Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 II 5
1647 II 5
Dienstag W bei d’Avaux. Bitte um Unterstützung wegen
Osnabrück und Minden unter Hinweis auf die in Zusammenhang mit Ver-
den früher von den französischen Gesandten gegebenen Vertröstungen, daß
beide Stifter als gesichert gelten könnten, nachdem man den Schweden mit
offenem Widerstand gegen ihre Preisgabe gedroht habe. D’Avaux:
der catholischen religion interesse were ihme jederzeitt högst angelegen ge-
weßen . Zue deme woltte er in particulari gern I. H. G. zue dienen seine
affection bezeigen. Es were guett und ihme sehr lieb, daß der duc de Longe-
ville und er wegen desjenigen, was vorm jahr vorgangen, erinnert, woltte
sich deßen woll bedienen und darahn sein, daß man sich über ihnen und die
chron Franckreich nit zu beklagen haben soltte. Er hette letzmaln bey der
Brandenburgischen satisfaction den stifft Oßnabruck, derentwegen er lang
in beyweßen der 4 Hollendischen und 3 Churbrandenburgischen abgesand-
ten als eyfferiger Calvinisten allein disputiren müeßen, endlich deßen auß-
löschung und exemption mitt dießer seiner erklerung erhaltten, daß ihme
gleich gültt, ob sie einen anderen mediatoren in der mitt den Schwedischen
ratione Pomeraniae befangenen handlung erwehlen oder ihnen behaltten
woltten. Soltte er bleiben, so müßte man Oßnabruck alßbald außthuen,
woltten sie es aber nicht außthuen und einen andern mediatorn erwehlen, so
woltte er auch zur handlung kommen und ex professo wegen des stiffts
Oßnabruck sich opponiren und contradiciren. Darüber hetten sie einen ab-
tritt genommen und den stifft Oßnabruck fahren laßen. Es were aber bey
dießem contrasto wegen des stiffts Oßnabruck seine mainung nicht geweßen,
den stifft Minden ihnnen zu laßen, sondern eins nach dem andern herauß-
zuziehen . Der herr Salvius, allwoh er nun lange kendtschafft mitt gehabtt,
were kürtzlich noch bey ihme geweßen und sich quasi cum alteratione gegen
ihme beschwert, daß seine gegenwart und eyffer ihnen sehr schädlich, den
stifft Oßnabruck hette er auß der satisfaction gebracht, und wan er nicht
wehre, so woltten sie den stifft Minden woll darin behaltten. Hieraußen
kontte er nicht woll schließen, daß der Salvius auch den stifft Minden vor
eine verlohrene sach pro suis hieltte oder solchen zu erhaltten sich nicht
woll getrawte, massen er Avoix bei rettung des stift Osnabrug expresse ge-
sagt , das bei den Kaiserlichen und catholischen wegen Minden difficulteten
abgegeben wurde und er sich auch nit wurde darzu verstehen können. Und
mögte der herr canzler Buschman solches dem herrn graffen von Trautmans-
dorff mitt erster gelegenheit auch andeuten, damitt die Kayserliche desto
steiffer dabey hieltten, ihnnen auch zugleich versichern, daß er das seinige
getrewlich dabey thuen woltte. Die Churbrandenburgische, welchen er grosse
dienst bei den Schwedischen tractaten gethan (welches er in högstem ver-
trawen vermeldete), hetten ihnnen gleichsamb selbsten noch diser dagen umb
rhadt gefragt, ob sie auff des stiffts Minden praetension weiter bestehen könt-
ten , denen hett er aber solche remonstrationes gethan, daß sie sich damitt nicht
würden auffhaltten noch beharren. Es würden aber die Schwedische einen
newen praetendenten alß den herzogen von Mecklenburg wegen Wißmar
ad publicum bringen, dießem aber würde leichtlich zu begegnen sein und
seie nit zu achten. Und müßte man also darauff gedencken, wie der stifft
Minden contra protestantium praetensiones zue salviren, warzue er auch
seinestheils trewlich cooperiren wolle. Sonsten hette ihme der duc de Longe-
ville noch nichts wegen des stiffts Minden geschrieben, zweiffelsohne der
ursachen halber, weiln ihme sein guetter will, und daß gnugsamb in dießer
sachen bekand, und konte noch mit morgiger post folgen. I. H. G.: Sie
thetten sich seiner gueten affection erbietens und vor dießem beschehener
