Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 VII 14

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1645 VII 14
Freitag Freytags, den 14. huius, würdt in unserm und der
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Kayserlichen zu Oßnabrukh gesambtem namen ein relation ad Caesarem
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über die mit denn churfürstlichen zu Lengerich gehaltne conferentz cum
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extractu Maintzischen protocolli abgeferttigt [ 730].

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Eodem anttwortten wir uff Ihr Maiestät recepisse de 28. Junii und beziehen
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unß im übrigen uff die vorgehend sambtliche relation [ 731].

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Eodem referirn wir ad Caesarem per extractum protocolli, waß sich wegen
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des Longavilla pretendirter altezza und darauff dessen ungeacht gegen dem
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conte Peneranda verrichter visita verloffen, mit communication des Franzö-
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sischen vor die churfürstliche durchlaucht in Saxen ertheilten pass [ 732].

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Eodem überschikhen wir an herrn churfürsten auß Saxen den Französischen
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pass in originali [ 733].

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Eodem respondiren wir dem duca Savelli per modum recepisse [ 734].

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Eodem schikhen wir den zu Oßnabrukh die communicirte relationes ad
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Caesarem wider zurukh, und weil die Schweden einen pass vor denn chur-
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fürsten von Saxen ze geben sich difficultirt, schreiben wir underschiedliche
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rationes, dardurch sie zur willfahr bewegt werden sollen [ 735].

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37 Eodem] am Rande: Mediatores wegen von denn Franzosen abgeschlagnen armistitii.
Eodem nachmittags haben sich beede herren mediatores bei unß eingestellt
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und angezeigt, wie daß sie in ihrer gegen dem duca di Longavilla verrichter

[p. 396] [scan. 444]


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visita, in wolcher sie zwar mit ime anderst nit dann in tertia persona sine
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praedicato d’altezza et d’excellenza mit ime geredt, erinnerung gethan,
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nachdem sie hieuor bei empfahung der Französischen proposition denn an-
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dern seinen collegis vorgehalten, daß man nunmehr allerseits sich auff einen
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anstandt der waaffen resolvirn solt, darmit nit etwan durch ein und ander-
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seits erfolgende verenderung die tractatus pacis newerdingen schwerer
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gemacht würden, auch solchen vorschlag folgendts denn Kayserlichen und
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Spanischen gesandten bei überliferung angeregter proposition ebenmässig
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representirt und selbige nit sonders ungenaigt darzu befunden, daß sie nit
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zweifflen wolten, es werde ime, hertzogen, hiervon allberait parte gegeben
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und nunmehr ein resolution gefaßt worden sein, mit einfüerung under-
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schiedlicher motivi, warumb gleichwol die cron Frankreich solches mittel
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nit gentzlich solte außschlagen. Sie hetten aber dazumaln kein andere resolu-
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tion erhalten, als daß er mit seinen collegis sich hierüber bedenkhen wolte,
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und wurde die nothurfft erfordern, vordrist auch ihre confaederatos darüber
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zu vernemmen. Als er aber inen, mediatorn, vergangen mittwochs, den 12.
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huius, die revisita erstattet, hette er diser suspension halber sich dergestalten
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erclärt: Er und seine collegae hetten nichts underlassen, der sachen mit fleiß
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nachzedenkhen und mit ihren collegatis darvon ze communiciren, die wolten
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sich aber hierzu keinesweegs verstehen, sondern werend mit inen so weit
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gleicher meinung, daß ein solche suspension vil schwerer als der friden selbst
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ze schliessen und nur die fridenshandlungen verlängern würde, were auch
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sonder zweifel von ihrem gegentheil nur dahien angesehen, daß sie dardurch
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möchten entschläfft und ihrem feindt ein mehrer vortel an die handt gespilt
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werden. Sie weren intentionirt, einen friden und keinen anstandt ze machen.
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Man solte sich in denn fridenstractaten befürdern, daß wolten sie ihres ortts
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auch thuen. Zu einigem andern mittel aber köndten und wolten sie sich nit
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verstehen.

