken wolt-
ten , zumaln man sehe, daß sie doch rationibus nicht zue permoviren, son-
dern ad aequitatem vi impellirt werden müßten? Ad quod comes d’Avaux
cathegoricam quidem refugerat, so viel gleichwol vermeldet, wans seiner
meinung nach gienge, solte solchenfalß Franckreich von den Schweden
billig sich absondern. W: Wan ia die hoffnung des friedens gleichsamb
verlohren sein soltte, so were es gleichwohl hohe zeitt davon zu rehden, wie
man sich dannoch salvirte und recht zusammenhaltten möchte. Herr
graff von Trautmansdorff: Es seye ia woll zeitt und nötig, davon zu reh-
den , er wolle Ihrer Kayserlichen Maiestet und dem Gallas schreiben, daß
sie sich auff den frieden nicht zu verlaßen, sondern bester gestaldt zue
armiren, und wan sich die sachen nicht anders alß itzo veranlaßten, so
woltte er beim beßern wetter im frühling seine zuruckraiß nit lenger diffe-
riren . Dem medio der zusammensetzung hab man auch reifflich nachzu-
dencken , wie er dan der mainung, daß den Franzosen, wan es sich itzo
wegen der stiffter und religionssachen zerschlagen soltte, zue remonstriren,
wie daß sie kein ursach hetten, lenger in alsolchen krieg zu stehen. I. H.
G.: Die remonstrationes würden beßere nachtruck haben, wan Spanien mitt
Franckreich den frieden schließen köntte, und were tali rerum statu an
solchem friedenschluß gar viell glegen. Die Franzosen gebten vor, alß wan
sie alle ihre postulata extradirt, hingegen beklagtten sich die Spanier, daß
ihnnen selbige nicht zugestellet. Trauttmansdorff: Die Staatischen
halten sie zurück, weil sie erst ihren Abschluß mit Spanien vollenden
wollen. Müste sonsten bekennen, daß der schluß mitt Spanien und Franck-
reich dem catholischen weeßen sehr dienlich, wie dan auch derentwegen
Ihre Kayserliche Maiestet selbsten gern befördert sähen. Und wan die
Schweden ia dieße tractaten abrumpiren woltten, so were es ihme lieber, daß
es wegen der stiffter alß in anderen sachen geschähe, dabey man die Fran-
zosen nicht mitt interessirt machen köntte. Auf Trauttmansdorffs Er-
innerung , man müsse den Franzosen weiter zusprechen, erbietet W sich,
nach Rückkehr der katholischen Deputation selbst zu d’Avaux zu gehen.
Bericht Buschmanns: Bei Volmar haben gestern die Brandenburger wieder
wegen Minden gedrängt und versichert, sie hätten die neue schwedische
Originalinstruktion gesehen, wonach Osnabrück für Gustafsson und Minden
für die Protestanten selbst auf die Gefahr des Bruches hin zu verlangen
seien . Trauttmansdorff und d’Avaux sehen darin jedoch nur einen bran-
denburgischen Schachzug zur Gewinnung Mindens.