zusagh, der auch darauff erfolgter gueten würckung hochlich bedancken,
und würde bey solcher guetten intention sowohl bey Gott alß der gantzen
catholischen kirchen ein großes meritum haben. Von dem duc de Longeville
hetten sie das schreiben, damitt die sachen desto beßer di concerto giengen,
begehrt, nicht aber daß sie an seinem guetten eyffer einigen zweiffel het-
ten ; wie sie dan in fester zuversicht deßen ihme des stiffts Münster ambts
Wildshausen sach zue dem end auch recommendiren thetten, damitt selbiges
bey dem stifft erhaltten und die catholische religion auch cum insigni colle-
giata ecclesia nicht extinguirt werden mochten. Es ist auch hiebey die infor-
mation , wie es mitt dem processu des stiffts Bremen anförderung bewandt,
und waß es vor ein underscheid wegen anderer pfandschafft habe, vor-
bracht worden. Welches er woll auffgenohmmen und sein bestes bey
den sachen mitt dießem anhang zu thuen erbotten, daß er vermerckte, wie
daß die Schweden auff das ambtt Wildshaußen gar starck bestunden, wie
auch collationem praepositurae in eadem collegiata ratione ecclesiae Bre-
mensis praetendirten. Und nachdemaln die königin in Schweden die Fran-
zosische gesandte und einen jedwedden absonderlich schrifftlich ersucht
und auff des Gustavi recompens recommendirt, so stunde er in den gedan-
cken , alß wan die Schwedische das ambtt Wildshausen ihm Gustavo solches
zue überlaßen gedächten. I. H. G.: Die Schweden vermainten gleich-
samb einen gewönnenen process zu haben. Es weren aber alberaiths, daß
die sache noch anderst in camera zue instruiren und außzuführen sein
möchte, angedeutet. Die Kollation der Propstei Wildeshausen hat nie beim
Bremer Erzbischof gestanden, vielmehr wählt das Wildeshausener Kapitel
einen Bremer Domherrn, der vom Osnabrücker Bischof die Konfirmation
erhält. Die landesherrlichen Einkünfte betragen jährlich etwa 200 Reichs-
taler , so daß Münster eher noch Forderungen an Bremen hat. Das maiste,
was hierinnen a parte Münster zue besorgen, were dießes, daß nicht etwa
Sueci contra viam iuris bey ersehender glegenheit verfahren möchten. Und
weiln dan umb des ambts Wildshaußen andere zue den wapffen so bald
nicht greiffen würden, so würde der stifft Münster gleichwohl underdeßen
in größere gefahr gesetzet, so hette man das vertrawen zue ihme, er würde
alle besorgende unconvenientien verhüeten und beförderen helffen, daß dem
stifft Münster pro conservanda religione catholica ibidem das ambtt Wilds-
haußen ruhig gelaßen werd. Die cron Schweden bekehme so viell, daß sie
den Gustavum selbsten woll von dem ihrigen versehen und providiren
köntte, man müßte sie weiter nicht umb sich greiffen laßen. Comte
d’Avaux: Es were ihme sehr angenehmb, dieße weitere nachrichtung
ratione praepositurae und sonsten zu vernehmmen, und wan es seiner inten-
tion und gueten willen nach zu richten, so würden Ihre Churfürstliche
Durchlaucht und dero stifft Münster sich seines gueten willens zu erfrewen
haben. Die Schwedische würden etwas hochmühtig und giengen zimblich
weith, man müßte sich ihren weitaußsehenden vorhaben und praetensioni-
bus wiedersetzen. I. H. G.: Negst nachmaliger dancksag und recom-
mendation der sachen fragtten, ob man sich dan nicht einmahl eines frie-
densschlußes zu getrösten. Comte d’Avaux: Seinestheils köntte er woll
sagen und bezeugen, daß es Franckreich einen frieden zu haben ernst, wie
er dan deßhalb verschiedene schreiben und vom cardinal Mazzarini selbst
bey negster post bekommen. Wegen der Schweden, welche so gar große be-
gyrd bezeigten, viell an sich zue bringen, hette er ursachen zu zweiffelen
und underließe deßwegen nicht ihnnen zuzusprechen, wie auch in der-
gleichen dan bißweilen einige disgusti zwischen ihnen vorfielen, welche,
wie es zu geschehen pflegte, sich gleichwohl darnach zum besten schickten.