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Wir haben auff dise anzeig geantworttet, daß wir unß ihrer übernomme-
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nen müehwaltung bedankhen theten, müeßten es der Franzosen erclär-
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ung halber an sein ortt gestellt sein lassen und die sach Gott bevehlen.
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Könde villeicht so baldt die Franzosen als Ihr Kayserliche Maiestät und dero
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zugewandte der rewkauff ankommen. Ihr Kayserliche Maiestät hetten biß da-
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her in allem erwisen, daß sie an ihrem ortt nichts erwinden liessend, waß zu
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fürderlicher widerbringung einigen ruehstandts hette dienstlich sein mögen,
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und wurde dero auch nit entgegen geweßt sein, uff billiche und leidenliche
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conditiones einen anstandt der waaffen handlen ze lassen. Nun aber köndten
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die herren mediatores selbst iudicirn, daß es die Franzosen und dero anhän-
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gere allerdings auff die spitze der waaffen gestellt hetten. Wir zweiffelten
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dahero nit, es werden die Päpstliche Heyligkheit wie zugleich die republica
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zu Venedig reifflich bedenkhen, waß in der sachen ze thuen sein möchte.
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Nach disem haben die herren mediatores auch von mir, Volmarn, begehrt,
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zu vernemmen, wie die conferentz zu Lengerich abgeloffen, und als ich dessen
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summarisch anzeig gethan, daher auch von der protestirenden intentionibus

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in religionssachen materia discurrendi vorgefallen, hatt der Venetianische
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ambassador sich vernemmen lassen, er hette von denn Franzosen so vil ver-
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merkht, daß verhoffentlich dergleichen disputationes unß nit lang auffhalten
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solten. Sie gingen fast dahien, daß man den decursum annorum circa posses-
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siones seu detentiones bonorum ecclesiasticorum noch etwas mehrers erlen-
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gern möcht, und wofern es uff Ihr Kayserlicher Maiestät und der catholi-
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schen seitten kein bedenkhens haben solt, so wurden die Franzosen mit
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zuhalten und sich von denn Schweden weiter nit treiben lassen.

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Dise von denn mediatoren vernommene anzeig hab ich, Volmar, auff herr
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grafens von Nassau begehren alsbaldt herrn bischoffen von Oßnabrukh im
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beysein deß propstes von Landtsperg und Dr. Buschmans überbracht , damit
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sie solches auch den Churbayerischen und Brandenburgischen communicirn,
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man sich also allerseits darnach ze richten wissen möchte. Deßgleichen haben
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wir es auch den Spanischen communicirt mit occasion, daß herr Saavedra,
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gleich nachdem ich wider ze hauß war, selbst zu mir kommen und, waß der
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mediatorn anbringen geweßt, von mir zu vernemmen begehrt. Bei diser
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conferentz ist von unß zugleich gegen den mediatorn andung beschehen,
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daß der duca di Longavilla mit 12 trabanten und 12 hartschiern sich be-
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glaitten liess, mit remonstration der ungelegenheiten, so hierauß entstehen
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köndten, derentwegen sie uff mittel bedacht sein wolten, wie solches abze-
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stellen. Dann sollen es die Spanischen und endtlich wir auch also machen, so
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köndte es endtlich wol solche unglegenheiten causirn, die hernach nit mehr
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ze remedirn. Sie haben sich benommen, darunder handlung ze pflegen. Sag-
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ten aber dabei, der herr bischoff von Oßnabrukh hette mit seinem exempel
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hierzu ursach geben. Inter caetera dicebant, daß der d’Avaux und Servient
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noch heuttigen tags dem duca di Longavilla das predicat Altezza nit geben
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theten, unangesehen sie es vor ine gegen andern so hoch gesuecht hetten.
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28 Sodann] am Rande: Mediatores conqueruntur aduersus priuatas Bauarorum negocia-
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tiones.
Sodann, als wir inen neben anderm in puncto armistitii angedeüttet, waß unß
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herr bischoff von Oßnabrukh von dem duca di Longavilla selbst bei ime
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erstatteter visita vernommen ze haben angezeigt hette, haben sie sich sehr
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angefangen zu beschweren ob dergleichen absonderlichen negocirn; sagten,
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sie wüßten nit, worzu sie allhie weren, wann man es dergestalt machen wolt.
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Es causire nur allerhandt missverstande, und wie mehr man sich dergestalt
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gegen denn Franzosen heraußlasse, ie weniger werde man mit inen zum
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außtrag kommen. Wir haben inen geanttworttet, daß es unß selbst laidt
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were. Wir köndtens aber nit endern. Verhofften nit, daß dergleichen ob unß
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geclagt werden köndte, dann wir hetten von Ihr Kayserlicher Maiestät auß-
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truklichen bevelch, die mediatores in keinem weeg ze übergehen, inmaassen
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wir auch biß anher dabei verbliben weren.

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