Katholische Deputation bei d’Avaux . – W bei d’Avaux. Dieser wegen
der kirchlichen Interessen etwas perplex, fügt auf Ws Bestürzung aber
hinzu, man möge es nicht so ausdeuten, alß wan er nicht das seinige bey
den sachen thuen woltte, da er einmahl bey seinem versprechen bestendig
verbliebe. Er hat die katholischen Deputierten ermahnt, von den Religions-
beschlüssen nicht abzuweichen. Nach Abschluß der schwedischen Satisfak-
tion werde man besser vorankommen. Da mit dem ksl. Angebot der Oder-
zölle Osnabrück und Minden nicht zu retten waren, soll man die Sache der
Stifter zu den Gravamina verweisen und die Satisfaktion abzuschließen
suchen. Wegen der Gelder werde man sich auf 800 000 Reichstaler einigen
können, wegen Pommern und Kammin hat man sich verglichen. In Bremen
und Verden will Schweden den kirchlichen Zustand belassen, in den übri-
gen Punkten will er jetzt mit Salvius reden. Wan man nun in puncto satis-
factionis Suecicae würde einig sein, und bey dem puncto gravaminum
wegen beeder stiffter Oßnabruck und Minden wie auch anderer sachen, die
religion und statum catholicorum concernirend, einige große streittigkeitten
endstehen soltten, so hette Franckreich mehr ursach, uff ansuchen und be-
gehren der catholischen sich der sachen alß bey dem puncto satisfactionis
Suecicae anzunehmmen, dan wan ihme die catholische würden remonstri-
ren , daß die differentiae und verhinderung des friedensschlußes auf dem
hinlassen der stiffter und der Pfalzischen sach, und waß sonsten religionem
angienge, bestunde, und von Franckreich zue wißen begerten, ob sie derent-
wegen die waffen mitt den confeoderirten weiters führen woltten, so würde
er etiam cum offensione regis vel potius magnatum kein schew tragen, wie
ein eyffriger catholischer darin zu rathen und zu schreiben, dabey etliche
mahl repetirt und begert, man möchte dießen seinen wollmainenden vor-
schlag dem herrn graffen von Trautmansdorff recht doch in confidentia
expliciren und sich versichert haltten, daß er auff solche weiß mehr glegen-
heit überkommen würde, pro catholicis guete officia einzuwenden. Nebenst
dießem wehre nötig, daß sich die catholische mitt herrn Kayserlichen abge-
sandten eines gewißen und bestendigen conclusi in materia ista gravaminum
dergestaldt vergleichen, daß, waß man auch von Schweden wegen der
ruptur anbetrohen würde, davon nicht weichen thetten. Dan offt von den
conclusis abzuweichen und abschrecken zu laßen, mitt bezeigung einer
pusillanimitet, seye alsolchen tractaten nicht vorträglich, wie der effectus
gebe, und würde man dabenebenst allezeitt Franckreich in pura illa causa
religionis, da der punctus satisfactionis erörttert, vor sich haben, dan ia die
cron in ewikait den krieg nur wegen solcher religionsachen nit continuieren
konte oder wurde. Die zerschlagung der tractaten woltte er seinestheils von
herzen ungern sehen, es köntte gleichwohl in ein alsolcher materia nit
schädlich sein, sich vernehmmen zu laßen, daß man eher die tractatus zer-
schlagen alß sich mitt solchen einbildungen beladen zu laßen gedächte. Es
würde auch auff ein solche weiß mehr den friedenschluß alß durch bezai-
gung der kleinmütigkeit befördern werden. Bey dem puncto satisfactionis
were dießes dem graffen von Trautmansdorff auch anzuzaigen, daß er in
keinen sachen etwas mehrers anböte, wan er nicht des völligen Schwedi-
schen schlußes versichert, dan sie sonsten, wie mans bereits erfahren, noch
täglich all weiters mitt ihren begehren giengen, auch respective annemmen
teten, und doch keine rechten schluß machten. I. H. G.: Sie woltten
nit underlaßen, dem herrn graffen von Trautmansdorff von allem parte zu
geben, und zweiffelten nit, er würde den punctum satisfactionis Suecicae
seinestheilß thuenlichen dingen nach gern befördern, auch der cron Franck-
reich gern mitt das meritum bey Gott und den menschen gönnen, daß sie
der catholischen religion mitt authoritate sua noch in den letsten beigestan-
den . Deren sich dan auch I. H. G. wegen dero ihr offters geschehener ver-
haißung und seine des comte d’Avaux löblichen eyffers halber versichert
haltten woltte. Darauff im auffstehen angezeigt, daß sie vernommen, daß
noch gestern der graff von Wittgenstein im nahmen Churbrandenburg
wegen dero stifft Minden die praetensiones zu behaubten sich understan-
den . Hierauff hatt der comte d’Avaux lachend I. H. G. getröstet, daß
er die Brandenburgische praetension zumaln nichts mehr achte, man soltte
das übrige, waß er itzo vertrawlich mitt I. H. G. gerehdet, dem graffen von
Trautmansdorff, damitt es ad effectum gebracht würde, communiciren und
sich versicheren, daß alßdan beßer mitt den sachen a parte Franckreich
auch sonsten würde fortzukommen sein. – Mitteilung des Gespräches an
Buschmann zur Unterrichtung Trauttmansdorffs und Volmars. – W bei
Wallenstein .