Es hetten die Schweden itzo der Frantzosen hülff noch nötig, soltten sie
aber noch ein jahr also glücklich kriegen, so würden sie auch endtlich nit
mehr nach ihnnen fragen. I. H. G.: Daß were eben dasjenig, waß sie
wollmeinentlich bey ihme und seinen herrn collegis öffters erinnert, daß
Franckreich, weiln es noch zeitt were, billich mitt auff sich zu mercken,
damitt es nicht darnach bey so weith gekommenen sachen sowoll mitt den
catholischen in Teutschland alß ihnnen selbsten gethan sein würde, wie dan
Franckreich bey allen übergelaßenen ertz- und stiffteren in Teutschland
mercklich consideratis bene omnibus mitt geschwechet und in gefahr
gesetzet würde. Wan man aber, wie er berichtet, in Franckreich den frieden
ernstlich begerte, so würde den volligen besorgenden undergang noch vor-
zukommen sein, und die Schweden, wan Franckreich nur woltte, bey so
ansehenlichen ihnnen beschehenen anerbieten den frieden woll schließen
müeßen. Soltte aber Franckreich noch lenger mitt seiner bey Schweden
gelttender authoritet einhaltten, so möchte selbige eben über ein jahr nicht
mehr so gülttig sein, daher es woll zu wunschen, daß man in dem cabonett
zue Paryß mitt einem rechten ernst und eyffer, den frieden zue befördern,
determiniren und anbefehlen thette. Comte d’Avaux darauff lachend
sagtte, daß man in dem cabonett zue Paryß auch frieden begerte. Er müßte
aber in conscientia bekennen, daß er woll etwas mehr eyffers dabey deside-
rirte , wie er dan offters zue dem end necessitatem christianitatis cum
damno catholicorum in Germania remonstrirte. Bey den tractaten ermang-
lete es auch etzlichen an dem eyffer, seinestheilß triebe er aber an allen
ortten ahn, wie er dan cum iure quaesito armorum gleichwoll in den postu-
latis eine billigkeit mitt gerne gebraucht sähe, hette der ursachen halber,
daß den österreichischen herrn zue Inspruck ein solche ansehenliche sumb
gelds zu erlagen, sich bemuhet und gleichsamb Austriacum zue sein bezei-
get , da er doch seiner dienst halber nun 20 jahr gegen daßelbe ertzhauß
negociirt. Bey dießer seiner guetten intention iustitiae et aequitatis woltte er
continuiren. I. H. G.: Der bey ietzigen der christenheit necessitet und des
Türcken starcker motion den frieden under den christlichen potentaten
beförderte, verrichtete woll ein recht christliches werck. Darauff fragend,
ob auch des comte Servients negociation im Haag dem frieden behinderlich
sein würde? Comte d’Avaux: Er vermainte nicht, daß seine negocia-
tion den ietzigen Oßnabruckischen tractaten hinderlich sein soltte, die
Spanische zugen ihrestheils die sachen zu lang auff und vermainten, indeme
sie mitt den Generallstaaden ihre sach etwas weiters gebracht, die Fran-
zosische müßten per modum appendicis gleichsamb folgen. Da würden sie
sich aber schändlich betrogen finden, dan Franckreich ehe alle extrema
würde tentiren und vorgehen, bevor einen solchen schmalieflecken sich
würde anhencken laßen. Zurückweisung des Vorwurfs, Frankreich
verzögere die Herausgabe seiner Artikel, vielmehr wollen die Spanier sich
wegen Piombino und Porto Longone nicht erklären. Keine Unterstützung
Spaniens durch Österreich nach Friedensschluß in Deutschland. W: Es
were hohe zeitt, wie er selbsten alß ein eyffriger catholischer christ bey sich
