Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 XI 7

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1646 XI 7
Mittwoch Mitwoch, den 7. huius, hatt der Salvius bei Ihr Excel-
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lentz, herrn obristhofmeister, audientz gehabt, zwar absentibus domino comi-
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te a Nassau et me, sie haben unß aber baldt nach seinem abgang referirt, waß
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seine discurs gewesen: nemblich recapitulatio priorum in puncto satisfac-
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tionis, 2. amnestiae, 3. autonomiae, 4. grauaminum, 5. dimissione [!] militiae.
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Er erwartte deß Oxenstiern, alsdann wolten sie ad tractatus schreitten. Stettin
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wolten sie nit zurukhlassen, argumentirn mit Preysach und den Franzosen,
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wollen nit deterioris conditionis sein. Beclagte sich ob deß churfürsten von
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Brandenburg schlechter resolution.

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Nach seinem abschied seind die Saxen Aldenburgischen und Weimarischen
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deputati

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Vertreter Sachsen-Weimars war der gothaische Rat Dr. Georg Achaz Heher (1601–1667).
vor unß erschienen, condolirten erstens Ihr Excellentz wegen ihrer
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indisposition, sodann erbietten, wa inen waß an handt gegeben, dardurch
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das fridenswerkh befürdert werden köndt, daß sie gern dabei cooperirn
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wolten. Responsum cum gratiarum actione und daß sie gar wol gethan, das
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sie sich allher begeben, und stüende ja nit wenig an deme, daß die stände in
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puncto grauaminum miteinander verglichen werden möchten. Wafern sie
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nun der billicheit sich nähern, werde man auch Kayserlicherseits an müg-
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lichstem zuthuen nichts erwinden lassen. Ihr Excellentz prosequirten die
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antwortt weiter und sagten, man hette sich am 12. Julii nechsthien mit
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solchen mittlen catholischentheils heraußgelassen, daß man ja nichts anders
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hoffen könden, dan es wurdens die protestierenden mit dankh annemmen
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und darauff zum schluss tretten. Aldenburg, es wer eben noch ein starkher
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punct umb erhaltung der gwissensfreyheit.

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Ihr Excellentz, waß die autonomi anlangte, da könde einmal nichts nach-
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geben werden, man wisse wol, daß dißortts am mehisten auff die Kayser-
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liche erblande gezihlt werde. Es werden aber Ihr Maiestät einmal nit wei-
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chen. Diejenige, die es antreffe, hetten dises begehrens gar kein ursach,
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dann inen wer in Hungarn und Schlesien noch platz gnug übrig, allwo sie
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sich niederlassen könden. Ihr Maiestät wollen nit hoffen, daß man den krieg
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derentwegen gegen ihr füeren noch die protestierenden ihnen solches mit
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den waaffen abzenöthigen gemeint sein werden, wie sich etwan einer ver-
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lautten lassen, man hette 100 jahr in cathedra et scholis darumb disputirt,
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nun wer es zu den waaffen kommen und müeßte darmit außgemacht werden.
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Aldenburg replicabat, sie begehrten diß nit ze thuen, sondern allein ze pitten;
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dise reden weren bei einer deputation an die Kayserlichen zu Oßnabrukh
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dem Lampadio entfallen, aber nit in disen terminis gemeint worden, derent-
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wegen sie ze pitten, man wolts in ungleichem nit auffnemmen. Ihr Excellentz
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antwortten, sie hetten daß ihrig gethan und köndte von ihren religions-
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genossen inen kein saumbsal zugemessen werden. Es müeßt aber dermaln
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auch ein ende dran gemacht werden, den es bleiben Ihr Kayserliche Maiestät
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uff einmal gefaßter resolution und werden sich weiter nit treiben lassen.
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Ita dimissi.

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Eodem vormittag waren auch die ordinari deputati von allen dreyen reichs-
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räthen vor unß erschienen mit anzeig, daß wegen von den Churbranden-
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burgischen gesandten begehrter intercession ad Suecos geschlossen worden,
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von unß zu vernemmen, in quo statu es mit der Schwedischen satisfaction
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bestüende, als weren die stände nit ungenaigt, solche intercession zu werkh
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zu setzen. Darauff ist inen daßjenig vorgehalten worden, waß hienechstvor
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durch die mediatores ad instantiam Gallorum an unß gebracht, mit ersue-
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chen, es wolte ein churfürstliches collegium sich darüber entschliessen.
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Inmittelst würde gleichwol mit berüertter intercession noch einzehalten sein.

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