Leerodt bei W: Die Stadt Osnabrück sucht eine Versöhnung mit dem Kapi-
tel und wünscht für den Fall, daß der Frieden nicht zustande kommt, daß
ihr die Neutralität gestattet werde. W: Im ersten Punkt keine grund-
sätzliche Schwierigkeit, doch soll man der Stadt auch ihre häufigen An-
griffe gegen Bischof und Kapitel vorhalten. Es hette die stadt nun offt und
viellmahln amnistiam von underschidlichen ihren landfirsten, auch alberait
von dem iezigen und dem tumcapitul erlangt, aber allezeitt den bischoff,
dhombcapittull und kirchen noch gröber zugesetzet, sie müsten mitt der-
gleichen sachen dermaln ein end machen und ihrer pflicht, auch dem her-
kommen ein beßers gnügen laisten. Da beide Punkte von hoher importanz
und wichtigkeit, sollen sie dem Kapitel schriftlich zugestellt werden, damit
es mit ihm als Landesherrn darüber beraten kann.
W bei den Mainzern. Dank für die Deputation, Bericht über das Gespräch
mit d’Avaux. Mainzer: Trauttmansdorff hat der Deputation weitere
Bemühungen versprochen.
Deutz bei W: Ist vom Erzherzog und dem Halberstädter Kapitel zur
Wahrung der Interessen des Stiftes zusammen mit Giffen beauftragt wor-
den . Nachdem aber Trauttmansdorff Giffen sehr stark angegriffen hat und
man sieht, daß doch gantz keine rationes und remonstrationes platz finden,
ia sogar die interessati nicht einmahl wollen gehört, weniger der gebühr von
den Kaiserlichen und catolischen assistiert werden, will er in wenigen
Tagen wieder abreisen.
hat ihnen gestern wieder seine Hilfe mit dem Zusatz versprochen, selbst
wenn das Stift Minden wider Erwarten nicht zu retten sei, müßten doch die
Rechte des Kapitels erhalten bleiben. Er hat auf Vinckes Vorstellungen
zugegeben, daß solche Abmachungen von der Gegenseite kaum gehalten
würden, und sein Möglichstes für das Stift zu tun versprochen, wenn nur
die Ksl. festblieben.
Osnabrücker Dompfarrer bei W: Seine Nachforschungen haben ergeben,
daß unter W niemand in der Stadt Osnabrück das Begräbnis verweigert
worden ist, vielmehr sind Nichtkatholiken sogar im Dom beigesetzt
worden.
Marschalck
Vgl. oben [ S. 483 Anm. 5 ] .
Schweden die Erhaltung des Stiftes Verden zu betreiben. Oxenstierna hat
gestern zugesichert, daß Kapitel und Geistliche bey ihrem stand soltten
gelaßen werden. Will den Abschluß der schwedischen Satisfaktion abwar-
ten , damit er ein authenticum mitt zuruck- oder in eventum die gegennot-
törfft in fernere obacht nehmmen köntte.