gnugsamb erkennen köntte, daß alle christliche potentaten under sich fried
mächten. Und weiln es spath worden, auch I. H. G. dießen letzten discurs
ratione subsidii Austriaci viell itzo zue rüttelen oder zue disputiren nicht
dienlich erachtet, haben sie nochmaln ihrer stiffter Oßnabruck und Minden
sach bester maßen recommendirt. Comte d’Avaux: Er woltte seinem
vorigen erbieten trewlich nachkommen, und weiln die protestantes auch
dem stifft Minden starck zusetzen würden, alß were guett, daß man die
Chursaxische in dießer sach, welche, wie er verspürte, in puncto grava-
minum moderata consilia führeten, gewinnen möchte, und müßte man
quoad religionem einen suavem und glinden modum vornehmmen, die
leuthe allgemach zu gewinnen. I. H. G.: Sie hetten zue Minden bey
ihrer regierung das geringste in religione nicht geendert. Zue Oßnabruck
hette der cardinal sehlig von Zolleren den anfangh gemacht, deme sie tan-
quam verus pastor nachgefolget, wie sie dan ihme vor dießem parte geben,
was es in particulari vor eine beschaffenheit mitt der stadt Oßnabruck und
darin begriffener pfarrkirchen.
Lamberg/Krane bei W. Mitteilung eines Extraktes der heutigen schwedi-
schen Resolution
Anlage 46 (Schwedische Satisfaktionsartikel, 1. Schwedisches Projekt 1647 II 5, Aus-
zug ): fehlt; Druck: J. G. Meiern IV S. 312 –319.
, in der Minden für Mecklenburg und Wildeshausen für
Bremen gefordert wird. W: Verweis auf die Gespräche mit Trautt-
mansdorff und d’Avaux, letzterer hat die bestendige wiedersprechung in
causa Mindensi von den herrn Kayserlichen nötig zu sein erachtet, und sich
zu einem gleichen erbotten, wegen des ambts Wildshaußen auch alle guete
officia zu thuen erklehrt. Caesareani: Wegen des stiffts Minden ver-
mainten sie, würde man mitt Mecklenburg so viell nicht zu thuen bekom-
men , wie sie dan ihrestheilß gar gern vernehmen, daß alberaits I. H. G.
sowohl dero stiffts alß ambts Wildshaußen halber mitt dem comte
d’Avaux gerehdet und solche resolution von ihme bekommen. Dem ambte
Wildshaußen trachteten die Schwedische gar starck nach, und weiln gleich-
samb pro remedienda vexa endtlich wegen erlagung einer sumb gelds a
parte Münster ein vorschlag geschehen köntte, so were nöttig, weiln man
ietzo gleichsamb in den tractaten befangen, sich wegen einer gewißen aner-
bietlichen sumb zu erkleren. I. H. G.: Sie hetten ratione summae certae
von den Münsterischen noch die eigentliche erklerung nicht empfangen. Ex
statu aber des ambts, wie sie es sowohl dem herrn graffen von Trautmans-
dorff alß comte d’Avaux explicirt und ihnnen itzo auch vor augen gestel-
let , würden sie leichtlich erachten konnen, daß den stifft Münster bey
seinen rechten und langer possession, auch geringen einkombsten mitt einer
hohen sumb geldes zu beschweren der billigkeitt zuewieder sein woltte. Sie
woltten nicht underlaßen, die Münsterische hievon zue advisiren und die
einkommendt erklerung wißen laßen. Man hette tam ratione religionis
quam status publici woll a parte Caesaris ein sonderlichs absehen auff das
ambt Wildshausen zu machen, wie dan solches mitt mehrerm ihnnen remon-
strirt , sie auch ihrestheilß solches woll apprehendirt und in acht zu nehm-
men erbotten.
