Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 II 15

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1645 II 15
Mittwoch Mitteilung Rosenhanes: Schriftwechsel wegen Frei-
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lassung des Osnabrücker Domdechanten

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Anlage 23: Oxenstierna an Geleen 1645 I 25; Geleen an Oxenstierna 1645 I 25, II 9.
; da die Angelegenheit Botelho an die
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ksl. Generalität verwiesen worden ist, muß nach Meinung Oxenstiernas die
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Freilassung des Domdechanten ebenfalls bei den Generalen gesucht werden.

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Volmar bei W: Als nach Rückkehr von d’Avaux gestern die Mediatoren
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auf Übergabe der französischen Proposition drangen, haben die Franzosen
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zunächst die Auswechslung der Vollmachten verlangt. Gegenüber dem
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dänischen Sekretär Klein hat d’Avaux in Osnabrück noch folgende schwe-
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dischen
Bedingungen für die Übergabe der Propositionen genannt: 1. Er-
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scheinen
kurfürstlicher Vertreter in Osnabrück, 2. Ankunft einiger ihnen
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sonderlich nohtwendiger reichsstend, die schon unterwegs seien, 3. Pässe für
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die Mediatstände, besonders Stralsund. Da demnach Franzosen und Schwe-
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den
die Vollmachtsfrage nur als Vorwand benutzen, sollen nach Meinung
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der Ksl. die Mediatoren den Parteien die Originalvollmachten zeigen und
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ihnen Kopien überlassen. Und haben sie Kayserliche hierbey sonderlich
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dahin gesehen, daß man noch zur zeit zu keiner wurcklichen extradition

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und außwechßlung der volmachten solle schreitten, weillen noch so unge-
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wiß , ob und wan die Franzosen mit einiger haubtproposition herausgehen
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werden; auch in solcher ungewißheit nit pillig sein, daß mit auslifferung
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der volmacht sie, die Kayserliche, stehts und solang sie immer wollen gebun-
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den halten mogen, ihnen nach ihrem belieben zu gewartten, sondern daß in
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underlaßender außwechßlung gleichwol die Kayserliche Majestät eine offene
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hand behalten werde, wan man ye solte sehen, beym gegentheyl kein ernst-
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haffter fortgang der tractaten zu erhalten, sich eines andern zu resolviren.
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Die Spanier haben zunächst darauf bestanden, daß zuerst die französische
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Proposition den Mediatoren übergeben werde, sind jetzt aber mit einem Ver-
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gleich
der Originale ohne Herausgabe von Kopien einverstanden. Diese
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intention haben I. H. G. sich in genere wol gefallen laßen, aber quoad modum
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dafur gehalten, daß man eben denienigen brauchen solt, wie anfangs mitt
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auffweisung der vorigen volmachten geschehen, d. h. Erlaubnis zum Kopie-
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ren
und Rückgabe an die Mediatoren innerhalb einer festen Frist. Und
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were ihr sonderbar motivum, daß die Franzosische, wie sie verspührten,
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sich nit so willfahrig zu eroffnung ihrer proposition, alß zuvor, ehe der
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d’Avaux nacher Oßnabruck verraist, beschehen, erweisen thetten; dero-
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wegen man soviel da mehrer ursach, ihnen alle praetextus abzuschneiden.

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Warauf Volmari geandworttet, dieses werde bey den Kayserlichen kein
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bedenckens haben. Und also er sogleich von I. H. G. zum nuncio und
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Veneto gefahren, ihnen diese mainung endtdeckt, die sich solche allerdings
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wolgefallen laßen, und ubernommen, hierunter mit den Spanischen selbst
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weitter zue handlen, damit sie auff der Franzosen in eventum wieder die
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Spanische vollmacht einpringende obiectiones desto beßer andtwortten
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konten.

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Bericht Landsbergs: [...]. Chigi will wegen des Osnabrücker Domdechan-
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ten mit den Franzosen reden. Nach d’Avaux hat Oxenstierna zwar die
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Festnahme zur Erhaltung des Respektes der Krone gebilligt, aber die Frei-
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lassung befohlen, zumaln er seine revange multo nobilius zu nehmen ge-
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dencke . Auf die Erklärung Serviens wegen Behandlung Bayerns sei nicht
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viel zu geben; Servien sei ungehalten, daß W die vertrauliche Nachricht
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weitergegeben habe; die Entscheidung soll nun offenbar auf die Zeit der
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Minderjährigkeit des Königs beschränkt werden. Vom Kaiser solle ein neuer
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Befehl gekommen sein, es wegen der Kurfürsten beim Herkommen zu be-
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lassen ; Nassau soll den Bayern nicht mehr den Exzellenztitel geben wollen.
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Gegenüber Landsberg, der sofort Erkundigungen einziehen soll, bestreitet
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Nassau die Existenz einer solchen Weisung; wegen des Exzellenztitels be-
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zieht er sich auf den unterschiedlichen Gebrauch in der deutschen und in den
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romanischen Sprachen [...].

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Cuylla bei W: Wittgenstein und die beigeordneten klevischen Räte werden
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in wenigen Tagen in Hamm sein und habe Befehl, sich in allem mit W zu
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vergleichen. Bericht Ws über die Lage in Sachen des kurfürstlichen
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Empfanges. Erkundigung wegen des Durchzuges brandenburgischer Trup-

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pen
. Cuylla: Der Kurfürst beabsichtigt, im Frühjahr nach Kleve zu
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gehen und auch die Kongreßstädte zu besuchen, wobei er eine Leib-
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garde
von 500 Pferden benutzen will. W: Ein Patent Norpradts
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weist sie an, durch das Stift Münster und damit auch Osnabrück zu ziehen.
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Welches aber hiesigen stiffts rhäten, auch Ihrer Churfürstlichen Durch-
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laucht selbst f rembd vorkehme, zumaln den reichsconstitutionibus expresse
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zuwieder, daß dergleichen, und zwar welche keine kriegsvolcker, sondern
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fur eine leibguardi gehalten werden, dergestalt und in solcher anzaall ohn
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alle vorgangene requisition und in den reichsabschieden erforderte caution
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durch eines andern fursten land immediate gewiesen werden wollen. Sag-
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tens ihme zu dem endt, den graffen darvon zu advertiren, dan gewißlich,
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da es nit solte geändert werden, allerhand oppositiones und ungelegenheiten
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darauß endstehen dörfften. Und konten solche volcker gar wol einen
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andern weg, unberuhrt dieser beyder stiffter, alß gerad auß der graff-
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schafft Ravensperg nacher der Lippstatt, welches ohnedas Brandenburgisch
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were, und dem Marckischen zu nehmen. Und ob er wol darauf vermeld,
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daß sie gute ordre zu halten befelcht, so plieben doch I. H. G. dabey, sie
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hielten sich so wol, alß immer wolten, würden sie doch dem land und
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underthanen nichts hereinpringen. Darauf versprach er, den bericht ahn
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den graffen und sonst zur divertirung dieser volcker anderstwohin sein best
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zu thun.

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