W bei Trauttmansdorff, hinzu Lamberg/Krane. Trauttmansdorff: Hoff-
nung auf Erhaltung Osnabrücks, wiewohl es ohne schwere conditiones in
religione nicht zugehen möchte, weiln sich die gemühter fast sehr alienirt
gegen I. H. G. bezeigten. I. H. G.: Daß odium religionis verursachte die
alienation, dan hetten sie sonsten etwas zu klagen, so hette man die ordent-
liche obrigkeitt, alß Ihre Kayserliche Maiestet, dabey es zu klagen und von
deroselben es auch leichtlich zue remedyren, dan I. H. G. anderst nicht bey
ihrer regierung intendirten, alß ihre underthanen, wan sie deroselben auch
trew, allen gueten willen zu bezaigen. Sie die Oßnabruckische bürger weren
notorie gegen I. H. G. und dero thumbcapittul rebelles geweßen. Dies solle
per amnistiam alles auffgehoben werden, wan sie dan deroselben genießen
woltten, so müsten sie auch des tractatements, deßen sie wegen ihrer unver-
andtworttlichen wiedersetzligkeitt in etwas genoßen, cum tali inversione
status nicht gedencken, sondern dahin gedencken, das es futuro cum debito
utrimque affectu hergienge, waran es I. H. G. ihrestheilß nicht würden er-
winden laßen, und konten nit sehen, was die Schweden inferieren wollten,
dan nit folgen khan, ein und ander bekhlagt sich, ergo miessen I. H. G. das
stifft lassen, ergo muest es den uncatholischen in perpetuum bleiben. Wan
khlagten gegen einen seindt, mues er gehort werden, und in specie, was
geklahgt wird, gebirenden ortten und weis vorgebracht, und da ein schuld,
remedia gemacht, nit aber gleich einer also von land und leiten veriagt,
weniger unschuldige als capitul sua libera electione et catholici suo iure pri-
viert werden. Zu Minden khlage niemant, wie sie die Schweden selbsten
bekennen, und dannoch wollen sie I. H. G. denselben stifft auch nemmen.
So sehe man woll, was aufrichtige intentiones seien. Der herr graff von
Trautmansdorff: Es seie ia freilich also, und werden I. H. G. dero hohen
verstand nach beßer, alß er es sagen und rhaten köntte, die lenitet woll zu
gebrauchen wißen. Ratione religionis machten die protestirende und Schwe-
den ein groß geschrey, alß wan außer den beeden vestungen Wiedenbruck
und Fürstenaw keine 200 catholische seehlen im gantzen stifft Oßnabruck
alß einwohner deßelben vorhanden. Daß nun die ubrige alle soltten ihres
gottsdiensts und lehr beraubt werden, daß kehme ihnnen viell zue nach-
dencklich vor. I. H. G.: Es würden woll ad exterminandam religionem
catholicam ungereimbte unerfindliche sachen vorgebracht. Widerlegung der
Angaben über die Zahl der Katholiken und über die Begräbnisverweige-
rung . Bericht über die Deputation der Ritterschaft. In Stadt und Stift Min-
den sind unter ihm keine kirchlichen Veränderungen vorgenommen wor-
den . Es were auch causa ista der stiffter, wie sie mehrmaln dem herrn
graffen gesagt, non tam personalis quam religionis, und wan es ihrer person
halber zu thuen, würden sie leichtlich resigniren können, wan sie sähen, die
stiffter bey catholischen successoribus stabilirt zu sein. Einem von den pro-
testirenden zue überlaßen, darinnen köntten und würden sie nimmermehr
verstehen. Trauttmansdorff: Verspricht weitere Bemühungen für Min-
den ; die Stadt selbst ist bei ihm vorstellig geworden, damit sie nicht schwe-
disch werde.
Hinzu Buschmann; Bericht über sein heutiges Gespräch mit d’Avaux: Er
hat dargelegt, d’Avaux habe Salvius in der Hand und könne die Schweden
zum Verzicht auf Osnabrück und Minden zwingen; es sei zu bedenken,
wan die cron Franckreich ferner die Schweden also würden wachßen laßen
und darzue helffen, waß endlich von denselben Franckreich selbst zu ge-
wartten . Man sehe schon aniez, wie sie sich comportirten, seyen gleichsamb
erst von gestern in der weldt, und zwarn durch hülff der Franzosen, be-
kandt worden, dah man zuvor von ihnnen nichts zu sagen gewust, und ietz
dörfften sie sich der praecedenz gar vor Franckreich anmaßen, wie es
gerade bei den Ulmer Verhandlungen geschieht. Die zeitt werd es geben,
daß die Franzosen sich beklagen würden, quod serpentem in sinu foverint,
und würden alßdan, wan es zue spaht, sagen, poenitet me fecisse hominem.