Osnabrück und Minden unter Hinweis auf die in Zusammenhang mit Ver-
den früher von den französischen Gesandten gegebenen Vertröstungen, daß
beide Stifter als gesichert gelten könnten, nachdem man den Schweden mit
offenem Widerstand gegen ihre Preisgabe gedroht habe. D’Avaux:
der catholischen religion interesse were ihme jederzeitt högst angelegen ge-
weßen . Zue deme woltte er in particulari gern I. H. G. zue dienen seine
affection bezeigen. Es were guett und ihme sehr lieb, daß der duc de Longe-
ville und er wegen desjenigen, was vorm jahr vorgangen, erinnert, woltte
sich deßen woll bedienen und darahn sein, daß man sich über ihnen und die
chron Franckreich nit zu beklagen haben soltte. Er hette letzmaln bey der
Brandenburgischen satisfaction den stifft Oßnabruck, derentwegen er lang
in beyweßen der 4 Hollendischen und 3 Churbrandenburgischen abgesand-
ten als eyfferiger Calvinisten allein disputiren müeßen, endlich deßen auß-
löschung und exemption mitt dießer seiner erklerung erhaltten, daß ihme
gleich gültt, ob sie einen anderen mediatoren in der mitt den Schwedischen
ratione Pomeraniae befangenen handlung erwehlen oder ihnen behaltten
woltten. Soltte er bleiben, so müßte man Oßnabruck alßbald außthuen,
woltten sie es aber nicht außthuen und einen andern mediatorn erwehlen, so
woltte er auch zur handlung kommen und ex professo wegen des stiffts
Oßnabruck sich opponiren und contradiciren. Darüber hetten sie einen ab-
tritt genommen und den stifft Oßnabruck fahren laßen. Es were aber bey
dießem contrasto wegen des stiffts Oßnabruck seine mainung nicht geweßen,
den stifft Minden ihnnen zu laßen, sondern eins nach dem andern herauß-
zuziehen . Der herr Salvius, allwoh er nun lange kendtschafft mitt gehabtt,
were kürtzlich noch bey ihme geweßen und sich quasi cum alteratione gegen
ihme beschwert, daß seine gegenwart und eyffer ihnen sehr schädlich, den
stifft Oßnabruck hette er auß der satisfaction gebracht, und wan er nicht
wehre, so woltten sie den stifft Minden woll darin behaltten. Hieraußen
kontte er nicht woll schließen, daß der Salvius auch den stifft Minden vor
eine verlohrene sach pro suis hieltte oder solchen zu erhaltten sich nicht
woll getrawte, massen er Avoix bei rettung des stift Osnabrug expresse ge-
sagt , das bei den Kaiserlichen und catholischen wegen Minden difficulteten
abgegeben wurde und er sich auch nit wurde darzu verstehen können. Und
mögte der herr canzler Buschman solches dem herrn graffen von Trautmans-
dorff mitt erster gelegenheit auch andeuten, damitt die Kayserliche desto
steiffer dabey hieltten, ihnnen auch zugleich versichern, daß er das seinige
getrewlich dabey thuen woltte. Die Churbrandenburgische, welchen er grosse
dienst bei den Schwedischen tractaten gethan (welches er in högstem ver-
trawen vermeldete), hetten ihnnen gleichsamb selbsten noch diser dagen umb
rhadt gefragt, ob sie auff des stiffts Minden praetension weiter bestehen könt-
ten , denen hett er aber solche remonstrationes gethan, daß sie sich damitt nicht
würden auffhaltten noch beharren. Es würden aber die Schwedische einen
newen praetendenten alß den herzogen von Mecklenburg wegen Wißmar
ad publicum bringen, dießem aber würde leichtlich zu begegnen sein und
seie nit zu achten. Und müßte man also darauff gedencken, wie der stifft
Minden contra protestantium praetensiones zue salviren, warzue er auch
seinestheils trewlich cooperiren wolle. Sonsten hette ihme der duc de Longe-
ville noch nichts wegen des stiffts Minden geschrieben, zweiffelsohne der
ursachen halber, weiln ihme sein guetter will, und daß gnugsamb in dießer
sachen bekand, und konte noch mit morgiger post folgen. I. H. G.: Sie
thetten sich seiner gueten affection erbietens und vor dießem beschehener
