Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
191. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Februar 25
–/ 191 /–
Münster 1644 Februar 25
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 78–79’, PS fol. 82, praes. 1644 März 9 =
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 II nr. 177 fol. 48–49’.
Drängen der Spanier auf Übergabe des Protestes gegen das Ausbleiben der französischen Gesandten.
Von Eur Kayserlichen Mayestät seint uns bei diser ordinari kheine schrei-
ben einkhommen, und ist dato auch alhie von der Franzößischen pleni-
potentiarien ankonfft einige nachricht nit verhanden, sondern aus dem
beyschluß nr. 1 zu vernemmen, das sie noch im Haag verharren und gleich-
wol mit haltung stattlicher banqueten die erwöhnung machen, das sie mit
eheistem von dort abzureisen bedacht sein möchten.
Es haben uns aber gestriges tags die königlich Spanische gesandten vorge-
tragen , wie das inen von gueten ortten bericht gethan worden, das sich
besagter Franzosen ankhonfft noch lange zeit verweilen werde, inmitlst der
monsieur Servient wol eheist seinen weeg widerumb nach Pariß nemmen
derffte, weiln er sich mit dem conte d’Avaux, wie vorgeben werde, nit wol
betragen khöndt. So welle zugleich verlauten, das diser alßdann sich nit
hieher, sonder nacher Hamburg zu verfüegen bevelcht sein solle, sonder
allen zweifel, umb von daselbst aus zu versuechen, ob durch einige vermitt-
lung daß Dennemarckhische unweesen möchte beygelegt werden khönden.
Seitemalen aber dergleichen beginnen und so langwüriger aufhalt ie denn
praeliminarhandlungen schnurstrakhs endtgegen und zuwider, zumalen
sowol Eur Kayserlichen Mayestät als auch irem gnedigisten könig und
herrn zu nit geringer verschimpfung geraichen thüe, wo man deme also
ferrer stillschweigendt zusechen und sich einiger andung nit vernemmen
lassen solte, als heten sie keinen umbgang nemmen khönden, mit uns
hierüber vertraülich zu communicieren, ob nit die vor disem vorgehabte
und verfaste beschwerdtschrifften
Siehe [ nr. 140,1 ] und [ 2 ] .
möchten angebracht werden, oder, wofern wir dessen ohne Eur Kayser-
lichen Mayestät bevelch bedenckhens tragen theten, das dieselbe von uns
wenigist widerumb allerundterthenigist erinnert und solche andung eint-
weder nach innhalt überschickhter concepten oder wie es deroselben sonst
gefällig sein möchte, nunmehr ohne lengern anstandt fürgehen zu lassen,
eingerathen werden solte. Sie irestheils hielten darfür, das, wann die Fran-
zosen sich auf vernemmung dessen alhie einstellen theten, das menigelich
erachten wurde, sie weren durch solche von Eur Kayserlichen Mayestät
gefaste resolution darzu bewegt worden. Solten sie aber nit khommen,
sondern ferrer außbleiben, so wurde doch meniglich erkhennen mögen, das
es an seiten Eur Kayserlichen Mayestät und der cron Hispanien nit ge-
manglet , sondern aller unglimpf uf den Franzosen ersizen bleiben.
Wir haben inen darauf geandtworttet, das wir von solchen particulariteten,
ausser was aus obberüerter aus dem Haag und iungster unser relation aus
Paris beygeschlossener zeittung zu vernemmen wer, keine nachricht hetten,
khöndten zwar wol erachten, das mehrberüerte Franzößische plenipoten-
tiarii ohne vorgehende accommodation deß Dennemarckhischen weesens
sich nit gern alhie einfinden oder in einige fridenstractaten mit Eur Kayser-
lichen Mayestät und Hispanien einlassen und daher vorderist, allerhandt
mitel zu jener accommodation zu suechen, understehen werden. Wiewol
aber solcher langwürige und unfreundliche aufhalt billich hoch zu empfinden,
so wolt uns doch ohne Eur Kayserlichen Mayestät gemessenen bevelch,
dessentwegen bey dem Venetianischen ambassator einige andung anzu-
bringen nit gebüren, seitemaln dieselbe sich in irem von 19. Januarii dessent-
wegen an uns abgangnem andtwortschreiben
Vgl. [ S. 255 Anm. 1 ] .
sie, was khönfftig die coniuncturen an handt geben und leiden möchten,
betrachten und uns zu seiner zeit anfüegen lassen wolten, allermassen wir
inen, Spanischen, solche resolution schon hievor communiciert hetten.
Wolten iedoch nit ermanglen, diß ir erinneren Eur Kayserlichen Mayestät
bey innstehender ordinari gehorsamist zu referieren und dero ferrern aller-
genedigisten bevelchs zu erwartten. Dessen sie also zufriden gewesen und
weiter angedeüttet, sie heten sich hierüber bey dem herrn gubernatorn der
Niderlanden, don Francisco de Mello, bescheidts erholt, der es an seinem
orth nit unrathsamb befinden thet und an iren überschickhten vergriff khein
bedenckhens hete, iedoch mit disem anhang, das sie dißortts ohne unser
zuthuen und miteinstimmen nichts vornemmen solten. Stehet also dahin,
was Eur Kayserliche Mayestät uns hierüber allergenedigist zu bevelchen
gefallen würdet. Wir haben sonst auch von dem Venetianischen ambassator
nit vernemmen mögen, das er von der Franzosen abraiß aus dem Haag und
vorhabender alherkhonfft einige nachricht empfangen hab, sondern das er
sich diser procedur vilmehr selbst nit wenig beschweren thüe. – Hinweis
auf Beilage 2.
PS Übersenden nach Ausfertigung der Relation gekommene Nachrichten aus Paris
in abschrifften numeris 3, 4.
1, 3 und 4 fehlen.