Und nachdemaln die cron Franckreich ihre satisfaction völlig erlangt, den
Schweden auch so viell angebotten, daß sie ex propria dominorum Gallo-
rum sententia ein mehrers mitt fuegen nicht zue praetendiren, so werde es
ia auch einmaln zeitt sein, ihnnen Schweden aperte anzudeuten, daß die
cron Franckreich zur durchdringung der Schwedischen unbillicher postula-
torum lenger im krieg nicht persistiren köntten oder woltten, sondern daß
sie sich auff deren fernern behaubtung von denselben separiren müßten.
Die sachen seyen nunmehr so weith kommen, ut pannis et fomentis, sectio-
nibus , incisionibus etc. opus sit. Wan derowegen die Franzosen dergleichen
comminationes bey den Schweden nicht gebrauchen, würden sie auff alle
übrige officia wenig geben. D’Avaux gab das zu, besonders seien die
Schweden schwer von der Forderung auf die Stifter abzubringen, doch
werde er nur unterzeichnen, wenn Osnabrück gerettet werde. Wegen Min-
den liege es vor allem an der Festigkeit der Ksl. Auff welches er canz-
ler Buschman: Wan nun die Kayserliche, wie nicht zu zweiffelen, constan-
tes verblieben und aber die Schwedische von ihrer gefaßten mainung nicht
abweichen würden, ob dan nicht die cron Franckreich ihre copias auxiliares
von denselben abfördern, auch die monatliche geldthülffe endzücken wolt-
ten , zumaln man sehe, daß sie doch rationibus nicht zue permoviren, son-
dern ad aequitatem vi impellirt werden müßten? Ad quod comes d’Avaux
cathegoricam quidem refugerat, so viel gleichwol vermeldet, wans seiner
meinung nach gienge, solte solchenfalß Franckreich von den Schweden
billig sich absondern. W: Wan ia die hoffnung des friedens gleichsamb
verlohren sein soltte, so were es gleichwohl hohe zeitt davon zu rehden, wie
man sich dannoch salvirte und recht zusammenhaltten möchte. Herr
graff von Trautmansdorff: Es seye ia woll zeitt und nötig, davon zu reh-
den , er wolle Ihrer Kayserlichen Maiestet und dem Gallas schreiben, daß
sie sich auff den frieden nicht zu verlaßen, sondern bester gestaldt zue
armiren, und wan sich die sachen nicht anders alß itzo veranlaßten, so
woltte er beim beßern wetter im frühling seine zuruckraiß nit lenger diffe-
riren . Dem medio der zusammensetzung hab man auch reifflich nachzu-
dencken , wie er dan der mainung, daß den Franzosen, wan es sich itzo
wegen der stiffter und religionssachen zerschlagen soltte, zue remonstriren,
wie daß sie kein ursach hetten, lenger in alsolchen krieg zu stehen. I. H.
G.: Die remonstrationes würden beßere nachtruck haben, wan Spanien mitt
Franckreich den frieden schließen köntte, und were tali rerum statu an
solchem friedenschluß gar viell glegen. Die Franzosen gebten vor, alß wan
sie alle ihre postulata extradirt, hingegen beklagtten sich die Spanier, daß
ihnnen selbige nicht zugestellet. Trauttmansdorff: Die Staatischen
halten sie zurück, weil sie erst ihren Abschluß mit Spanien vollenden
wollen. Müste sonsten bekennen, daß der schluß mitt Spanien und Franck-
reich dem catholischen weeßen sehr dienlich, wie dan auch derentwegen
Ihre Kayserliche Maiestet selbsten gern befördert sähen. Und wan die
Schweden ia dieße tractaten abrumpiren woltten, so were es ihme lieber, daß
es wegen der stiffter alß in anderen sachen geschähe, dabey man die Fran-
zosen nicht mitt interessirt machen köntte. Auf Trauttmansdorffs Er-
innerung , man müsse den Franzosen weiter zusprechen, erbietet W sich,
nach Rückkehr der katholischen Deputation selbst zu d’Avaux zu gehen.