zusagh, der auch darauff erfolgter gueten würckung hochlich bedancken,
und würde bey solcher guetten intention sowohl bey Gott alß der gantzen
catholischen kirchen ein großes meritum haben. Von dem duc de Longeville
hetten sie das schreiben, damitt die sachen desto beßer di concerto giengen,
begehrt, nicht aber daß sie an seinem guetten eyffer einigen zweiffel het-
ten ; wie sie dan in fester zuversicht deßen ihme des stiffts Münster ambts
Wildshausen sach zue dem end auch recommendiren thetten, damitt selbiges
bey dem stifft erhaltten und die catholische religion auch cum insigni colle-
giata ecclesia nicht extinguirt werden mochten. Es ist auch hiebey die infor-
mation , wie es mitt dem processu des stiffts Bremen anförderung bewandt,
und waß es vor ein underscheid wegen anderer pfandschafft habe, vor-
bracht worden. Welches er woll auffgenohmmen und sein bestes bey
den sachen mitt dießem anhang zu thuen erbotten, daß er vermerckte, wie
daß die Schweden auff das ambtt Wildshaußen gar starck bestunden, wie
auch collationem praepositurae in eadem collegiata ratione ecclesiae Bre-
mensis praetendirten. Und nachdemaln die königin in Schweden die Fran-
zosische gesandte und einen jedwedden absonderlich schrifftlich ersucht
und auff des Gustavi recompens recommendirt, so stunde er in den gedan-
cken , alß wan die Schwedische das ambtt Wildshausen ihm Gustavo solches
zue überlaßen gedächten. I. H. G.: Die Schweden vermainten gleich-
samb einen gewönnenen process zu haben. Es weren aber alberaiths, daß
die sache noch anderst in camera zue instruiren und außzuführen sein
möchte, angedeutet. Die Kollation der Propstei Wildeshausen hat nie beim
Bremer Erzbischof gestanden, vielmehr wählt das Wildeshausener Kapitel
einen Bremer Domherrn, der vom Osnabrücker Bischof die Konfirmation
erhält. Die landesherrlichen Einkünfte betragen jährlich etwa 200 Reichs-
taler , so daß Münster eher noch Forderungen an Bremen hat. Das maiste,
was hierinnen a parte Münster zue besorgen, were dießes, daß nicht etwa
Sueci contra viam iuris bey ersehender glegenheit verfahren möchten. Und
weiln dan umb des ambts Wildshaußen andere zue den wapffen so bald
nicht greiffen würden, so würde der stifft Münster gleichwohl underdeßen
in größere gefahr gesetzet, so hette man das vertrawen zue ihme, er würde
alle besorgende unconvenientien verhüeten und beförderen helffen, daß dem
stifft Münster pro conservanda religione catholica ibidem das ambtt Wilds-
haußen ruhig gelaßen werd. Die cron Schweden bekehme so viell, daß sie
den Gustavum selbsten woll von dem ihrigen versehen und providiren
köntte, man müßte sie weiter nicht umb sich greiffen laßen. Comte
d’Avaux: Es were ihme sehr angenehmb, dieße weitere nachrichtung
ratione praepositurae und sonsten zu vernehmmen, und wan es seiner inten-
tion und gueten willen nach zu richten, so würden Ihre Churfürstliche
Durchlaucht und dero stifft Münster sich seines gueten willens zu erfrewen
haben. Die Schwedische würden etwas hochmühtig und giengen zimblich
weith, man müßte sich ihren weitaußsehenden vorhaben und praetensioni-
bus wiedersetzen. I. H. G.: Negst nachmaliger dancksag und recom-
mendation der sachen fragtten, ob man sich dan nicht einmahl eines frie-
densschlußes zu getrösten. Comte d’Avaux: Seinestheils köntte er woll
sagen und bezeugen, daß es Franckreich einen frieden zu haben ernst, wie
er dan deßhalb verschiedene schreiben und vom cardinal Mazzarini selbst
bey negster post bekommen. Wegen der Schweden, welche so gar große be-
gyrd bezeigten, viell an sich zue bringen, hette er ursachen zu zweiffelen
und underließe deßwegen nicht ihnnen zuzusprechen, wie auch in der-
gleichen dan bißweilen einige disgusti zwischen ihnen vorfielen, welche,
wie es zu geschehen pflegte, sich gleichwohl darnach zum besten schickten.
Es hetten die Schweden itzo der Frantzosen hülff noch nötig, soltten sie
aber noch ein jahr also glücklich kriegen, so würden sie auch endtlich nit
mehr nach ihnnen fragen. I. H. G.: Daß were eben dasjenig, waß sie
wollmeinentlich bey ihme und seinen herrn collegis öffters erinnert, daß
Franckreich, weiln es noch zeitt were, billich mitt auff sich zu mercken,
damitt es nicht darnach bey so weith gekommenen sachen sowoll mitt den
catholischen in Teutschland alß ihnnen selbsten gethan sein würde, wie dan
Franckreich bey allen übergelaßenen ertz- und stiffteren in Teutschland
mercklich consideratis bene omnibus mitt geschwechet und in gefahr
gesetzet würde. Wan man aber, wie er berichtet, in Franckreich den frieden
ernstlich begerte, so würde den volligen besorgenden undergang noch vor-
zukommen sein, und die Schweden, wan Franckreich nur woltte, bey so
ansehenlichen ihnnen beschehenen anerbieten den frieden woll schließen
müeßen. Soltte aber Franckreich noch lenger mitt seiner bey Schweden
gelttender authoritet einhaltten, so möchte selbige eben über ein jahr nicht
mehr so gülttig sein, daher es woll zu wunschen, daß man in dem cabonett
zue Paryß mitt einem rechten ernst und eyffer, den frieden zue befördern,
determiniren und anbefehlen thette. Comte d’Avaux darauff lachend
sagtte, daß man in dem cabonett zue Paryß auch frieden begerte. Er müßte
aber in conscientia bekennen, daß er woll etwas mehr eyffers dabey deside-
rirte , wie er dan offters zue dem end necessitatem christianitatis cum
damno catholicorum in Germania remonstrirte. Bey den tractaten ermang-
lete es auch etzlichen an dem eyffer, seinestheilß triebe er aber an allen
ortten ahn, wie er dan cum iure quaesito armorum gleichwoll in den postu-
latis eine billigkeit mitt gerne gebraucht sähe, hette der ursachen halber,
daß den österreichischen herrn zue Inspruck ein solche ansehenliche sumb
gelds zu erlagen, sich bemuhet und gleichsamb Austriacum zue sein bezei-
get , da er doch seiner dienst halber nun 20 jahr gegen daßelbe ertzhauß
negociirt. Bey dießer seiner guetten intention iustitiae et aequitatis woltte er
continuiren. I. H. G.: Der bey ietzigen der christenheit necessitet und des
Türcken starcker motion den frieden under den christlichen potentaten
beförderte, verrichtete woll ein recht christliches werck. Darauff fragend,
ob auch des comte Servients negociation im Haag dem frieden behinderlich
sein würde? Comte d’Avaux: Er vermainte nicht, daß seine negocia-
tion den ietzigen Oßnabruckischen tractaten hinderlich sein soltte, die
Spanische zugen ihrestheils die sachen zu lang auff und vermainten, indeme
sie mitt den Generallstaaden ihre sach etwas weiters gebracht, die Fran-
zosische müßten per modum appendicis gleichsamb folgen. Da würden sie
sich aber schändlich betrogen finden, dan Franckreich ehe alle extrema
würde tentiren und vorgehen, bevor einen solchen schmalieflecken sich
würde anhencken laßen. Zurückweisung des Vorwurfs, Frankreich
verzögere die Herausgabe seiner Artikel, vielmehr wollen die Spanier sich
wegen Piombino und Porto Longone nicht erklären. Keine Unterstützung
Spaniens durch Österreich nach Friedensschluß in Deutschland. W: Es