Bericht Buschmanns: Bei Volmar haben gestern die Brandenburger wieder
wegen Minden gedrängt und versichert, sie hätten die neue schwedische
Originalinstruktion gesehen, wonach Osnabrück für Gustafsson und Minden
für die Protestanten selbst auf die Gefahr des Bruches hin zu verlangen
seien . Trauttmansdorff und d’Avaux sehen darin jedoch nur einen bran-
denburgischen Schachzug zur Gewinnung Mindens.
Katholische Deputation bei d’Avaux . – W bei d’Avaux. Dieser wegen
der kirchlichen Interessen etwas perplex, fügt auf Ws Bestürzung aber
hinzu, man möge es nicht so ausdeuten, alß wan er nicht das seinige bey
den sachen thuen woltte, da er einmahl bey seinem versprechen bestendig
verbliebe. Er hat die katholischen Deputierten ermahnt, von den Religions-
beschlüssen nicht abzuweichen. Nach Abschluß der schwedischen Satisfak-
tion werde man besser vorankommen. Da mit dem ksl. Angebot der Oder-
zölle Osnabrück und Minden nicht zu retten waren, soll man die Sache der
Stifter zu den Gravamina verweisen und die Satisfaktion abzuschließen
suchen. Wegen der Gelder werde man sich auf 800 000 Reichstaler einigen
können, wegen Pommern und Kammin hat man sich verglichen. In Bremen
und Verden will Schweden den kirchlichen Zustand belassen, in den übri-
gen Punkten will er jetzt mit Salvius reden. Wan man nun in puncto satis-
factionis Suecicae würde einig sein, und bey dem puncto gravaminum
wegen beeder stiffter Oßnabruck und Minden wie auch anderer sachen, die
religion und statum catholicorum concernirend, einige große streittigkeitten
endstehen soltten, so hette Franckreich mehr ursach, uff ansuchen und be-
gehren der catholischen sich der sachen alß bey dem puncto satisfactionis
Suecicae anzunehmmen, dan wan ihme die catholische würden remonstri-
ren , daß die differentiae und verhinderung des friedensschlußes auf dem
hinlassen der stiffter und der Pfalzischen sach, und waß sonsten religionem
angienge, bestunde, und von Franckreich zue wißen begerten, ob sie derent-
wegen die waffen mitt den confeoderirten weiters führen woltten, so würde
er etiam cum offensione regis vel potius magnatum kein schew tragen, wie
ein eyffriger catholischer darin zu rathen und zu schreiben, dabey etliche
mahl repetirt und begert, man möchte dießen seinen wollmainenden vor-
schlag dem herrn graffen von Trautmansdorff recht doch in confidentia
expliciren und sich versichert haltten, daß er auff solche weiß mehr glegen-
heit überkommen würde, pro catholicis guete officia einzuwenden. Nebenst
dießem wehre nötig, daß sich die catholische mitt herrn Kayserlichen abge-
sandten eines gewißen und bestendigen conclusi in materia ista gravaminum
dergestaldt vergleichen, daß, waß man auch von Schweden wegen der
ruptur anbetrohen würde, davon nicht weichen thetten. Dan offt von den
conclusis abzuweichen und abschrecken zu laßen, mitt bezeigung einer
pusillanimitet, seye alsolchen tractaten nicht vorträglich, wie der effectus
gebe, und würde man dabenebenst allezeitt Franckreich in pura illa causa
religionis, da der punctus satisfactionis erörttert, vor sich haben, dan ia die
cron in ewikait den krieg nur wegen solcher religionsachen nit continuieren
konte oder wurde. Die zerschlagung der tractaten woltte er seinestheils von
herzen ungern sehen, es köntte gleichwohl in ein alsolcher materia nit