were hohe zeitt, wie er selbsten alß ein eyffriger catholischer christ bey sich
gnugsamb erkennen köntte, daß alle christliche potentaten under sich fried
mächten. Und weiln es spath worden, auch I. H. G. dießen letzten discurs
ratione subsidii Austriaci viell itzo zue rüttelen oder zue disputiren nicht
dienlich erachtet, haben sie nochmaln ihrer stiffter Oßnabruck und Minden
sach bester maßen recommendirt. Comte d’Avaux: Er woltte seinem
vorigen erbieten trewlich nachkommen, und weiln die protestantes auch
dem stifft Minden starck zusetzen würden, alß were guett, daß man die
Chursaxische in dießer sach, welche, wie er verspürte, in puncto grava-
minum moderata consilia führeten, gewinnen möchte, und müßte man
quoad religionem einen suavem und glinden modum vornehmmen, die
leuthe allgemach zu gewinnen. I. H. G.: Sie hetten zue Minden bey
ihrer regierung das geringste in religione nicht geendert. Zue Oßnabruck
hette der cardinal sehlig von Zolleren den anfangh gemacht, deme sie tan-
quam verus pastor nachgefolget, wie sie dan ihme vor dießem parte geben,
was es in particulari vor eine beschaffenheit mitt der stadt Oßnabruck und
darin begriffener pfarrkirchen.
Lamberg/Krane bei W. Mitteilung eines Extraktes der heutigen schwedi-
schen Resolution
Anlage 46 (Schwedische Satisfaktionsartikel, 1. Schwedisches Projekt 1647 II 5, Aus-
zug ): fehlt; Druck: J. G. Meiern IV S. 312 –319.
Bremen gefordert wird. W: Verweis auf die Gespräche mit Trautt-
mansdorff und d’Avaux, letzterer hat die bestendige wiedersprechung in
causa Mindensi von den herrn Kayserlichen nötig zu sein erachtet, und sich
zu einem gleichen erbotten, wegen des ambts Wildshaußen auch alle guete
officia zu thuen erklehrt. Caesareani: Wegen des stiffts Minden ver-
mainten sie, würde man mitt Mecklenburg so viell nicht zu thuen bekom-
men , wie sie dan ihrestheilß gar gern vernehmen, daß alberaits I. H. G.
sowohl dero stiffts alß ambts Wildshaußen halber mitt dem comte
d’Avaux gerehdet und solche resolution von ihme bekommen. Dem ambte
Wildshaußen trachteten die Schwedische gar starck nach, und weiln gleich-
samb pro remedienda vexa endtlich wegen erlagung einer sumb gelds a
parte Münster ein vorschlag geschehen köntte, so were nöttig, weiln man
ietzo gleichsamb in den tractaten befangen, sich wegen einer gewißen aner-
bietlichen sumb zu erkleren. I. H. G.: Sie hetten ratione summae certae
von den Münsterischen noch die eigentliche erklerung nicht empfangen. Ex
statu aber des ambts, wie sie es sowohl dem herrn graffen von Trautmans-
dorff alß comte d’Avaux explicirt und ihnnen itzo auch vor augen gestel-
let , würden sie leichtlich erachten konnen, daß den stifft Münster bey
seinen rechten und langer possession, auch geringen einkombsten mitt einer
hohen sumb geldes zu beschweren der billigkeitt zuewieder sein woltte. Sie
woltten nicht underlaßen, die Münsterische hievon zue advisiren und die
einkommendt erklerung wißen laßen. Man hette tam ratione religionis
quam status publici woll a parte Caesaris ein sonderlichs absehen auff das
ambt Wildshausen zu machen, wie dan solches mitt mehrerm ihnnen remon-
strirt , sie auch ihrestheilß solches woll apprehendirt und in acht zu nehm-
men erbotten.