schädlich sein, sich vernehmmen zu laßen, daß man eher die tractatus zer-
schlagen alß sich mitt solchen einbildungen beladen zu laßen gedächte. Es
würde auch auff ein solche weiß mehr den friedenschluß alß durch bezai-
gung der kleinmütigkeit befördern werden. Bey dem puncto satisfactionis
were dießes dem graffen von Trautmansdorff auch anzuzaigen, daß er in
keinen sachen etwas mehrers anböte, wan er nicht des völligen Schwedi-
schen schlußes versichert, dan sie sonsten, wie mans bereits erfahren, noch
täglich all weiters mitt ihren begehren giengen, auch respective annemmen
teten, und doch keine rechten schluß machten. I. H. G.: Sie woltten
nit underlaßen, dem herrn graffen von Trautmansdorff von allem parte zu
geben, und zweiffelten nit, er würde den punctum satisfactionis Suecicae
seinestheilß thuenlichen dingen nach gern befördern, auch der cron Franck-
reich gern mitt das meritum bey Gott und den menschen gönnen, daß sie
der catholischen religion mitt authoritate sua noch in den letsten beigestan-
den . Deren sich dan auch I. H. G. wegen dero ihr offters geschehener ver-
haißung und seine des comte d’Avaux löblichen eyffers halber versichert
haltten woltte. Darauff im auffstehen angezeigt, daß sie vernommen, daß
noch gestern der graff von Wittgenstein im nahmen Churbrandenburg
wegen dero stifft Minden die praetensiones zu behaubten sich understan-
den . Hierauff hatt der comte d’Avaux lachend I. H. G. getröstet, daß
er die Brandenburgische praetension zumaln nichts mehr achte, man soltte
das übrige, waß er itzo vertrawlich mitt I. H. G. gerehdet, dem graffen von
Trautmansdorff, damitt es ad effectum gebracht würde, communiciren und
sich versicheren, daß alßdan beßer mitt den sachen a parte Franckreich
auch sonsten würde fortzukommen sein. – Mitteilung des Gespräches an
Buschmann zur Unterrichtung Trauttmansdorffs und Volmars. – W bei
Wallenstein .
Leerodt bei W: Die Stadt Osnabrück sucht eine Versöhnung mit dem Kapi-
tel und wünscht für den Fall, daß der Frieden nicht zustande kommt, daß
ihr die Neutralität gestattet werde. W: Im ersten Punkt keine grund-
sätzliche Schwierigkeit, doch soll man der Stadt auch ihre häufigen An-
griffe gegen Bischof und Kapitel vorhalten. Es hette die stadt nun offt und
viellmahln amnistiam von underschidlichen ihren landfirsten, auch alberait
von dem iezigen und dem tumcapitul erlangt, aber allezeitt den bischoff,
dhombcapittull und kirchen noch gröber zugesetzet, sie müsten mitt der-
gleichen sachen dermaln ein end machen und ihrer pflicht, auch dem her-
kommen ein beßers gnügen laisten. Da beide Punkte von hoher importanz
und wichtigkeit, sollen sie dem Kapitel schriftlich zugestellt werden, damit
es mit ihm als Landesherrn darüber beraten kann.
W bei den Mainzern. Dank für die Deputation, Bericht über das Gespräch
mit d’Avaux. Mainzer: Trauttmansdorff hat der Deputation weitere
Bemühungen versprochen.
Deutz bei W: Ist vom Erzherzog und dem Halberstädter Kapitel zur
Wahrung der Interessen des Stiftes zusammen mit Giffen beauftragt wor-
den . Nachdem aber Trauttmansdorff Giffen sehr stark angegriffen hat und
man sieht, daß doch gantz keine rationes und remonstrationes platz finden,
ia sogar die interessati nicht einmahl wollen gehört, weniger der gebühr von
den Kaiserlichen und catolischen assistiert werden, will er in wenigen
Tagen wieder abreisen.